Bewohner des Lauenburger Askanierhauses: „Das ist schlimmer als Gefängnis“

Günter Lang (96), Bewohner des Askanierhauses in Lauenburg, verliert langsam Geduld und Zuversicht. „Wir sind schon wieder in Quarantäne und dürfen unsere Zimmer nicht verlassen. Das ist schlimmer als Gefängnis und stinkt mir.“ Unterdessen leistet die Seniorenresidenz der Elbestadt Schützenhilfe und hat Patienten des überlasteten Johanniter-Krankenhauses Geesthacht aufgenommen. „Manchmal braucht es eine tröstende Geste“: „Wenn ich nicht so glücklich mit meiner Verlobten wäre und täglich mehrfach telefonieren könnte, wäre das nicht auszuhalten. Meine Tochter ruft auch jeden Tag an und kümmert sich, und meine drei erwachsenen Enkel sind bemüht, mich bei Laune zu halten, aber immer nur im Zimmer, das ist schon sehr einsam“, so der Senior, der auch Vorsitzender des Heimbeirats ist. In dieser Funktion könne er aber momentan nicht viel tun. „Wir dürfen ja nur telefonieren, manchmal aber braucht es eine tröstende Geste“. Tagesablauf ist immer derselbe: Sein Tagesablauf sei immer gleich: aufstehen, waschen, anziehen, drei Mahlzeiten aufs Zimmer. Da Günter Lang im Rollstuhl sitzt, kann er auch nicht mal eben durchs Zimmer laufen. „Ich freue mich, wenn ich Zeitung lesen kann. Mein CD-Player ist kaputt. Ich warte auf einen kleinen Kühlschrank, gekühlt schmeckt der Tomatensaft einfach besser“, sagt der ehemalige Polizeibeamte aus Neumünster, der wegen seiner in Schwarzenbek lebenden Tochter in Lauenburg gelandet ist – nach einem Treppensturz in seinem Haus vor vier Jahren. „Bis dahin habe ich allein gelebt und war autark.“ Witwer Günter Lang, der 67 Jahre verheiratet war, hat immer was zu erzählen, hier sein Tipp für Paare, „die heute leider schnell wieder auseinander gehen, sowie es mal Probleme gibt.“ Sein Geheimnis für eine gute Beziehung: „Die Ehe ist ein Geben und Nehmen. Beide müssen sich anstrengen und zwar immer.“ Auch politisch ist dieser meist gut gelaunte Ausnahme-Senior noch immer interessiert. Auf Bundeskanzlerin Angela Merkel hält er große Stücke. „Die hat ihre Sache 16 Jahre lang gut gemacht. Ihre Flüchtlingsentscheidung kam von Herzen. Man darf die Hoffnung nicht verlieren.“ Infizierung vermutlich außerhalb des Heimes: Philipp Staneck, Geschäftsführer im Askanierhaus, auf die erneute Quarantäne angesprochen – neun Bewohner und drei Mitarbeiter wurden Ende vergangener Woche positiv getestet, niemand zeigte Symptome, alle sind zwei Mal geimpft – zur momentanen Situation: „Wir haben aktuell eine Bewohnerin im Wohnbereich von Herrn Lang, die positiv getestet wurde. Leider mussten wir erfahren, dass die Angehörige ihre Mutter, die positive Bewohnerin, nach mehreren Zahnarztterminen Ende Januar immer noch mit nach Hause zur Familie mitgenommen haben soll. Wir vermuten sehr stark, dass sie sich dort infiziert hat. Dies ist dann durch einen Routine-Schnelltest in der Einrichtung aufgefallen.“ Die Lage sei zwar unter Kontrolle, aber der Wohnbereich müsse natürlich sicherheitshalber unter Quarantäne gestellt werden. Gleichzeitig seien aber alle Heimbewohner und ein Großteil des Personals bereits das zweite Mal geimpft, so dass das Gefahrenpotenzial als äußerst gering einzuschätzen sei. Lesen Sie auch Inzidenz im Herzogtum Lauenburg steigt leicht an Corona-Ausbruch im Pflegeheim Askanierhaus: So quälend ist der Alltag für die Bewohner Corona: Die Chronik des Pandemie-Jahres im Herzogtum Lauenburg Unterstützung für Johanniter-Krankenhaus: Gleichzeitig habe das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht das Askanierhaus darum gebeten, zwei asymptomatische positiv-getestete geriatrische Patienten aufzunehmen, da dort aktuell dringend Bettenkapazitäten für schwere Krankheitsverläufe benötigt würden. „Natürlich birgt dies für uns ein gewisses Risiko, da wir ’positive Coronafälle’ in der Einrichtung haben, aber wir sind der festen Überzeugung, dass die Bekämpfung von Corona eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist“, so Staneck. Deshalb habe sich sein Haus nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt bereit erklärt, das Krankenhaus – und damit mittelbar auch schwer an Covid erkrankte Menschen – zu unterstützen, „indem wir asymptomatische Menschen bei uns aufnehmen, die nicht mehr alleine zuhause leben können“. Nach den bisherigen Erfahrungen habe das Askanierhaus Vertrauen in seine Hygienemaßnahmen und könne die großangelegten Studien aus Israel über die Schutzwirkung des Pfizer/Biontech-Impfstoffs nach der zweiten Impfdosis nur bestätigen. „Insgesamt gehen wir also davon aus, dass kein signifikantes Gefahrenpotenzial besteht und auch die Quarantänemaßnahmen bald wieder aufgehoben werden können“, so der Geschäftsführer. Von Silke Geercken