Bombenblindgänger in Geesthacht entdeckt

Schreck für einen Baggerfahrer auf der Großbaustelle der Hafencity in Geesthacht: Am Donnerstagmittag schrammte er gegen 12 Uhr mit seiner Baggerschaufel auf dem Baufeld für die „Elbterrassen III“ an der Steinstraße plötzlich über einen metallischen Gegenstand. Er schaute nach und vermutete direkt einen Bombenblindgänger. Ein Verdacht, den der von der Polizei hinzugezogene Kampfmittelräumdienst aus Groß Nordsee wenig später nach einer Besichtigung vor Ort bestätigte. Da die Experten an diesem Freitag in Kiel im Großeinsatz sind, soll die Entschärfung in Geesthacht erst nächste Woche erfolgen. „Die Bombe bleibt dort auf der Baustelle liegen, da besteht weiter erstmal keine Gefahr“, erklärte Polizeisprecherin Sandra Kilian den LN. Am Montag soll es eine Lagebesprechung mit Kampfmittelräumdienst, Behörden, Feuerwehr und Polizei geben. Dort werden dann die nötigen Maßnahmen beschlossen, so Sandra Kilian. Bei dem Blindgänger soll es sich wohl um eine 250-Pfund-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg handeln. Polizisten sollen das eingezäunte Baufeld bis zur Entschärfung bewachen – gegen 16 Uhr waren am Donnerstag allerdings keine Beamten vor Ort. Zuletzt hatte es 2018 im Juni auf den Lauenburger Elbwiesen eine große Entschärfung gegeben. Damals war bei einer gezielten Kampfmittelsondierung anhand ausgewerteter Luftbilder eine zerschellte 500-Pfund-Bombe entdeckt worden. Ihr Heck war zerfetzt, vorn steckten noch der Zünder und Sprengstoff drin. Der Kampfmittelräumdienst konnte den heiklen Blindgänger sichern. 2010 war man bei Arbeiten für die Geesthachter Fischtreppe am Stauwehr ebenfalls auf eine 500-Pfund-Bombe gestoßen. Der Baukonzern Züblin, der die Mehrfamilienhäuser der „Elbterrassen III“ für die Wohngenossenschaft Bergedorf-Bille, die Wohnraumentwicklung Geesthacht und für private Käufer errichtet, hatte das Baufeld vor Beginn der Bauarbeiten vor eineinhalb Wochen sondieren lassen. „Aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es auch bei solchen Sondierungen nicht. Gerade wenn, wie hier, Altbestand abgebrochen wurde, gibt es manchmal Störquellen, die die Ergebnisse verfälschen“ sagte Olaf Dose, Prokurist bei Züblin, auf Anfrage. „Jetzt liegt erstmal alles still“, berichtete er. 140 Wohneinheiten umfasst das 57-Millionen-Euro-Projekt am Hafenrand auf dem Areal des ehemaligen städtischen Bauhofes, der dafür abgerissen wurde. Möglicherweise handelt es sich bei dem Blindgänger um eine fehlgeleitete Bombe von einem Luftangriff am 7. April 1945 auf die Sprengstofffabriken in Krümmel und in den Besenhorster Sandbergen. An dem Tag waren im Bereich Düneberg 1800 Bomben von den Alliierten abgeworfen worden. 182 Menschen starben bei dem Angriff. Über Krümmel wurden zeitgleich 1000 Fliegerbomben abgeworfen. Während der Entschärfung werden voraussichtlich Anwohner der Hafencity ihre Wohnungen verlassen und Firmen im nahen Gewerbegebiet ihre Arbeiten einstellen müssen. Von Timo Jann