Büchen: Das sind die Probleme der Friedegart-Belusa Gemeinschaftsschule

Die Grundschule und die Gemeinschaftsschule in Büchen boomen. Legt man den Schulentwicklungsplan zugrunde, fehlen in den kommenden Jahren sieben Grund-, 17 Gemeinschaftsschul-Klassenräume sowie Fachräume, Gruppenräume und eine größere Mensa. Während seitens der Büchener SPD und der Aktiven Bürger Büchen (ABB) keine Bedenken zu der 13-Millionen-Euro Investition geäußert werden, haben die Büchener CDU und viele Vertreter der anderen Gemeinden des Schulverbandes erhebliche Bauchschmerzen. Grund ist vor allem die finanzielle Belastung der kommunalen Haushalte der Dörfer um Büchen herum. Auftrag ohne Beschluss vergeben: Hinzu kommt, dass Schulverbandsvorsteher Axel Engelhard (ABB) offenbar das Vertrauen vieler Vertreter der Gemeinden verloren hat. Engelhard hatte einen Auftrag für den Bau eines Fahrradstandes erteilt, ohne dass die Schulverbandsversammlung einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte. Der Unterstand für 54 Fahrräder sollte 123 000 Euro kosten – etwa 1900 Euro je Stellplatz. Der Fall liegt jetzt bei der Kommunalaufsicht. Nach Bekanntwerden des Vorfalls stoppte in der jüngsten Verbandssitzung eine Mehrheit der Schulverbandsversammlungs-Mitglieder die Entscheidung zum Bau der Schule. Nach LN-Informationen wird inzwischen von einem Teil der Mitglieder auf eine Ablösung Engelhards als Vorsteher gedrängt. Als Nachfolgerin ist die SPD-Politikerin Gitta Neemann-Güntner im Gespräch. Gegenwind aus den eigenen Reihen für die SPD: Neemann-Güntner hat jüngst allerdings gerade erst die Bedenkenträger zu der Finanzierung der Schulerweiterung scharf angegriffen und von einer „rückwärtsgewandten Schulpolitik“ gesprochen. „Eine konservative Mehrheit im Schulverband“ unter der Führung des Büchener CDU-Fraktionsvorsitzenden Henning Lüneburg habe alle Pläne gekippt, schreibt die SPD-Kommunalpolitikerin in einer Mitteilung. Die CDU sei bildungspolitisch in Büchen auf einem Irrweg und wäre gut beraten, sich mit allen Schulverbandsvertretern zu einigen. Neemann-Güntner bekommt allerdings auch Gegenwind von Parteifreunden. „Bei diesen 13 Millionen muss man sich doch fragen, welche Gemeinde sich das überhaupt noch leisten kann“, sagt Roseburgs Bürgermeister Otto Lübke (SPD). In einem Ruck sei das alles nicht zu stemmen. „Wir brauchen da eine andere Lösung“, sagt Lübke. Parteiübergreifende Mehrheit sieht offene Fragen: Und auch der von Neemann-Güntner persönlich angegriffene Lüneburg weist auf die Fakten hin und bezeichnet Neemann-Güntners Auslassungen als „Schlagen auf die Wahlkampfpauke“. Die Mehrheit der Bürgermeister im Schulverband, die der Schulerweiterung nicht zugestimmt haben, gehöre der örtlichen Wählergemeinschaft an. Und auch Sozialdemokraten hätten nicht zugestimmt. Dass es Raumbedarf gebe, sei unstrittig. Es gebe aber bezüglich der Größe des Raumbedarfes unterschiedliche Auffassungen. Und nicht zuletzt gebe es unterschiedliche Auffassungen, ob die Vorlage mit der gesamten Bauweise tatsächlich die beste Lösung sei. Und auch für Büchen müsse die Entscheidung wohlüberlegt werden. Denn nicht zuletzt seien es „die Schülerinnen und Schüler von heute und morgen, die die Finanzierungslast der Schule künftig tragen und die wir mit den Schulden belasten“, warnt Lüneburg. Es gehe hier nicht um Blockadehaltung oder um parteipolitisches Kleinklein. Büchen will Gastschüler loswerden: Das seit Jahren oder fast Jahrzehnten scheinbar nicht zu bremsende Wachstum der Büchener Schulen hat mehrere Gründe. Zum einen treibt vor allem die Gemeinde Büchen seit Jahren ein Bevölkerungswachstum voran. Eine Beschränkung dafür gibt es anders als in den kleinen Amtsgemeinden durch den Landesentwicklungsplan nicht. Außerdem war es Standortpolitik, über möglichst viele Gastschüler aus Nicht-Schulverbandsgemeinden die Grundlage für Argumente der Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe zu legen. Aus 38 Gemeinden kamen damals die Schüler in Büchen, freute man sich einst. Hinzu kam, dass durch die Einrichtung von G8 an vielen Gymnasien Schüler teilweise an die Gemeinschaftsschulen mit G9 flüchteten, darunter in Fall Büchen viele Schwarzenbeker. Und für die Oberstufe wurden Räume benötigt. Heute – mit eingerichteter gymnasialer Oberstufe, möchte man Gastschüler wieder loswerden und möglichst keine neuen aufnehmen. Schulverbandsvorsteher Axel Engelhart bezeichnete die Gastschüler zuletzt als „Trittbrettfahrer“. Platz für benötigte Sporthalle fehlt: Nicht zuletzt hatte auch die Schließung der Grundschule in Gudow und später der Büchener Außenstelle Siebeneichen zusätzlich Schüler nach Büchen gespült. Wie viele, hängt von der Betrachtungsweise ab. Allerdings hat gerade wieder die Grundschule Siebeneichen in Trägerschaft der Stiftung der Nordkirche eröffnet und auch in Gudow gibt es wieder eine Schule. Entwicklungen, die im Schulentwicklungsplan nicht berücksichtigt sind. Doch in Büchen gibt es ein weiteres Problem: den Platz. Unter anderem, weil auf dem Gelände des Schulverbandes die Büchener Wiesenkita gebaut wurde, fehlt nun der Platz auch für die dringend benötigte zusätzliche Sporthalle. Abgesehen davon, dass die Kosten dafür – eine Dreifeldsporthalle kostet bis zu sechs Millionen Euro – noch gar nicht in den bislang aufgerufenen 13 Millionen Euro enthalten sind, kann ohne zusätzliche Hallenkapazitäten die im Lehrplan vorgesehene Anzahl von drei Sportstunden pro Woche nicht gegeben werden. Schulverbandshaushalt immer ausgeglichen: Sollte die Schulaufsicht dann später die Strategie der strukturellen Sport-Unterversorgung rügen, hätte der Schulverband ein Problem. Doch auch dafür scheint schon ein Plan in der Schublade zu liegen: der Bau einer Sporthalle auf Büchener Gemeindegrund durch die Gemeinde Büchen. Eine Anlage, die der Schulverband dann von der Gemeinde Büchen mieten müsste – die zusätzlichen Kosten würden dann durch eine weitere Anhebung der Schulverbandsumlage getragen. Richtig ist dabei die von politischer Seite geäußerte Aussage, dass der Haushalt des Schulverbandes alles finanziell verkraften kann. Denn ein Verbandshaushalt ist per se immer ausgeglichen, weil er durch die Schulverbandsumlage immer ausgeglichen wird. Die erhöhten Ausgaben müssen dann die Gemeinden in ihren Haushalten als Pflichtaufgabe tragen – und gegebenenfalls an anderer Stelle sparen. Die nächste Sitzung des Schulverbandes ist Anfang November. Von Holger Marohn