Büchen: Grundschule wird für neun Millionen Euro erweitert

Der Schulverband Büchen hat den Startschuss für die umstrittene Erweiterung des Schulzentrums gegeben. Einstimmig haben die Vertreter der Gemeinden beschlossen, für die Grundschule einen Anbau mit 20 Klassen- und acht Gruppenräumen zu errichten. Durch die Erweiterung frei werdende Klassenräume sollen künftig von der offenen Ganztagsschule genutzt werden. Außerdem wird ein Raum zum Physikraum für die Gemeinschaftsschule umgebaut. Für diesen Abschnitt der Erweiterung sind neun Millionen Euro freigegeben. Ursprünglich war auch eine Erweiterung der Gemeinschaftsschule diskutiert worden. Gegen das finanzielle Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro hatte es jedoch Widerstand aus den kleineren Gemeinden gegeben. Mit dem nun gefundenen Kompromiss einer Arbeitsgruppe soll die Erweiterung auf den Weg gebracht werden. Gemeinschaftsschule enttäuscht: Für den Platzbedarf der Gemeinschaftsschule hingegen sollen als Übergangslösung erst einmal Container bereitgestellt werden. In einem zweiten Schritt soll dann die Erweiterung der Gemeinschaftsschule angegangen werden. Mit dem Entzerren der Baumaßnahmen ist auch die Hoffnung verbunden, Zugriff auf Förderprogramme zu bekommen. Außerdem gibt es die Idee, dass die ohnehin für die Bauzeit an der Grundschule benötigten Container länger stehen bleiben könnten und so anschließend von der Gemeinschaftsschule als Entlastung genutzt werden könnten. So soll das Schulzentrum wachsen „Ich freue mich, dass da Bewegung reingekommen ist. Aber es kann für uns keineswegs zufriedenstellend sein, sich auf die Grundschule zu beschränken“, sagte Dr. Harry Stossun, Leiter der Gemeinschaftsschule. Ein Problem der Gemeinschaftsschule ist der durch die gewünschte Inklusion erforderliche größere Raumbedarf. „Mit 30 Schülern in einer Klasse können wir keinen Unterricht machen, der der Inklusion gerecht wird“, warnte Stossun. Große Mobilklassen besser als zu kleine Klassenräume: „Bislang haben wir mit dem lernförderlichen Umfeld geworben. Ich kann es aber nur schwer ertragen, den Eltern erklären zu müssen, dass die Schüler möglicherweise in Containern unterrichtet werden müssen“, sagte Stossun. Gitta Neemann-Güntner (SPD) forderte, den Containereinsatz noch einmal zu überdenken. „Ich befürchte, dass die Container doppelt so teuer werden“, sagt Neemann-Güntner. Besenthals Bürgermeister Florian Schmidt bezeichnete moderne Cointainer mit einer Größe von 80 Quadratmetern besser, „als 30 Kinder in einem Klassenraum von 59 Quadratmetern“ zu unterrichten. „Wir werden einen zeitlich begrenzten Boom mit Containern leicht abfedern“, so Schmidt. „Sie haben hier argumentiert, dass die Bürger mit vielen Wünschen auf ihre Gemeinde zukommen. Aber was ist denn hier wichtiger als die Schulbildung unserer Kinder“, warnte eine Mutter. „Wenn kein Geld da ist, dann möchte ich von den Herren jetzt und hier wissen, wofür sie das Geld denn dann ausgeben.“ Wegen der Bildung aufs Land gezogen: Außerdem warf die Mutter den Gemeinden vor, die Bürger zu belügen: „Es machen alle Werbung damit, wir haben Geld für die Kinder, wir machen den Kindergarten flott, wir machen die Krippe für euch. Alle Eltern, die hierher gezogen sind wissen, dass das alles gelogen ist. Und jetzt machen wir mit der Schule weiter. Ich kann doch jetzt schon die Bildung hier in die Tonne treten. Und ich kann mir überlegen, dass ich wieder nach Hamburg ziehe. Dann kann ich meine Kinder lieber auf eine Privatschule schicken. Denn das ist hier doch ein Witz“, so die Mutter weiter. Lesen Sie auch: So soll das Schulzentrum Büchen wachsen Bürgermeister stoppen Schulbauprojekt in Büchen LN-Test: Wie einladend sind die Bahnhöfe im Herzogtum Lauenburg? Ratzeburger Herrenhaus: Ehemalige Domprobstei gehört jetzt dem Kreis „Wir ziehen hier auf Land wegen unserer Kinder, weil sie hier eine gute Ausbildung bekommen und nicht wegen der Landschaft – oder vielleicht doch auch. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder in den Autoabgasen leben und wollen, dass sie eine bessere Bildung bekommen.“ Kleine Gemeinden an finanzieller Belastungsgrenze: Zumindest der Forderung nach der Offenlegung der Gemeindefinanzen kam Witzeezes Bürgermeister Dennis Gabriel nach. „Wir haben als Gemeinde eine Finanzkraft von etwa einer Million Euro“, sagte Gabriel. Dem gegenüber stünden verpflichtende Ausgaben von etwa 350 000 Euro Kreisumlage, etwa 200 000 Euro Amtsumlage für die Verwaltung in Büchen, etwa 200 000 Euro für den Schulverband sowie Ausgaben für die Kindertagesstätten von nach einer ersten Schätzung von 250 000 Euro. „Da bleibt quasi nichts mehr über. Aber ich habe auch noch eine Feuerwehr, die ich betreiben muss, ich muss die Straße und Wege in der Gemeinde unterhalten, ich habe Gemeindearbeiter und ein Jugendzentrum und diverse andere Ausgaben“, so Gabriel. Aber auch Büchen ist mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von mehr als 5000 Euro die mit Abstand am höchsten verschuldetste Gemeinde des Kreises. Büchen darf unbegrenzt wachsen: Und wenn er sich schon jetzt den Anteil der Schulden des Schulverbandes seiner Gemeinde von 500 000 Euro anschaue, sei das die Hälfte seines Jahresetas. „Und jetzt kommen noch einmal neun Millionen Euro hinzu, von denen wir alle nicht wissen, woher wir das Geld dafür nehmen sollen. Als ein Problem sehen die kleinen Gemeinden, dass vor allem Büchen wächst und damit vorrangig für den künftigen Platzbedarf verantwortlich ist. „Mann kann nicht sagen, dass die kleinen Gemeinden dafür verantwortlich sind, dass die Schule wächst“, sagt Gabriel mit Verweis auf die Pläne Büchens von insgesamt 992 neuen Wohneinheiten. Hintergrund ist, dass die kleinen Gemeinden in ihrem Wachstum von der Landesplanung in der Regel auf zehn Prozent ihrer Bevölkerung im Zeitraum von 2018 bis 2030 beschränkt werden, während Büchen einer solchen Begrenzung nicht unterliegt. Schulverbandsumlage neu berechnen: Eine Lösung, ein Zeichen in Richtung der kleineren Schulverbandsgemeinden zu setzen, wäre, die Schulverbandsumlage stärker als bisher an die Zahl der Schüler aus den jeweiligen Gemeinden zu koppeln. Eine entsprechende Berechnung, wonach 80 Prozent statt bisher 50 Prozent der Kosten auf die Schülerzahl und 20 Prozent auf die Finanzkraft umgelegt werden, hatte Schulbandsvorsteher Axel Engelhard im Frühjahr in Auftrag gegeben und zur Juni-Sitzung veröffentlichen lassen. Diskutiert wurde das Papier bislang aber nicht. Von Holger Marohn