Corona-Babyboom im Lauenburgischen? Deutlich mehr Geburten in Ratzeburg

Erlebt das Herzogtum Lauenburg gerade einen Babyboom? Zu Beginn des ersten Lockdowns im März wurde spekuliert, ob daraus eine Generation von „Corona-Babys“ entstehen würde – jetzt, wo viele Paare sehr viel mehr Zeit zu zweit haben. Die ersten Babys aus dieser Zeit hätten ab Dezember geboren werden müssen, und siehe da: Vor allem in Ratzeburg wurden in den vergangenen Wochen deutlich mehr Kinder als sonst geboren. Der Standesbeamte Andreas Sasse hat einen Überblick über alle Zahlen und Entwicklungen der vergangenen Jahre: Zwar gab es 2020 insgesamt etwas weniger Geburten: 284 waren es 2020, 302 in 2019. Auffällig sei aber ein ungewöhnlich starker Anstieg im Dezember gewesen – zumal die Zahlen zum Jahresende hin tendenziell zurückgehen. Der Trend setzt sich im neuen Jahr fort: Schon jetzt hat das Standesamt 30 Geburten eingetragen. Zum Vergleich: Im Januar 2019 waren es 23. „Das ist schon viel für Ratzeburg. Im vergangenen Jahr haben wir diese Zahl erst Anfang Februar“, sagt Andreas Sasse. 30 Prozent weniger Hochzeiten in Ratzeburg: Auch in Geesthacht wurden dem Standesamt mehr Geburten als in den Jahren zuvor gemeldet, 765 um genau zu sein. Stadtsprecherin Wiebke Jürgensen weist ausdrücklich darauf hin, dass es bei diesen Zahlen immer wieder Schwankungen gäbe. 2017 wurden in Geesthacht immerhin 750 Geburten gezählt. Von einem klaren Trend könne man hier also noch nicht sprechen – dennoch sind die Zahlen immerhin um sieben Prozent höher als 2018 und 2019. Auch bei den Hochzeitszahlen gibt es in Geesthacht immer wieder Schwankungen, aber: Während 2017 noch 129 Paare getraut wurden, waren es 2020 gerade einmal 87. Am auffälligsten ist dieser Trend aber in Ratzeburg: „Wir haben einen Rückgang von Eheschließungen von rund 30 Prozent verzeichnet“, sagt der Standesbeamte Andreas Sasse. In Zahlen heißt das: 2019 haben er und seine Kollegen 126 Paare getraut, 2020 waren es „nur“ 90. Vor allem auswärtige Hochzeitsgesellschaften aus anderen Bundesländern, die die Insellage der Stadt gern für ihre Feierlichkeiten nutzen, wären ausgeblieben. Der Grund: die Corona-Kontaktbeschränkungen. Im vergangenen März und April waren für ein paar Wochen keine Touristen in Schleswig-Holstein erlaubt. „Das sind die Hochzeiten, die uns am Ende gefehlt haben“, bestätigt Sasse. „Haben so viel Zeit miteinander verbracht – dann können wir auch heiraten.“: Die Trauungen, die stattgefunden haben, waren anders. Zeitweise waren nicht einmal Trauzeugen zu der Zeremonie zugelassen – nur Andreas Sasse und das Brautpaar. Allen Einschränkungen zum Trotz: So ganz hält selbst eine Pandemie die Paare in Ratzeburg dann doch nicht davon ab, eine Hochzeit zu planen, sagt der Standesbeamte. Das würden die Anmeldungen für eine Trauung zeigen, die unverändert bei ihm eingehen. Es sei für Eheleute in spe aber auch in diesem Jahr angebracht, sich zu überlegen, wie sie ihre Trauung unter Corona-Bedingungen planen würden – auch wenn der Termin erst im Sommer ist. Lesen Sie auch Krankenhäusern im Kreis Herzogtum Lauenburg gehen Intensivbetten aus Kreisjugendring Herzogtum Lauenburg: „Unser Jahresprogramm setzt auf Hoffnung“ Kaum Sitzungen im Herzogtum: Bremst Corona das politische Leben aus? Auch in Mölln gab es einen leichten Rückgang bei den Hochzeiten, während in Lauenburg an der Elbe etwa gleich viele Paare (131) wie 2019 (128) getraut wurden – und das, obwohl die Stadt laut Standesbeamtin Angelia Thiede gerade bei auswärtigen Paaren eigentlich sehr beliebt ist. An die durfte sie aber seit März keine Termine mehr vergeben, obwohl sie weiterhin viele Anfragen bekommt – die sie leider alle ablehnen muss. Einen leichten Anstieg bei den Trauungen gibt es auch beim Standesamt Lauenburgische Seen. Viele Brautpaar begründen ihre Entscheidung vor der Standesbeamtin Susanne Raben-Johns so: „Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht – dann können wir auch heiraten.“ Von Sophie Schade