Corona: Überlastetes Gesundheitsamt Ratzeburg sendet Hilferuf

Die Zahl der Corona-Infektionen im Kreis Herzogtum Lauenburg steigt nahezu ungebremst. Seit Wochen arbeiten die Mitarbeiter oberhalb ihrer Belastungsgrenze und auch regelmäßig am Wochenende. Ein besonders hoher zeitlicher Aufwand ist dabei die Kontaktermittlung – auch weil die Menschen auf einen entsprechenden Anruf nicht vorbereitet sind. Eine Woche vor den Feiertagen kommt nun ein Hilferuf aus dem Gesundheitsamt. Denn diese Ermittlung ist für die Eindämmung essenziell. Zeit bis zum Anruf des Gesundheitsamtes nutzen: „Sie können den Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes helfen, indem Sie benötigte Daten für den Fall eines Anrufes durch das Gesundheitsamt bereitlegen beziehungsweise vorbereiten“, bittet der Kreis. Sobald Bürger über ihre Infektion informiert sind, sollten diese unverzüglich Kontaktlisten mit Kontaktdaten anlegen, so die Bitte um Mithilfe. „Sollten Sie selbst positiv auf das Sars-CoV-2-Virus getestet werden, wird das Gesundheitsamt über Ihren Befund informiert und nimmt schnellstmöglich Kontakt mit Ihnen auf. Erfahrungsgemäß dauert die Übermittlung von Laborbefunden an das Gesundheitsamt jedoch länger als zu Ihnen, sodass Sie bereits vorher über Ihr Testergebnis informiert sind. Während dieser Zeit sollten Sie bereits eine Liste mit Ihren letzten Kontakten vorbereiten“, heißt es in dem Aufruf. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Betroffene häufig erst bei einem Anruf des Gesundheitsamtes mit dem Suchen anfangen“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert. Daten von Ärzten bereithalten: Da würde es helfen, wenn Name, Anschrift und Telefonnummer des Hausarztes und eines Ansprechpartners beim Arbeitgeber schon bereitliegen würden. „Bei Dialyse-, Strahlen-, Chemotherapie oder ähnlichen fortdauernden Behandlungen, halten Sie bitte auch die Kontaktdaten Ihrer behandelnden Praxis oder Klinik bereit“, bittet das Gesundheitsamt. Dies reduziere den Zeitaufwand der Gesundheitsermittler ganz erheblich und sorge dafür, dass bei der Kontaktermittlung auch wichtige Zeit gewonnen werde. Lesen Sie auch Bürgermeister Wiegels: "Ipsos-Fortgang schmerzlicher Verlust für Mölln" Corona: Blick hinter die Kulissen des Gesundheitsamtes in Ratzeburg Fischtreppe: Sorgen um Wanderweg für Elbfische bei Geesthacht Die ebenfalls erforderliche Liste von Kontaktpersonen sollte bis zwei Tage vor Symptombeginn oder, falls keine Symptome vorhanden sind, bis zwei Tage vor Abstrichnahme zurückgehen. „Listen Sie nach Möglichkeit alle Kontaktpersonen möglichst mit Kontaktdaten auf“, so die Bitte. Unverzüglich in häusliche Isolation begeben: Sollten Kinder betroffen sein, sollten Betroffene ebenfalls die Schule oder Kita über den Befund schnellstmöglich schon selbst informieren, damit die Einrichtung entsprechende Sofortmaßnahmen bereits ergreifen kann, bevor das Gesundheitsamt den Kontakt herstellen könne. „Begeben Sie sich möglichst ohne Umwege direkt in häusliche Isolation, vermeiden Sie Kontakt zu anderen Menschen und warten auf den Anruf des Gesundheitsamtes“, so der dringende Appell. „Falls möglich informieren Sie auch Ihre letzten Kontaktpersonen über Ihren Befund und, dass sich das Gesundheitsamt demnächst auch bei diesen melden wird.“ Bitte Kontakttagebuch führen: Unabhängig von einer Infektion empfehlen die Gesundheitsaufseher das Führen eines Kontakttagebuches. Bereits im Oktober hatte Sandro Ulrich die Bürger um diese Unterstützung gebeten. „Die Mitteilung über eine Corona-Infektion sorgt nachvollziehbarerweise für eine Stresssituation bei den Betroffenen“, sagt Ulrich. Da sei es hilfreich, wenn man sich in dieser Zeit bereits vorher in einem Tischkalender oder einer anderen Form regelmäßig aufgeschrieben habe, wann man wo war und vielleicht auch, wen man getroffen habe. Damit könnten die Bearbeitungszeiten für die Kontaktpersonenermittlung erheblich verkürzt und ansonsten erforderliche Rückrufe vermieden werden. Allein seit dem 1. Dezember wurden durch den Kreis 1148 Kontaktpersonen zu 301 Indexfällen kontaktiert, also etwa 100 Erstanrufe am Tag, auch an den Wochenenden. Am Mittwochnachmittag, 16. Dezember, (Stand 13 Uhr) gab es im Kreis Herzogtum Lauenburg insgesamt 1383 labordiagnostisch bestätigte Fälle einer SARS-CoV-2-Infektion und damit 30 mehr als noch am Vortag. Davon gelten 967 Personen wieder als genesen, 26 waren im Zusammenhang mit einer Infektion verstorben. Der Inzidenzwert lag am Mittwoch bei 70,2 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern in 7 Tagen, Tendenz steigend. Von Holger Marohn