Corona: Viele Covid-Patienten auf den Intensivstationen im Herzogtum Lauenburg

Liegen im Herzogtum Lauenburg besonders viele Corona-Patienten auf den Intensivstationen? Mit 27,78 Prozent (Stand: Freitag 17 Uhr) hat der Kreis laut Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) den höchsten Anteil von Covid-19-Patienten an belegten Intensivbetten in Schleswig-Holstein. Aber die Zahlen täuschen: Dr. Andreas Schmid, ärztlicher Leiter des DRK-Krankenhauses Mölln-Ratzeburg, weist darauf hin, dass es im Herzogtum im Verhältnis zur Einwohnerzahl nur wenige Intensivbetten gibt. Auf 195 000 Einwohner kommen laut DIVI-Register 18 Betten. Fünf davon sind aktuell mit Corona-Patienten belegt. Der einzelne Patient hat also einen großen Einfluss auf die Statistik. Zum Vergleich: Für Lübeck mit rund 217 000 Einwohner sind hier 138 Intensivbetten ausgewiesen, von denen sieben mit Covid-Patienten belegt sind – zwei mehr als im Lauenburgischen. Die sehr unterschiedliche Bettendichte schlägt sich auch in der Zahl der freien Kapazitäten nieder: Im Lauenburgischen waren es am Freitagabend vier, in Lübeck 29 Betten. Infektionszahlen nur für Erkrankte ab 70 ausweisen? Dazu verweist Andreas Schmid auf die Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen im Südkreis. Hier habe das Krankenhaus in Ratzeburg mit seinen Kapazitäten ausgeholfen. Wer die Corona-Lage in den Krankenhäusern also realistisch einschätzen möchte, muss nicht auf die reinen Infektionszahlen schauen, sondern auch auf das Alter der Erkrankten. Dr. Timo Rath, ärztlicher Leiter und Chefarzt der Intensivmedizin am Johanniter-Klinikum in Geesthacht, verweist auf den Virologen Christian Drosten: In seinem Podcast habe er bereits empfohlen, die Zahl der Patienten über 70 gesondert auszuweisen. Lesen Sie auch Neue Verordnung für SH: Diese verschärften Corona-Regeln gelten ab 11. Januar Corona-Schnelltest für Schleswig-Holstein in Lübeck, Kiel, Hamburg, Flensburg Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind aktuell frei? Corona: Schon 23 900 Schleswig-Holsteiner geimpft Ohnehin hätte das Lauenburgische schon während der ersten Welle eine hohe Inzidenz gehabt. Rath sieht den Grund dafür in der Nähe zu Hamburg. Auch andere angrenzende Kreise wie Stormarn oder Pinneberg hätten stets hohe Infektionszahlen zu verzeichnen. In der Notaufnahme des Johanniter-Klinikums steht außerdem ein PCR-Testgerät bereit, erklärt Timo Rath. Wer Sorge vor der Mutation des Virus hat, das sich zuerst in Großbritannien ausgebreitet hat, kann hier beruhigt sein: „Das Gerät erkennt auch die neuen Virusstämme“, versichert Rath. Gesucht: Pflegepersonal: Was nützen am Ende aber die freien Intensivbetten, wenn es kein Pflegepersonal gibt, das die Corona-Patienten versorgen kann? „Der Markt ist leergefegt“, sagt Andreas Schmid, auch wenn mit allen verfügbaren Kräften nach neuen Pflegerinnen und Pflegern gesucht wird. Und bei dieser Suche ist Finderglück gefragt, denn das Personal auf einer Corona-Station muss speziell geschult sein, um zum Beispiel komplizierte Beatmungsgeräte bedienen zu können. Selbst das vorhandene Personal sei manchmal nicht in vollem Umfang verfügbar, wenn sie wegen einer Corona-Infektion im privaten Umfeld in Quarantäne müssen. Von Sophie Schade