DRK Rettungsdienst im Lauenburgischen drohen hohe Verluste

Etwa 31 700 Einsätze fahren die Rettungswagen im Kreis Herzogtum Lauenburg im Jahr. Neben 16 400 Notfalleinsätzen gehören dazu im vergangenen Jahr auch 15 300 Krankentransportfahrten. Zusammen kosten diese Einsätze einschließlich der erforderlichen Verwaltung und dem Material allein in diesem Jahr mehr als 17 Millionen Euro – in etwa kostendeckend finanziert von den Krankenkassen als Kostenträger des Rettungsdienstes über Einsatzpauschalen. So war es zumindest bislang. Doch durch die Corona-Situation drohen dem Rettungsdienst nun erhebliche Verluste. Wie hoch diese am Ende sein werden, sei noch nicht zu beziffern, heißt es vom DRK. Allerdings gehe man von „erheblichen“ Verlusten aus. „Zum Glück ist hier erst einmal der Kreis eingesprungen um die Liquidität zu sichern“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Peter Timmermanns. Kosten deutlich gestiegen: Ein Problem sind die völlig aus dem Ruder laufenden durch Corona bedingten Kosten pro Einsatz. Nach den aktuell verhandelten Sätzen auf Basis der Kosten der Vergangenheit zahlen die Krankenkassen für jeden Notfalleinsatz pauschal 978,49 Euro. Krankentransportfahrten werden mit einer Grundpauschale von 85,05 Euro sowie 2,75 Euro je gefahrenem Kilometer vergütet. Grundlage dafür sind die tatsächlichen Kosten der Vergangenheit. Und genau das ist jetzt das Problem und das gleich in mehreren Bereichen. So sind einerseits die Kosten für persönliche Schutzausrüstung von Handschuhen über Masken bis zu Schutzanzügen, wie sie schon immer bei den Einsätzen mal mehr und mal weniger erforderlich waren, oder auch Desinfektionsmittel seit Ausbruch der Krise deutlich angestiegen. So schnellten die Preise für die zertifizierten FFP2-Schutzmasken, normalerweise ein Produkt im Euro-Bereich, in den vergangenen Wochen auf bis zu 18 Euro pro Maske in die Höhe. Rücklagen reichen nicht aus: Durch die höhere Anzahl von Einsätzen mit Infektionsgefahr wird von diesem derzeit extrem teuren Material zusätzlich entsprechend mehr verbraucht. Zeitweise war man beim DRK davon ausgegangen, pro Tag zwischen 100 und 180 Masken allein für den Rettungsdienst zu verbrauchen. Und nicht zuletzt ist der durchschnittliche Zeitaufwand durch den deutlich höheren Anteil von Infektionseinsätzen aufgrund der umfangreicheren Desinfektionsmaßnahmen nach den Einsätzen gestiegen. Und damit auch die Personalkosten. Nicht zuletzt entstehen zusätzliche Kosten für die Ausstattung und Miete der aus Infektionsschutzgründen angemieteten Ferienwohnungen als Ersatzwachen. Alles das treibt die direkten Einsatzkosten in die Höhe. Hinzu kommt, dass auch die allgemeinen Verwaltungskosten auf die Entgelte für die Einsätze umgelegt werden. Sinkt die Zahl der Einsätze nun unter die erwartete Zahl, fällt auch die Summe dieser umgelegten Backoffice-Kosten geringer aus und sorgt in diesem Bereich für ein Defizit. Materialeinkauf über Privatkonten finanziert: Normalerweise bewegen sich diese Schwankungen in einem Bereich, der durch die auch für diese Fälle gebildete Allgemeine Rücklage aufgefangen werden kann, bis durch eine Anpassung der Entgelte für die Folgejahre wieder ein Ausgleich geschaffen wird. Doch in diesen Corona-Zeiten scheint schon nach wenigen Wochen klar, dass diese Anfang 2019 mit gut 2,7 Millionen Euro ausgewiesene Rücklage nicht ausreichen wird. Doch nicht nur die Endabrechnung, sondern auch die Zwischenfinanzierung von Materialbeschaffungen wird zum Problem. „Das meiste Material wird derzeit nur nach Vorkasse geliefert. Aber Vorkasse-Konten haben wir beim DRK nicht“, sagt DRK-Geschäftsführer Peter Timmermanns. Mitarbeiter würde daher Geld von ihren Privatkonten oder private Kreditkarten nutzen. Er selbst habe beispielsweise die gesamte EDV-Ausstattung der Ersatzwachen vorfinanziert, so Timmermanns. Natürlich hätten er und die anderen Mitarbeiter das Geld auch schnell wieder erstattet bekommen, aber diese Vorgänge würden die schwierige Lage darstellen. Sonderbonus auch für Rettungsdienstmitarbeiter: Allerdings hofft Timmermanns auch, dass angesichts der außergewöhnlichen Vorgänge die Krankenkassen als Kostenträger die zusätzlichen Kosten möglicherweise nicht erst mit einer Kalkulation für künftig geltende Einsatzentgelte ausgeglichen werden. Nach Angaben der BKK Nordwest ist in Hamburg mit einem ersten Anbieter vereinbart worden, für alle Fahrten die Desinfektionspauschale zu zahlen, die normalerweise nur für einen nachgewiesenen Infektionspatienten-Transport anfalle. Unabhängig von den Einsatzentgelten hat der DRK-Geschäftsführer aber auch noch einen anderen Wunsch. Während derzeit parteiübergreifend über einen steuerfreien Bonus für Pfleger und Mitarbeiter in den Supermärkten gesprochen wird, sollte dies auch für die Mitarbeiter des Rettungsdienstes gelten. „Diese Kollegen stehen in der Corona-Krise an vorderster Front. Das sollte berücksichtigt werden“, so Timmermanns. Hier lesen Sie mehr: DRK setzt Infektionskrankenwagen ein Von Holger Marohn

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