Diese Konzerte vor Publikum sind trotz Corona zu erleben

Wie die Regeln für Konzerte im Coronajahr aussehen, wussten Veranstaltungsbranche und Künstler bis vergangenen Sonntag nicht. Jetzt hat die Landesregierung die Regeln konkretisiert. 50 Personen inklusive Künstlern dürfen einen Hauch von Konzertstimmung genießen. Doch klar ist auch: Mit dieser Anzahl an Gästen sowie einem sehr eingeschränkten Verkauf von Getränken müssen Veranstalter am Ende des abends wohl draufzahlen. Doch verhalten freuen dürfen sich die die Ratzeburger und Möllner. In der Inselstadt laufen Vorbereitungen für Autokonzerte vor dem Rathaus und das Möllner Folksfest wird es in abgespeckter Form, aber als Konzert mit echtem Publikum vor der Bühne, im Innenhof des Stadthauptmannshofes geben. Vier Bands in Mölln an zwei Tagen: „Das wird nicht das Folksfest, das wir kennen“, sagt Mark Sauer, Veranstalter vom Verein „Miteinander leben“ aus Mölln. Im Sommer treten dort regelmäßig Gruppen aus dem Genre Folk und Weltmusik auf großen und kleinen Bühnen auf. Wegen des Coronavirus fällt der schweißtreibende Höhepunkt auf dem Möllner Marktplatz mit großer Bühne tanzendem Publikum und extrovertierten Musikern 2020 leider aus. Doch im Gegensatz zu vielen ausschließlich kommerziellen Veranstaltungen wird ein Konzert des „Folksfestes“ mit vier Bands an zwei Tagen (6. und 7. Juni) stattfinden. „Da wir als Verein auch einen politischen Auftrag haben, erhalten wir für das ,Folksfest’ Fördergeld von Bund, Land und Kreis“, sagt Sauer. Deshalb wolle man mit dem Konzert die Künstler unterstützen. „Wir werden unsere Botschaft nicht so breit streuen können. Aber es ist ein Akt der Solidarität“, sagt Sauer, dessen Verein sich für Toleranz, Demokratie und den europäischen Gedanken stark macht. Man gebe neben der Berliner Sängerin „Dota“ die zusammen mit einem Gitarristen auftreten und der Gruppe „Gankino Circus“ aus dem Frankenland auch zwei regionalen Bands aus Lübeck und Hamburg die Chance, vor Livepublikum gegen Gage zu spielen. Die beliebten Schulkonzerte des „Folksfestes“ mit Musikern aus dem europäischen Ausland sollen auf Oktober verschoben werden Laut Paragraf 5 der Ersatzverkündung (§ 60 Abs. 3 Satz 1 LVwG) der Landesverordnung zur Neufassung der Corona-Bekämpfungsverordnung vom 16. Mai gelten für Veranstaltungen wie Konzerte folgende Regeln: Wenn sich Gäste im Publikum bewegen, gilt die Maskenpflicht Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sind untersagt. Für Veranstaltungen mit mehr als 1 000 Personen gilt dies bis zum 31. August 2020. Der Veranstalter muss ein Hygienekonzepterstellen. Neu ist, dass hierbei nicht mehr wie zuletzt in Kirchen gilt, dass pro Person 10 Quadratmeter eingeplant werden müssen. Die Abstandsregel von 1,5 Metern ist einzuhalten. Die Teilnehmenden befinden sich während der Veranstaltung auf festen Sitzplätzen In geschlossenen Räumen finden keine Aktivitäten mit einer erhöhten Freisetzung von Tröpfchen statt, insbesondere gemeinsames Singen oder der Gebrauch von Blasinstrumenten. Der Veranstalter erhebt spätestens bei Beginn der Veranstaltung die Kontaktdaten der Teilnehmenden Livemusik im Autokino: Neben den Möllnern dürfen sich auch die Ratzeburger aller Voraussicht nach auf Livemusik vor ihrem Rathaus freuen. Denn das erfolgreiche Konzept des Autokinos, das mittlerweile sechsmal die Woche zu Filmen unter freiem Himmel einlädt, soll nun auch auf Konzerte übertragen werden. Denn dort, und auch dafür ist Sauer als Sprecher der Stadt Ratzeburg der richtige Ansprechpartner, steht bereits eine kontaktarme Infrastruktur. Der Sound der Filme wird über UKW-Frequenz in die Autoradios der Zuschauer übertragen. Das Gleiche soll nun aller Voraussicht nach mit der Musik der Künstler auf einer zusätzlich aufgebauten Bühne erfolgen. Über das Programm ist allerdings noch nichts bekannt. Spenden für freischaffende Künstler: Bekanntlich ist der Eintritt bei „Folksfest“-Konzerten überwiegend frei. Lediglich beim großen Radiokonzert, das jedes Jahr im „Deutschlandradio Kultur“ ausgestrahlt wird, habe man in der Vergangenheit Eintritt genommen, berichtet Sauer. Beim Konzert zum „Folksfest“ am Stadthauptmannshof werden ebenfalls Spenden eingesammelt. Das Geld soll dem Nothilfefonds des Landeskuturverbandes zugutekommen, um damit auch Kulturschaffende im ganzen Land zu unterstützen, die in der Coronakrise besonders leiden. Denn freischaffende Künstler haben derzeit praktisch keinerlei Einkünfte. Zusätzlich zu den 50 Auserwählten, die die Konzerte in Mölln Anfang Juni besuchen dürfen, sollen sie als Livestream im Radio „OK Lübeck“ und bei Youtube zu erleben sein. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Kultursommer-Intendant plant Livemomente: Auch im Rahmen des Kultursommer am Kanal betrifft, wird es wohl ein paar Livemomente zwischen Musikern und Publikum geben. Frank Düwel sprach am Mittwoch am Telefon mit den LN. . . Jazz in Ratzeburg plant Musik im zweiten Halbjahr: Keine guten Nachrichten gibt es für die Reihe „Jazz in Ratzeburg“. Nicht nur hat Vorsitzender Peter Köhler bereits das beliebte Himmelfahrts-Blues-Konzert am heutigen Feiertag absagen und in das nächste Jahr verschieben musste. Auch die beliebten Konzerte im Rokokosaal des Kreismuseums und in der Petrikirche drohen zu scheitern. „Die Auswirkungen auf die gesamte Konzert-Planung für das Jahr 2020 sind noch nicht vollständig abzusehen. Derzeit arbeiten die aktiven Mitglieder des Jazzvereins an Möglichkeiten, Musikern und Publikum eine andere Plattform der Begegnung zu bieten, etwa über Online-Medien“, erklärt Köhler. Das Problem: Um gebotene Anstandsregeln einzuhalten, schrumpft die Zuschauerzahl oft auf 25 Prozent des vor Corona möglichen. Anderswo auf der Welt geht man mit dem Coronavirus schon anders um. So hat am Montagabend eine Konzert in einer Halle mit etwa 250 Menschen im US-Bundesstaat Arkansas mit dem Bluesmusiker Travis McCready stattgefunden. Ob es auf diesem Konzert zu einer erhöhten Ansteckung mit dem Coronavirus kommt, wird sich in zwei Wochen zeigen. Doch auch der Blick in deutsche Städte und Bundesländer offenbart andere Herangehensweisen. So hat Rapper Sido in Düsseldorf in der vergangenen Woche bereits einen Auftritt vor 1000 Autos und 2000 Menschen in einem Autokino abgeliefert. Saalkapazitäten schrumpfen um 75 Prozent: Das hat Sauer etwa für den Ratssaal im Ratzeburger Rathaus einmal durchgerechnet. Sonst haben dort 80 Personen auf Stühlen Platz. Mit den neuen Regeln wären es nur noch 20. „Denn schließlich muss man einen breiten Durchgang in der Mitte immer von der gesamten Quadratmeterzahl abrechnen“, so Sauer. „Wir hoffen, dass es in der zweiten Hälfte des Jahres möglich ist, wieder Live-Konzerte vor Publikum stattfinden zu lassen“ sagt Peter Köhler. Es gebe bereits Überlegungen für die Zusammenarbeit mit dem Autokino, um dort einen Stummfilm mit einer musikalischen Livebegleitung zu zeigen. Alle aktuellen Informationen dazu sind jederzeit abrufbar auf www.jazzinratzeburg.de. Lesen Sie auch: Erster Tag nach der Corona-Pause: Lokale in Mölln und Ratzeburg wenig besucht Worlée soll nach Großfeuer wieder aufgebaut werden Wie die Kirche in Krummesse Kontakt mit ihrer Gemeinde hält Die Not der Kitas mit der Notbetreuung Von Florian Grombein

Corona als Kulturbremse - Diese Konzerte vor Publikum sind trotz Corona zu erleben