Der Sieg des „Deutschlandachters“ bei den Olympischen Spielen 1968 gilt bis heute als besonders spektakulär. Ein Ruderkrimi, der Legenden gebar. Die ganze Geschichte wird jetzt in einem Film von Ulrich Koglin nacherzählt, der heute am Sonntag um 13.35 Uhr im NDR-Fernsehen ausgestrahlt wird.
Die Mannschaft unter Trainer Karl Adam hatte wenig Zeit für ein gemeinsames Training und der öffentliche Druck war groß – trat doch zum ersten Mal das westdeutsche Paradeboot bei Olympia gegen ein Team der DDR an. In dieser Situation berichteten Zeitungen immer wieder vom „Streit im Boot“ zwischen der selbstbewussten Mannschaft und ihrem Trainer. Eine Medaille schien kaum noch erreichbar zu sein, zu sehr hatten die Boote aus der UdSSR und der DDR die Regatten vorher dominiert. Zusätzlich ließ das Höhenklima Mexikos viele der Sportler kollabieren und auch das westdeutsche Boot musste 24 Stunden vor dem Start auf einen Ruderer gesundheitsbedingt verzichten. Doch trotz aller Widrigkeiten steuerte der damals 14-jährige Gunther Tiersch den „Deutschlandachter“ unter Karl Adams Regie mit Schlagmann Horst Meyer zur dritten Olympiamedaille.
Viel Archivmaterial zu sehen
„Der Film basiert auf viel Archivmaterial“, sagt der Ratzeburger Koglin, „von dem ein großer Teil aus den bislang unveröffentlichten Filmen aus dem Archiv des Deutschen Ruderverbandes stammt, das ich in Ratzeburg über die TV-Film-Nord GmbH pflege, also sichte und für die Nachwelt digitalisiert erhalte.“ Hervorzuheben seien die professionell gedrehten Aufnahmen des Ratzeburgers Peter A. Hanke (ehem. „Hanke am Markt“), der 1967 / 68 schon mit Farbfilmen gearbeitet hat – ganz im Gegensatz zu den meisten TV-Sendern zu der Zeit.
Schlagmann Horst Meyer, Steuermann Gunther Tiersch, Bugmann Roland Böse erzählen in dem Film aus heutiger Sicht, unter welch dramatischen Umständen sich die Achtermannschaft 1968 die Goldmedaille in Mexiko mit dem legendären Trainer Karl Adam erkämpft hat. Lingolf v. Lingelsheim erläutert, welche Innovationen in dem Boot „Schnobu“ stecken.
Bei Eduard Wehmeier filmen gelernt
Koglin arbeitet seit fast 30 Jahren als fester freier Mitarbeiter für den NDR und hat unter anderem auch die Sendereihe „Landpartie“ entwickelt, die er als Autor und Regisseur realisiert. „Mit dem Thema Rudern bin ich als gebürtiger Ratzeburger von Kindesbeinen an vertraut“, betont Koglin, „obwohl ich lieber Segeln ging: als Regattabesucher an der Hand der Eltern, als Kleindarsteller (mit neun Jahren) bei Dieter Wedels Vorabendserie „Aus Liebe zum Sport“, in 13 Folgen mit fiktiver Handlung über den Ruderclub in Ratzeburg.
Als Schüler an der Lauenburgischen Gelehrtenschule hatte er zeitweise Sportunterricht bei Karl Adams Co-Trainer Manfred Rulffs. Und über Eduard Wehmeiers Film-AG an der Schule begann er, erste Filme zu drehen. Koglins Tipp für Interessierte, denen aber die Sendezeit zu spät ist: Receiver programmieren oder später in die NDR-Mediathek schauen.
Matthias Wiemer