Dürre Borkenkäfer Sturm bedrohen den Wald im Herzogtum Lauenburg

Bäume mit „Sonnenbrand“, Harztröpfen oder Bohrmehlausfluss an der Fichte und selbst an der Buche ein verstärkt auftretender Pilzbefall – die Bäume in den Lauenburgischen Wälder haben zu kämpfen. Schädlinge und Krankenheiten sowie Stürme sorgen für an den durch die Dürre der letzten Jahre ohnehin geschwächten Bäumen für immer mehr Schadholz. „Wir haben einen erheblichen Schadholzanfall in den Kreisforsten“, sagt Henner Niemann. Auch wenn die Bilder in den Kreisforsten längst nicht an die aus Teilen des Harzes heranragten. „Wir haben keine großflächig abgestorbenen Bereiche, aber natürlich auch unsere Käferecken oder -lücken“, sagt Niemann. Diese könnten auch schon mal einen halben Hektar groß sein. Insgesamt sind in den Kreisforsten in den Jahren 2018 und 2019 sowie den ersten sechs Monaten des laufenden Jahren fast 54 800 Festmeter Schadholz geschlagen und bearbeitet worden – mehr als 46 Prozent des gesamten Einschlages in diesem Zeitraum. Für gesamt Schleswig-Holstein schätzt das Bundeslandwirtschaftsministeriums, dass in den Jahren 2018 bis 2020 etwa 393 000 Kubikmeter Schadholz anfallen werden. Extreme Wetterlagen und Schädlinge wie der Borkenkäfer werden demnach bis Jahresende eine Waldfläche von gut 700 Hektar vernichtet haben, heißt es. Bäumen droht „Sonnenbrand“: Eine wichtige Arbeit der Förster sei daher, die Schadorte festzustellen. Während diese Schäden nach einem Orkan durch die umgestürzten oder abgeknickten Bäume noch relativ einfach festzustellen seien, bedürfe es in Sachen Erkennung von Borkenkäferbefallen oder anderen Schäden wie durch Pilze schon eines deutlich größeren Aufwandes. Waldränder, aber auch freigestellte Bäume nach einem Sturm, bekämen dann schon mal einen „Sonnenbrand“, da sich die Borke nicht so schnell auf die stärkere Sonneneinstrahlung umstellen könne. „Gerade diesen Freistand gilt es besonders zu beobachten“, sagt Niemann. Um das rechtzeitig erkennen zu können, müssten diese Bereiche von den Förstern abgelaufen werden. Anschließend gehe es darum, die Ergebnisse und Beobachtungen sorgfältig zu dokumentieren und Maßnahmen zu planen und schnell umzusetzen. Um die Intensität eines Borkenkäferbefalls festzustellen, würden Schlitzfallen mit einem Lockstoff aufgestellt und ebenfalls ausgewertet, so Kreisforsten-Leiter Niemann. Aufwand für Schadholz hoch: Doch nicht nur das Erkennen der Schäden bedeutet Mehrarbeit, sondern auch das Abarbeiten. Zwölf Waldarbeiter, unterstützt durch drei Maschinenführer als Rücker, sollen sich um den Holzeinschlag insgesamt kümmern. Insgesamt haben die Kreisforsten derzeit 19 Forstwirte und fünf Ausbildende. Anders als Waldbereiche, in denen der normale geplante Holzeinschlag stattfindet, tauchen befallene Bäume häufig nur einzeln auf. Entsprechend hoch sei der Aufwand für die Waldarbeiter, bevor sie überhaupt die Säge ansetzen könnten. Hinzu komme ein erhöhter Aufwand, da befallenes Holz möglichst schnell aus dem Wald herausgebracht werden müsse. Alternativ bedeute das auch bei Einzelbäumen, sie vor Ort zeitaufwendig per Hand zu entrinden, um ein Ausfliegen des Borkenkäfers zu verhindern. Und nicht zuletzt lohne sich der Aufwand finanziell kaum, denn die Kleinstmengen seien in dem vom Holz überfüllten Markt nicht begehrt, da der Aufwand des Abholens an vielen einzelnen Sammelstellen sehr hoch sei. Gewerkschaft fordert mehr Personal: Die Industriegewerkschaft Bau (IG Bau) fordert angesichts des steigenden Arbeitsaufwandes, den Kreisforsten mehr Waldarbeiter zur Verfügung zustellen. Um die Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssten zusätzliche Mischwälder angelegt und resistente Baumarten angepflanzt werden. „Das aber ist eine Mammutaufgabe, für die es viel mehr Förster und Forstwirte braucht als bislang. Betriebe sollten deshalb auch mehr ausbilden und Azubis übernehmen“, sagt Matthias Maurer, Bezirksvorsitzender der IG Bau Hamburg, in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Und mit Blick auf die Landesforsten ergänzt der Gewerkschafter: „Schleswig-Holsteins Landesregierung plant bislang keine neuen Stellen im Forst, sondern will den Personalbestand lediglich aufrechterhalten. Das ist angesichts des Ausmaßes der zu erwartenden Schäden in den nächsten Jahren zu wenig.“ Kreisforsten durch Dürre betriebswirtschaftlich unter Druck: Auch bei den Kreisforsten sind bislang keine zusätzlichen Stellen geplant. „Das ist letztlich eine politische Entscheidung“, sagt Kreisforsten-Leiter Niemann. Es müsse politisch geklärt werden, ob die Kreisforsten weiter das bisherige Ziel eines bestimmten Gewinns verfolgen sollen. Denn durch die allgemeine Situation am Holzmarkt und den hohen Arbeitsaufwand stünden die Kreisforsten schon jetzt angesichts der derzeitig ausgegeben Ziele betriebswirtschaftlich unter Druck. Immerhin beginnen am 1. August drei jungen Menschen ihre Ausbildung bei den Kreisforsten. Nachdem im vergangenen Jahr trotz zweier auslaufenden Ausbildungen keine Ausbildungsplätze angeboten worden waren, sollten es in diesem Jahr eigentlich vier sein. Damit wären es dann künftig insgesamt fünf Azubis in den Kreisforsten. Lesen Sie auch: Kreisforsten zwischen Ökologie und Nutzung Schwere Dürre bedroht den Wald im Herzogtum Lauenburg Von Holger Marohn