Einzelhandel im Herzogtum Lauenburg vor der Wiedereröffnung

Es ist ein kleiner Lichtblick für den Einzelhandel: Ab Montag dürfen Kaufleute ihre Geschäfte unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen. Die Einzelhändler im Kreis Herzogtum Lauenburg sind angesichts der Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwochabend vorsichtig optimistisch, aber auch frustriert angesichts ausbleibender Hilfszahlungen und der Tatsache, dass Blumengeschäfte und Buchhandlungen unabhängig von Inzidenzzahlen öffnen dürfen. Kurzer Blick auf die Beschlüsse vom Mittwoch – für den Einzelhandel gilt: Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 Infektionen pro 100 000 Einwohner, darf ein Kunde pro zehn beziehungsweise 20 Quadratmeter – abhängig von der gesamten Verkaufsfläche – den Laden betreten. Liegt der Wert zwischen 50 und 100, müssen die Kunden vorher einen Termin buchen. Außerdem darf dann nur noch eine Person pro 40 Quadratmeter in das Geschäft. Terminbuchung für Kunden unpraktisch: Rainer Jürss, Inhaber des Herrenausstatters „Trend Men“ in Mölln, ist vor allem „froh und erleichtert“ darüber, dass er seine Ladentüren ab Montag wieder öffnen darf. Natürlich wäre es ihm noch lieber gewesen, die Sakkos, Hemden und Krawatten in seinem Geschäft ohne jegliche Einschränkungen anbieten zu können, „aber das ist angesichts der aktuellen Infektionszahlen nicht möglich.“ Außerdem befürchtet er, dass es für die Kundschaft schwer zu koordinieren sein könnte, wenn ein Termin für den Einkauf nötig wird. „Wer dann in der Stadt mehrere Sachen erledigen möchte, muss sich die Termine dafür auch so legen, dass alles zusammen passt“, gibt Jürss zu bedenken. Das könnte organisatorische Probleme mit sich bringen. Sollte dieser Fall eintreten, hat Rainer Jürss schon einen Plan in der Hinterhand: Er möchte dann „Soforttermine“ anbieten. Der Kunde müsste dann zwar immer noch einmal anrufen, bevor er das Herrenmodengeschäft betreten darf – aber mit ein bisschen Glück ist in diesem Moment ohnehin kein weiterer Kunde im Laden. Mehr Sorgen bereitet Jürss unterdessen die Überbrückungshilfe drei, die vom Bundeswirtschaftsministerium angekündigte Unterstützung für den Einzelhandel, von der nach wie vor völlig unklar sei, wann sie ausgezahlt wird. Spenden für die „Stöberstube“: Das beklagt auch Anne Bernitt, Teilhaberin der „Nusser Stöberstube“. Das Geschäft bräuchte diese Finanzhilfen sehr dringend, angekommen sei bislang aber: nichts. Aufgeben wollen Bernitt und ihr Team aber noch nicht. Deshalb hat die „Nusser Stöberstube“ über Facebook einen Spendenaufruf gestartet. „Die Solidarität der Kundschaft ist sehr groß“, sagt Anne Bernitt, auch die der benachbarten und befreundeten Geschäfte. Das hebe die Stimmung, die ansonsten allerdings ziemlich im Keller sei – daran hätte auch die Nachricht von der geplanten Öffnung des Einzelhandels nicht viel geändert. Birgit Lechner von der „Spielerei“ in Mölln hat wenig Verständnis dafür, dass Buchhandlungen und Blumenläden unabhängig von Inzidenzwerten wieder öffnen dürfen. „Das ist ungerecht, da kippt die Stimmung“, sagt die Inhaberin des Geschenkeladens. Nichtsdestotrotz wäre sie sehr erleichtert, ihren Laden ab Montag wieder zu öffnen. Damit das alles möglichst sicher und ohne großes Infektionsrisiko vonstatten geht, wünscht sie sich, dass die bestehenden Corona-Regeln besser überprüft werden. „Wir müssen uns mit diesen Hygienekonzepten arrangieren“, davon ist Lechner überzeugt. Lesen Sie auch Vereine im Herzogtum Lauenburg stecken in der Coronakrise Stalking: Immer mehr Frauen im Herzogtum Lauenburg werden ausspioniert Ratzeburg: Kino im Burgtheater ist bereit für die Wiedereröffnung Zu wenig Vorlauf für Öffnung? Michaela Bierschwall von der Wirtschaftsförderung Herzogtum Lauenburg hätte sich für die Einzelhändler im Kreis mehr Vorlauf für die Wiedereröffnung gewünscht, damit sie zum Beispiel Warenbestände rechtzeitig hätten auffüllen können. Aber: „Flexibilität ist in dieser Zeit von allen Seiten gefordert.“ Von Sophie Schade