Herzogtum Lauenburg: Diese Wappentiere gibt es im Kreis

Wann haben Sie zuletzt einen Löwen gesehen, einen Fischotter, einen Pirol, einen Adler oder gar einen Wal? Dabei müssen Sie weder weit reisen noch einen Zoo besuchen, um solche Tiere zu betrachten. Es reicht ein Blick auf die Wappen der Kommunen im Herzogtum Lauenburg. Die Zahlen sprechen für sich: Der Kreis selbst, alle seine Städte und amtsfreien Gemeinden, sieben seiner acht Ämter und rund 90 Prozent seiner 132 Gemeinde besitzen ein eigenes Wappen. Und welche Motive sind darauf am häufigsten abgebildet? Die Antwort mag überraschen, denn es sind Tiere, und zwar sehr unterschiedliche. Die Vielfalt ist wirklich überraschend. Lesen Sie auch Stadthauptmannshof: Ein neuer Steg am vereisten Schulsee Raub und Körperverletzung in Breitenfelde: Lange Haftstrafe für einen der Täter Poggensee: Gartenkunst aus der Schmiede Pferde sind am häufigsten im Kreis zu finden: Weltweit die beliebtesten Wappen-Tiere sind Adler, Löwen und Pferde. Alle finden sich auch auf Wappen im Lauenburgischen, aber keineswegs in gleicher Häufigkeit. Pferde sind klar in der Überzahl, wenn auch fast immer nur als Kopf. Genau damit schmückt sich ja auch das Kreiswappen, und viele Orte wie Krummesse, Breitenfelde, Börnsen, Ziethen, Mustin oder Basthorst halten es ebenso. Mit nur einer einzigen Ausnahme (Hamwarde) blicken diese Rösser übrigens allesamt nach links. In beide Richtungen schauen logischerweise die gekreuzten Pferdeköpfe, die in Norddeutschland auch an vielen alten Häusern zu finden sind. Im Amt Sandesneben-Nusse, in Wohltorf und in Niendorf bei Berkenthin wählte man das Doppelkopf-Symbol. Komplette Pferde, dafür gleich zwei, sieht man nur auf dem Wappen von Kastorf. Löwe und Adler sind rar im Herzogtum Lauenburg: Der Löwe macht sich ziemlich rar auf den 126 Wappen im Kreis. Nur in Schnakenbek und Steinhorst wurde er auserwählt, wobei das Steinhorster Exemplar immerhin noch eine Krone aufgesetzt bekam. Dem stolzen Adler erging es nicht besser: Nur zweimal taucht er auf, jeweils zerschnitten. Auf dem Wappen der Stadt Lauenburg ist er senkrecht zerteilt, also nur zur Hälfte zu sehen, in Wentorf im Amt Sandesneben-Nusse blieb gerade mal seine Klaue übrig. Die aber greift nach einer vorgeschichtlichen Axt. Der Entwurf aus dem Jahr 1982 stammte von Heimatforscher Erich Stamer, der damit auch ein bisschen auf seine große Sammlung von Fossilien und uralten Werkzeugen hinwies. Wappen orientierten sich an heimischen Tieren: Tiere, die in der Region vorkommen, werden naturgemäß gern auf Wappen verewigt, auch wenn sie heute kaum noch oder gar nicht mehr anzutreffen sind. Schwarzenbek wird deshalb durch den Wolf repräsentiert. Der lebte hier einst wirklich, außerdem soll das Tier ein Hinweis auf die alte Lauenburger Adelsfamilie Wulf sein, die vor langer Zeit im späteren Schwarzenbek siedelte und vermutlich zu den ersten Kolonisatoren dieses Gebietes zählte. Dass auch mal Wale da existierten, wo sich heute das Kreisgebiet erstreckt, glaubt nicht jeder, doch es ist wahr. In einer Kiesgrube in Groß Pampau wurden jedenfalls seit 1984 immer wieder Skelette von zehn Millionen Jahre alten Walen gefunden und ausgegraben. Da musste der Wal natürlich aufs Wappen. Ein Wappen weist auch die Gemeinde Talkau auf, entworfen wurde es von Gisela Gördes aus Ascheberg, die schon Dutzende Wappen für norddeutsche Kommunen schuf. In Talkau wollte man zwar ein Lebewesen im Wappen haben, aber es sollte kein Tier sein – und auch kein Mensch. Also wurde es ein roter Teufel mit einem Dreizack in der Hand, denn über den gibt es eine alte örtliche Sage. Außerdem zeigt das Wappen einen Schwarzerlenzweig. Es entstand nämlich 2003, und da war die Schwarzerle gerade zum „Baum des Jahres“ erkoren worden. Da ein Teufel recht ungewöhnlich ist, erkundigte sich Gisela Gördes beim zuständigen schleswig-holsteinischen Landesarchiv, ob ein entsprechendes Wappen auch zulässig sei. Das „befürwortende Schlussgutachten“ des Archivs fiel dann positiv aus. Bodenständige Vögel und viele schwimmende Wappentiere: Schwimmende Tiere wählte man auch in anderen Dörfern, in Grambek zum Beispiel einen Fischotter, in Linau zwei Schleie, in Mühlenrade einen Karpfen, in Fitzen einen Flusskrebs, in Buchholz eine Brachse und in Seedorf einen kleinen silbernen Fisch im Wasser, dessen Ende nah ist: Auf ihn stößt gerade im Sturzflug ein Eisvogel hinab. In Bälau sitzt dagegen ein anderer Eisvogel friedlich zwischen zwei Blättern. Angriffslustig wirkt der Schwan in Labenz: In der offiziellen Wappen-Beschreibung heißt es, er sei „kampfbereit“. Das Wildschwein aus Schretstaken galoppiert an einem Bach entlang, der Lehmrader Storch, die Taube aus Duvensee und der Rotmilan in Sirksfelde erheben sich in die Lüfte. Die meisten Wappen-Vögel gehen aber lieber zu Fuß, darunter die Störche aus Koberg, Klempau und Woltersdorf genauso wie der Kranich in Kuddewörde. Auf dem Boden bleiben auch der Pirol in Göttin, die Schleiereule in Krüzen, der Kiebitz in Brunsmark, die Trappe in Besenthal. Bodenständig, so könnte man auch die Wappentier-Auswahl in manchen anderen Gemeinden des Herzogtums nennen. Ob es nun die Frösche in Sahms und in Poggensee sind, der Rabe und das Schaf in Krukow oder der Stier in Horst – all diese Kreaturen passen in die Landschaft. Wir sollten uns stets darum bemühen, dass sie hier noch lange leben können, und das nicht nur auf Wappen. Von Norbert Dreessen