Herzogtum Lauenburg: Hier ist jetzt sicheres Baden möglich

Um 6 Uhr früh am Montag holte ein Kran die beiden Schwimmstege am Behlendorfer See aus dem Wasser. Damit kam Bürgermeister Reiner Lübcke einer Anforderung des Versicherers „Kommunaler Schadensausgleich“ (KSA) nach, der in Einrichtungen wie Stege, Sprungtürme und -bretter, Badeinseln oder auch nur Einstiegshilfen mögliche Gefahrenquellen sieht. Betreibt eine Kommune eine Badestelle im Ort mit entsprechenden Einrichtungen, muss sie auch für eine Badeaufsicht sorgen. Ansonsten haftet sie beziehungsweise der Bürgermeister persönlich für eventuelle Schäden oder Unfälle. Dilemma für den Bürgermeister: Bis zur vergangenen Badesaison gab es in Behlendorf eine Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), die im Sommer die Badeaufsicht ausübte. Doch dann löste sich die Gruppe auf – und brachte Lübcke damit in ein Dilemma. Nach vielen Telefonaten und Gesprächen mit Experten, Verwaltungsbeamten und Politikern kam er zu dem Entschluss, die potenziellen Gefahrenquellen zu beseitigen, um die Badestelle nicht komplett schließen zu müssen. Der feste Steg ist nun mit Flatterband abgesperrt, mehrere Warnschilder weisen auf das Betretungsverbot hin. Das Sprungbrett wird in den kommenden Tagen komplett demontiert, der Steg wird ausgebessert – einige Planken sind morsch – und nach der Badesaison für Angler und Spaziergänger wieder freigegeben. Keine Badeinsel mehr im Kühsener See: Auch in anderen Orten, wo es entsprechende Badestellen oder -möglichkeiten gibt, haben die Gemeinden gehandelt. So ließ Jan-Henrik Groth die Badeinsel – ein Holzfloß mit Einstiegsleiter – aus dem Kühsener See holen. „Wir haben uns über das Amt in Sandesneben beim KSA erkundigt. Dort hat man uns gesagt, wenn diese Einrichtung entfernt ist, gäbe es keine Haftungsprobleme für die Gemeinde“, sagt der Bürgermeister. Der See selbst ist in Privatbesitz und an den örtlichen Angelverein verpachtet. Die vier Stege sind jeweils mit Eisentoren abgesperrt und öffentlich nicht zugänglich. „Wir von der Gemeinde sorgen nun dafür, dass der See mit einem stabilen Zaun zur Straße hin gesichert wird. Außerdem fahren wir frischen Sand an der Einstiegsstelle auf und sorgen für Sauberkeit.“, sagt Groth. Folgende Badestellen in alphabetischer Reihenfolge sind nach den Corona-Lockerungen im Kreis Herzogtum Lauenburg geöffnet: Bäk (Ratzeburger See), Basedow (Lanzer See), Behlendorf (Behlendorfer See), Buchholz (Ratzeburger See), Güster (Prüßsee Yachthafen und Badeinsel), Lehmrade (Lütauer See Campingplatz), Müssen (Müssener See Freizeitland), Mustin (Kleiner Mustiner See), Pogeez (Ratzeburger See), Ratzeburg (Ratzeburger See, Schlosswiese und Aqua Siwa, Küchensee), Römnitz und Römnitz-Kalkhütte (Ratzeburger See), Salem (Salemer See, Campingplatz und Promenade), Seedorf (Schaalsee Seedorf und Schaalsee Groß Zecher), Witzeeze (Forellensee). Geschlossen sind derzeit nur zwei Badestellen: Mölln, Schulsee sowie Wohltorf, Tonteich Sachsenwald. Der Kreis Herzogtum Lauenburg selbst betreibt auch vier Badestellen bzw. -möglichkeiten. Drei – an der Farchauer Liegewiese (Ratzeburger Küchensee), am Pinnsee und am Beidendorfer See – sind bei regem Badebetrieb durch die jeweilige DLRG Ortsgruppe beaufsichtigt. Die Bademöglichkeit in Lankau ist nicht überwacht. Bezogen auf die Besonderheiten in Corona-Zeiten heißt es derzeit, dass für Schwimmbäder ein Hygienekonzept zu erstellen ist. Bei Badestellen ohne Gemeinschaftseinrichtungen (z. B. Umkleidekabinen) beziehungsweise wenn diese geschlossen bleiben, ist kein Hygienekonzept erforderlich. Die allgemeinen Abstands- und Kontaktbeschränkungsvorschriften gelten selbstverständlich auch beim Baden (deswegen ist kein gesondertes Konzept nötig). Darüber hinaus wird durch das Kreisgesundheitsamt während einer laufenden Badesaison auch an allen Badestellen die Wasserqualität untersucht. Diese Untersuchungen konnten trotz Corona planmäßig durchgeführt werden. Die Ergebnisse waren durchweg gut, allerdings mit einem Ausreißer im Möllner Luisenbad, der sich in der Nachkontrolle aber nicht bestätigte. An der Schaalsee-Badestelle in Seedorf hat Bürgermeister Reinhard Jahnke vorsichtshalber den Sprungturm sperren lassen. Der Steg selbst ist bis zur Sprunganlage weiterhin begehbar. Großer Andrang am Wochenende: Salems Bürgermeister Herbert Schmidt hat an der Badestelle an der Promenade keine Stege oder Sprungtürme, insofern auch keine Badeaufsicht. Die benötige man erst, „wenn mehr als 30 Personen gleichzeitig im Wasser sind“. Das sei bislang noch nicht der Fall gewesen, könnte aber im Verlauf eines heißen Sommers passieren. „Die Leute können sich ja nicht alle an der Ostsee treffen.“ Einen kleinen Vorgeschmack hatte er schon am vergangenen Wochenende, als „der Parkplatz komplett besetzt war und auch sonst überall geparkt wurde, wo sonst nichts mehr geht“. Ansonsten habe sich die Menge an Leuten aber verlaufen und alle hätten sich sehr diszipliniert verhalten. Die beiden Ratzeburger Badestellen an der Schlosswiese und am Aqua Siwa sind seit Montag ebenfalls wieder geöffnet. Da aber bislang nur an der Schlosswiese Retter der DLRG sind und der Küchensee unbewacht ist, hat die Stadt dort sicherheitshalber die Badeinsel mit Rutsche aus dem Wasser genommen. Schwimmen auf eigene Gefahr: Vergangene Woche hatte sich im Übrigen der Landtag in Kiel mit der „öffentlichen Sicherheit im Badewesen“ beschäftigt. Die Parteien der Jamaika-Koalition und des SSW brachten ein Gesetz auf den Weg, das dem Einzelnen mehr Verantwortung aufbürdet: Schwimmen auf eigene Gefahr. Durch das Gesetz ist nun geklärt, dass eine Gemeinde ihre Badestelle nicht aufgeben muss, wenn hier zwar ein Steg, aber keine Badeaufsicht vorhanden ist. Die Kommune ist lediglich verpflichtet, die Badestelle entsprechend ordentlich zu beschildern. Eine Badeaufsicht ist nur vorgeschrieben, wenn Besucher Eintritt bezahlen müssen und/oder wenn „atypische Gefahren für die Badegäste“ bestehen – beispielsweise durch einen benachbarten Sportbootbetrieb. Von Joachim Strunk