Herzogtum Lauenburg: Hundetraining verboten

Sind keine anderen Hunde und auch sonst keine Ablenkungen in der Nähe anwesend, ist „Harry“ ein freundlicher zugewandter Zeitgenosse. Hört er aber ein Bellen, und sei es mehrere hundert Meter entfernt, ist es vorbei mit dem Benehmen. Der Samojede – das ist eine nordische Hunderasse – ist gegenüber anderen Vierbeinern aggressiv, berichtet sein Frauchen Bettina Hansmeyer aus Labenz. Daran hätte sie gern mit ihm bei einer Hundetrainerin in Einzelstunden gearbeitet. In Stormarn dürfte sie das auch – im Herzogtum Lauenburg allerdings nicht. Die Antwort, die sie auf ihre Anfrage aus dem Kieler Sozialministerium bekommt, lässt sie ungläubig zurück. Nachdem der Hund in zwei Pflegestellen in Bosnien-Herzegowina untergekommen war, ist er nach einem langen Transport im vergangenen Sommer in seinem neuen Zuhause in Labenz angekommen. Zwei Monate brauchte Bettina Hansmeyer, um das Vertrauen ihres neuen Schützlings zu gewinnen. Im September begann das Duo dann mit dem Unterricht bei einer Hundetrainerin – zunächst im Einzeltraining. Dabei mussten sie bei den Grundlagen anfangen, denn Harry ist nach Aussage seiner Besitzerin noch nicht ausreichend sozialisiert und besonders an der Leine anderen Vierbeinern gegenüber aggressiv. Hundeschulen gelten als „außerschulische Bildungsstätte“: Daran hat sie also zusammen mit der Hundetrainerin gearbeitet – bis dann der zweite Lockdown kam. Seitdem sind Hundeschulen im Herzogtum Lauenburg als außerschulische Bildungsstätten geschlossen, auch Einzelstunden an der frischen Luft sind verboten. Die Hoffnung, dass es jetzt im Frühjahr bald weitergeht, war bei Bettina Hansmeyer groß, als sie las, dass vom 1. März an die Zoos und Wildparks in Schleswig-Holstein mit den entsprechenden Hygienekonzepten wieder öffnen dürfen. „Da mag man in Kiel offensichtlich Tiere“, dachte sie sich. Doch Fehlanzeige: „Über unser sehr engagiertes Ordnungsamt versuchten wir weitere Lösungen zu finden und trotz allen Nachfragens beim Kreis Herzogtum Lauenburg blieb es bei der Aussage, dass laut Landesverordnung Hundetrainern der Unterricht untersagt ist“, sagt Bettina Hansmeyer. Kreissprecher Tobias Frohnert bestätigt das: Die Schließungen beziehen sich nicht auf die Anlage einer Hundeschule, sondern auf den Betrieb an sich. Dass diese Regelung auch Einzelstunden an der frischen Luft betrifft, stößt allerdings bei Bettina Hansmeyer auf Unverständnis, weil Spaziergänge mit dem Hund ja nach wie vor erlaubt sind. Aber: „Der Unterschied zum Spaziergang ist, dass man in der Regel wohl nicht davon ausgehen kann, dass eine Einzelperson mehrere ,Spaziertermine’ mit wechselnden Personen an einem Tag beziehungsweise mit weiteren Personen im Laufe einer Woche durchführen wird“, so lautet die Position des Kreises. Entscheidung über Einzelunterricht liegt in Stormarn beim Trainer: So weit, so nachvollziehbar. Die nächste Kuriosität an der Geschichte ist aber: Im Nachbarkreis Stormarn ist es Hundeschulen und -trainern möglich, weiterzuarbeiten, wenn auch unter Auflagen: „In Stormarn ist das Hundetraining nur dann erlaubt, wenn ein Hygienekonzept vorgelegt wird und die Grundvoraussetzung geschaffen wird, dass es um Eins-zu-Eins Unterricht geht“, erläutert Kreissprecher Michael Drenkhahn. Dies diene insbesondere der Gefahrenabwehr, denn manch Hundebesitzer sei mit dem momentanen Verhalten seines Tieres so überfordert, dass dies eine Gefahr und große Belastung für die Umwelt darstelle. „Diese notwendigen Treffen finden immer draußen statt und sind immer eine Einzelfallentscheidungen, die der Hundetrainer zu treffen hat“, erklärt Drenkhahn weiter. „Denn seinem Sachverstand obliegt es zu erkennen, ob und inwieweit sein Klient in dieser Zeit des Lockdowns dringend Hilfe benötigt.“ „In meinen Grundwerten auf das Tiefste erschüttert“: Bettina Hansmeyer befürwortet die Stormarner Lösung und hätte diese Hilfe nach eigener Aussage gut gebrauchen können. In den vergangenen knapp vier Monaten sei in der Hundeerziehung viel wertvolle Zeit verloren gegangen. Und: „Es dürfte in Kiel nicht verborgen geblieben sein, wie viele Menschen in dieser Pandemiezeit Haustiere erworben haben, darunter viele Hunde.“ Lesen Sie auch Das sind die Corona-Zahlen im Kreis Herzogtum Lauenburg am 17.02.2021 Herzogtum Lauenburg: Corona-Inzidenzkarte jetzt auch für alle Kommunen Grundschulen im Herzogtum Lauenburg noch bis 1. März zu – Das sagen Lehrer und Eltern Das beschäftigt Bettina Hansmeyer so sehr, dass sie eine Anfrage an Ministerpräsident Daniel Günther gestellt hat. Das Antwortschreiben beginnt mit: „Leider können wir (...) nicht abschließend sagen, welche konkreten Lockerungen ab dem 22.2.2021 oder später gelten werden.“ Diese Reaktion lässt Bettina Hansmeyer fassungslos zurück. Ihre Antwort an Günther: „Als demokratische Bürgerin bin ich in meinen Grundwerten auf das Tiefste erschüttert, wenn Sie mir (...) ein vorgefasstes Standardantwortschreiben zurücksenden, in dem mit keiner Silbe auf mein Anliegen eingegangen wird.“ Von Sophie Schade

Herzogtum Lauenburg: Hundetraining verboten - in Stormarn aber nicht