Herzogtum Lauenburg: So kommen die Senioren zur Corona-Impfung

So schön es ist, dass endlich mit dem Impfen begonnen werden kann, so ärgerlich sind die Probleme, die der Impfstart insbesondere den alten Patienten bereitet: Denn als erste werden die Über-80-Jährigen immunisiert. Und für die ist es gar nicht so leicht, überhaupt erst zu der Impfung zu gelangen. Edith Junkers aus Mölln hat die Prozedur bereits hinter sich. Für die 88-Jährige war das kein Problem, wohnt sie doch in der Nähe des Impfzentrums in Alt-Mölln. Zudem wurde sie am Montag von ihrem Sohn Holger Watelen (64) hergebracht. Auch dieser sprach von einem unkomplizierten Ablauf. Frust mit der Anmeldung: Angemeldet hatte er seine Mutter online über die Web-Adresse www.impfen-sh.de. Das sei fix gegangen, ohne Hindernisse, die Terminbestätigung war direkt per E-Mail bei ihm eingetroffen. Insofern raten auch die zuständigen Ärzte und Helfer vom Deutschen Roten Kreuz und auch Kreissprecher Tobias Frohnert allen impfbereiten Menschen, diesen Anmeldeweg zu gehen. Schwer enttäuscht darüber waren dagegen viele Frauen und Männer am Dienstagmorgen, als ab 8 Uhr die nächsten Termine für die kommende Woche vergeben wurden. Dr. Ekkehard Kloehn aus Ratzeburg war einer von ihnen und machte seinem Ärger gegenüber den Lübecker Nachrichten Luft. Die Enttäuschung, dass er letztlich noch keinen Termin für nächste Woche bekommen habe, sei verschmerzbar. „Richtig geärgert habe ich mich aber über die Software, die mir immer wieder Terminvorschläge machte und um Verifizierung per E-Mail bat, um dann wiederum mitzuteilen: ,Es konnte kein Ticket in den Warenkorb gelegt werden!’“. Am Ende habe er es dann doch über die Hotline 116 117 versucht. Nach einer Dreiviertelstunde habe ihm ein Mensch mit Berliner Akzent gesagt, dass es ein Problem mit der Software gebe. „Das ist doch frustrierend!“, so der 81-Jährige, dessen Sohn und auch ein Freund die gleichen Erlebnisse gemacht hatten. „Viele Senioren sind auf Fahrgelegenheiten angewiesen“: Die Glücklichen, die doch einen Termin bekommen haben, müssen sich nun überlegen, wie sie zum Impfzentrum kommen. „Das wird noch für manche ein Problem“, sagt Günter Deutschmann (81) vom Seniorenbeirat in Ratzeburg. Der rüstige Ex-Polizist hat sich schon überlegt, seine Fahrdienste beim DRK-Ortsverein anzubieten. „Ich kenne etliche Leute aus dem betreuten Wohnen in der Fischerstraße, die keine Angehörigen haben und auf solche Fahrgelegenheiten angewiesen sind.“ Einen konkreten Fahrdienst hat das DRK für diese Situation (noch) nicht organisiert. Pia Meifert, kaufmännische Leiterin der DRK-Pflegedienste Herzogtum Lauenburg, erklärt: „Man könnte darüber nachdenken, ja, aber es ist ein enormer Aufwand.“ Das könne man nur mit freiwilligen Helfern stemmen, die eigenen Leute seien alle corona-bedingt im Einsatz. Mobiles Impfteam kommt ins Heim: Für die Patienten und Bewohnerinnen in den stationären DRK-Pflegeeinrichtungen wie etwa in Berkenthin oder Ratzeburg, käme ein mobiles Impfteam der Kassenärztlichen Vereinigung. Meifert: „Das war am Montag in Berkenthin und hat dort alle – nicht nur die über 80-Jährigen – geimpft, die damit einverstanden waren. Sogar für einige Mitarbeiterinnen haben die Impfdosen noch ausgereicht.“ Allerdings habe das DRK keine Sonderstellung oder Sonderrechte. Meifert: „Auch wir können uns nur über die Hotline oder übers Internet anmelden“, sagt Pia Meifert. Andere Ältere, die noch in der eigenen häuslichen Umgebung wohnen, müssten sich dagegen selber um die Impfung, den Termin und die Fahrt dorthin kümmern. Schwierig sei es für jene, die keine Angehörigen vor Ort hätten. „Unser Bürgerbus beispielsweise fährt lediglich im Amtsbezirk Berkenthin. Wir übernehmen auch in normalen Zeiten, also außerhalb von Corona, keine Krankenfahrten nach Lübeck oder Ratzeburg“, erklärt Michael Grönheim, ehemaliger Bürgermeister von Berkenthin und Mitinitiator des Bürgerbusses. Der Bürgerbus der Stecknitz-Region fährt auch während des zweiten Lockdowns weiter. Die Initiatoren um Michael Grönheim in Berkenthin haben sich dafür ausgesprochen, den Fahrbetrieb aufrecht zu erhalten. „Im Frühjahr 2020 mussten wir den Bürgerbus zunächst aussetzen“, sagt Grönheim. Seit September allerdings wurden die Fahrten am Dienstag, Mittwochvormittag und Freitagvormittag mit einem strengen Hygienekonzept und der Reduzierung der zu befördernden Personen auf zwei Sitzplätze wieder aufgenommen. Die Fahrten werden - wie gewohnt - per Telefon unter 045 44 / 8001-88 am Montag und Donnerstag angenommen, erklärt Koordinatorin Wendy J. Jones aus Behlendorf. „Wir unterstützen damit unsere Bewohnerinnen und Bewohner im Amt Berkenthin im täglichen Leben bei ihren Besorgungsfahrten zum Arzt und zum Einkaufen!“ Wer Interesse hat, sich als Fahrerin oder Fahrer beim Bürgerbus oder auch beim Kitamobil zu engagieren, kann dies unter der Telefonnummer 045 44 / 80 89 703 kundtun. Er sei schon froh, dass dieses Angebot überhaupt noch während dieses zweiten Lockdowns bestehe. Acht von 14 Fahrern hatten sich bereit erklärt, weiterhin die Fahrten dienstags sowie mittwoch- und freitagvormittags zu machen. Voraussetzungen sind allerdings nur eine auf zwei Plätze begrenzte Mitfahrerzahl sowie strengste Hygienemaßnahmen. Wer tatsächlich auf eine Mitfahrgelegenheit nach Alt-Mölln angewiesen ist, „der muss dann auf Nachbarschaftshilfe hoffen. Wir können diese Fahren mit dem Bürgerbus jedoch nicht anbieten“, bittet Grönheim um Verständnis. Die Bewohnerinnen und Bewohner der vollstationären Ameos-Pflegeeinrichtung „Haus Am Röpersberg“ werden nach Aussage von Sprecherin Avena Fendel voraussichtlich am Donnerstag, 7. Januar, von einem mobilen Impf-Team im Haus geimpft. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner im Senioren Wohnsitz Ratzeburg sind, laut der Landesverordnung, angehalten einen Impftermin im Impfzentrum wahrzunehmen. Aktuell wird jedoch nach einer Lösung gesucht, dass unsere Seniorinnen und Senioren ebenfalls hier im Haus geimpft werden können, denn ihre Gesundheit steht an oberster Stelle“, so Fendel. Von Joachim Strunk