Inkutec in Barsbüttel bereitete sich auf Ausbruch von Corona vor

Während andere Unternehmen ihre Produktion herunterfahren, ist die Medizintechnik als Schlüsselindustrie gefragter denn je. „Für uns ist es wichtig, nicht nur die Produktion aufrecht zu erhalten, sondern auch sicherzustellen, dass die fertigen Produkte möglichst schnell auf den Weg kommen“, sagt Geschäftsführerin Judith Gauck aus Ritzerau. Entsprechend liege ein Schwerpunkt derzeit auf der Versandvorbereitung. „Wie liefern aus, was geht und hoffen, dass der Warenverkehr möglichst lange funktioniert“, so Gauck. Auf den Ausbruch von Corona in Deutschland habe man sich frühzeitig vorbereitet. Frühzeitig Vorbereitungen getroffen: Denn neben Unternehmen in Deutschland beliefere Inkutec als Produzent von Lagerungs- und Sterilisationsbehältern für Instrumente und Implantate vor allem Hersteller in der Schweiz und in den Niederlanden – und deren Produkte finden von dort aus wiederum den Weg in fast die gesamte Welt. Ein Problem bei den Lieferketten würde als Konsequenz Auswirkungen auf Kliniken auch in den USA oder Brasilien haben. Inkutec hat sich als Zulieferer für nationale und internationale Medizintechnikunternehmen auf die Herstellung von Lagerungs- und Sterilisationsbehältern für Instrumente und Implantate spezialisiert. Seit 1994 produziert Inkutec hochwertige Container und Trays aus dem widerstandsfähigen Kunststoff PPSU, aus reinem Edelstahl oder in Hybrid-Bauweise. „Wir haben die Situation seit Anfang Februar beobachtet und angefangen, uns vorzubereiten“, sagt Gauck. Damals hätten viele die Situation in China noch als sehr weit weg empfunden. Dennoch habe man im Bereich der Lieferketten frühzeitig Vorbereitungen getroffen und Kontakt mit den Zulieferern aufgenommen. „Wir arbeiten viel mit Edelstahl“, sagt Gauck. Und der komme vor allem aus Asien. „Derzeit ist für uns hier noch die Lieferfähigkeit gesichert.“ Doch damit ist nur eine Herausforderung vorerst bewältigt. Auf das Verhalten der Menschen kommt es an: Neben dem Material sei es aber vor allem wichtig, dass die Mitarbeiter gesund blieben. Für ein produzierendes Unternehmen sei das überlebenswichtig. Ein Vorteil in dieser Situation sei, dass das Thema Hygiene bei einem Unternehmen der Medizinbranche wie Inkutec ohnehin schon eine große Rolle spiele. „Viele Abläufe kennen wir von den Grippewellen“, sagt Gauck. Dennoch seien Maßnahmen wie Schulungen vorgezogen worden. Dabei sei es um ganz konkrete Abläufe, aber auch vor allem um Sachinformation und um das Aufräumen mit verbreiteten Falschinformationen gegangen. „So etwas muss dann auch erst einmal wieder aus den Köpfen gebracht werden“, sagt Gauck. Das bedeute Schulen, Schulen und noch einmal Schulen. Letztlich sei bei der Verbreitung eines Virus das Verhalten des Menschen das Hauptthema. „Das Händeschütteln war bei uns aber auch schon vorher nicht sehr verbreitet“, sagt Gauck. Homeoffice praktisch nicht möglich: Vorsorglich habe man auch eine Mitarbeiterin, die Anfang Februar von einer Reise aus Asien zurückgekehrt war, auf eigene Initiative für zwei Wochen in Quarantäne geschickt. „Solche Maßnahmen waren eigentlich damals in der Öffentlichkeit überhaupt noch kein Thema“, sagt Gauck. Neben den Schulungen und solchen Vorsorgemaßnahmen seien strukturelle Veränderungen bei einem Produktionsbetrieb ansonsten kaum möglich. „Wir haben zwar Homeoffice eingerichtet, wo es geht. Aber den Mitarbeitern Maschinen mitzugeben und damit dann im Wohnzimmer irgendwelche Medizinteile zusammenbauen zu lassen, geht eben nicht“, sagt die Unternehmerin. Allein schon, weil Inkutec ein zertifiziertes Unternehmen sei und dafür bestimmte Produktionsbedingungen gefordert seien. Insgesamt sei die Auftragslage bei Inkutec derzeit sehr gut. Das sei in dieser Situation aber auch nicht ungewöhnlich, so Gauck. Von Holger Marohn

Corona - Boom durch Corona: Inkutec in Barsbüttel bereitete sich auf Pandemie vor