Ist ein Böllerverbot sinnvoll? Möllner Experten streiten

Die Stadt Mölln appelliert an die Einwohner, zum Klimaschutz auf das Böllern zu verzichten und ein Baumarkt in der Eulenspiegelstadt stellt den Verkauf von Feuerwerkskörpern gar komplett ein. Für die einen sind das sinnvolle Maßnahmen zum Tierschutz und zum Aufhalten des Klimawandels, für die anderen gelten diese Maßnahmen als Spaßbremse oder gar als geschäftsschädigend. Aus diesem Grund wollen wir je einen Befürworter und einen Gegner der alljährlichen Böllerei zu Silvester seine Argumente darlegen lassen. Pyrotechniker Benjamin Stolten: „Ich bin der Meinung, dass Falschinformationen über Feuerwerk kursieren“, sagt Benjamin Stolten. Etwa, dass Haustiere vor Schreck sterben oder Vögel so weit in die Höhe fliegen und einen Erschöpfungstod sterben, hält er für Unsinn. Das habe er selbst nie erlebt. Auch Werte zur Feinstaubbelastung an Silvester, wonach 15 Prozent der gesamten Feinstaubbelastung eines Jahres auftrete, hält er für „aus der Luft gegriffen“. Der Müll, der an Silvester anfalle, bestehe zum 95 Prozent aus Zellulose. Alleine eine Folie sei auf Feuerwerksbatterien angebracht, um das Ganze vor Feuchtigkeit zu schützen. „Das ist so marginal und wird in der Regel schon vor dem Zünden entsorgt“, so Stolten. Rein rechtlich müsse man an der Situation nichts ändern, denn es gebe bereits das deutsche Sprengstoffgesetz, das übermäßiges Knallen verbiete. So sei es nur Profis erlaubt, vor oder nach Silvester Feuerwerk einer bestimmten Kategorie (Kategorie II), zu der Böller und Raketen gehören, abzubrennen. Trotzdem böllerten Jugendliche natürlich gern vorher und nachher. „Das ist Branchenmobbing“: Wenn ein Jugendlicher mit dem Porsche seines Vaters Menschen zu Tode fahre, würde in der Zeitung niemals stehen: „Stuttgarter Todesmaschine tötet Menschen“ sondern eher „Jugendlicher fährt mit Sportwagen Menschen an“. „Man verteufelt die Pyrotechnik an sich und nicht die Anwender. Das ist der falsche Ansatz. Man müsste einfach mehr kontrollieren.“ Deshalb fragt er sich auch, wie die jetzt ausgesprochenen Feuerwerksverbote in Hamburg überhaupt kontrolliert werden sollen. Es mangele an Kapazitäten. Den Appell der Stadt Mölln, auf Feuerwerk zu verzichten, empfinden viele Händler als geschäftsschädigend. „Das ist Branchenmobbing und darf nicht sein“, findet Stolten. Einzelhändler fühlten sich unter Druck gesetzt, weil darum mittlerweile ein moralischer Disput entbrannt sei. Bei Tabak überlasse man die Entscheidung ja auch dem Verbraucher. Doch der Schaden für Umwelt und Gesundheit durch Kippen sie weitaus höher. Stolten selbst ist aufgrund dieser Diskussion schon mehrfach angefeindet worden. Gaston Prüsmann: Tierschützer und Feuerwerksgegner: Gaston Prüsmann ist Vorsitzender des Tierschutzvereins Mölln-Ratzeburg und Umgebung. Zusätzlich ist er noch im Landesbund des Deutschen Tierschutzbundes Schleswig-Holstein als Beisitzer tätig. Vom Prokuristen der Firma Werkers Welt in Mölln/Alt Mölln wurde er im Sommer 2019 angesprochen. Man hatte vor, ab 2019 auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern zu verzichten. „Natürlich war ich begeistert. Warum? Jedes Jahr haben wir Probleme mit Tieren, die durch die Knallerei weglaufen. Dabei kommt es auch zu Verletzungen oder sogar Todesfällen bei Hunden und Katzen. Auch bei Wildtieren, egal ob Vögel, Eichhörnchen oder Ähnlichem gibt es Todesfälle durch Panik.“ Wegen ein bisschen Spaß müssen Tiere sterben: Er gehöre nicht zu den Menschen, die unbedingt Verbote wollen. In seinen Augen bringen sie nichts. Doch Prüsmann glaubt: „Es muss sich bei den Menschen im Kopf fest setzen, was sie den Tieren antun. Wegen ein wenig Spaß müssen Tiere sterben. Das kann es nicht sein.“ Hierüber müssten die Menschen einfach nachdenken. „Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Mitgeschöpfen.“ Und es seien nicht nur die Tiere. „Umwelt und Klima sind ein weiteres Thema. Bei inzwischen vielen Bau-/ Supermärkten setzt sich diese Erkenntnis durch. Ich hoffe, dass auch die Menschen endlich vernünftig werden“, sagt der Tierschützer. Er selbst verzichte schon seit Jahrzehnten auf den Kauf und das Abbrennen von Feuerwerkskörpern. „Wir können nicht immer nur von Tierschutz, Klima- und Umweltschutz reden. Jeder und jede Einzelne von uns trägt Verantwortung dafür in sich. Ich werde mich für Tiere einsetzen so lange es mir gesundheitlich möglich ist.“ Und das denken die Deutschen zum Thema Böllern: Von Florian Grombein

Pro und Contra - Ist ein Böllerverbot sinnvoll? Möllner Experten streiten