Kreis Herzogtum Lauenburg: So helfen gefällt Bäume beim Klimaschutz

Ein Kubikmeter Holz speichert etwa eine Tonne Kohlendioxid. Und die lauenburgischen Wälder sind damit ein riesiger Kohlendioxidspeicher. Allein in den vergangenen zehn Jahren ist der Vorrat an lebendem Holz allein in den gut 8500 Hektar Wirtschaftswald um etwa 340 000 Kubikmeter oder etwa 40 Kubikmeter pro Hektar – und damit entsprechend vielen Tonnen Speicherleistung – angestiegen. Das ist ein Zwischenergebnis der derzeit laufenden Waldinventur. Ausschuss diskutiert Ergebnisse: Pro Hektar bewirtschafteten Waldes entspricht das etwa 400 Tonnen gespeichertem Kohlendioxid. Das ist ein Drittel mehr als die durchschnittliche Speicherleistung der Kommunalwälder in Deutschland und 20 Prozent mehr als der bei der dritten Bundeswaldinventur 2012 ermitteltem Durchschnittswert. Und das, obwohl in den vergangenen zehn Jahren 65 Festmeter Holz pro Hektar geschlagen wurden oder als Tot- oder Kronenholz im Wald verblieben ist. „Das sieht auf den ersten Blick sehr positiv aus“, sagt Kornelia Mrowitzki (Grüne), Vorsitzende des Ausschusses für Forsten, Energie, Umwelt- und Klimaschutz des Kreises Herzogtum Lauenburg. „Die Ergebnisse der Waldinventur werden wird uns näher ansehen.“ Vorgestellt werden diese am Montag, 28. September, im Ausschuss in Ratzeburg. Die Grünen hatten in der Vergangenheit gefordert, mehr Flächen aus der Bewirtschaftung herauszunehmen. Holz ersetzt energieintensive Stoffe: Doch dass der Kreisforst als Kohlendioxidspeicher durch den Aufwuchs an Biomasse vier Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr und Hektar sowie der Entnahme von Wirtschaftsholz zur weiteren Nutzung in Speicherwert von knapp sechs Tonnen pro Jahr und Hektar in der Vergangenheit hervorbringt ist nur ein Teil der Klimaschutzleistung. Denn die Kohlendioxidbilanz wird nicht nur dadurch verbessert, dass der Holzvorrat im Wald wächst oder Holz geschlagen und in Dachstühlen und Möbeln verschwindet. Denn damit wird es über Jahrzehnte oder Jahrhunderte gebunden und später eventuell thermisch verwertet, also verheizt. Durch die Verwendung von Holz werden auch andere Stoffe ersetzt. Waldsymposium legte Grundstein: Wie umfangreich die Klimaschutzleistung eines bewirtschaften Waldes ist, stellte jüngst erst Professor Dr. Hermann Spellmann während des Waldsymposiums zur Zukunft der Kreisforsten im Juli 2019 in Ratzeburg vor. Spellmann ist bundesweit anerkannter Waldexperte, langjähriger Direktor der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und unter anderem auch Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik. Danach senkt die Holz- und Forstwirtschaft, also die Bewirtschaftung der Wälder und die daraus folgenden Arbeiten, in Deutschland den Kohlendioxidausstoß jedes Jahr um etwa 127 Millionen Tonnen. Dieser Senkenleistung steht ein gesamter Kohlendioxidausstoß in Deutschland von 858 Millionen Tonnen laut Umweltbundesamt im Jahr 2018 gegenüber und geschätzten 800 Millionen Tonnen in 2019. Holz statt Beton: Wenn man von den 11,1 Millionen Hektar Wald nur die gut 500 000 Hektar offiziell gemeldeten Biotope abzieht, bedeutet das eine Kohlendioxid-Senke von im Durchschnitt mindestens zwölf Tonnen pro Hektar und Jahr. Spellmann bezieht sich dabei unter anderem auf das Gutachten „Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung“ aus 2016. So geht es nicht nur darum, dass das geschlagene und entnommene Holz im Umfang von 54 Millionen Festmetern oder Tonnen Kohlendioxidäquivalenten durch frei gewordenen Platz nachwachsen kann. Durch die Verwendung von Holz wird die Kohlendioxidfreisetzung bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl oder Erdgas im Gegenwert von 36 Millionen Tonnen vermieden. Mehr Holzhäuser bauen: Außerdem ersetzt Holz beispielsweise im Bau andere bei der Produktion in hohem Maß Kohlendioxid produzierenden Stoffe wie Beton, Stahl, Kalksandsteine oder Dämmstoffe (insgesamt 30 Millionen Tonnen). Hinzu kommt eine Substitutionsleistung bei der Herstellung anderer Produkte wie beispielsweise Möbel, Eisstielen aber auch Einwegbesteck und -geschirr von drei Millionen Tonnen. Und diese gesamte Substitutionsleistung könnte laut Spellmann noch steigen, wenn mehr Produkte aus dem nachwachsenden Rohstoff hergestellt würden. So sei gerade im Hausbau der Anteil von nachhaltig gebauten Holzhäusern in Norddeutschland deutlich geringer als in Süddeutschland. Hier sei noch Luft nach oben, so der Experte Spellmann. Hier lesen Sie mehr: Von Holger Marohn