Kreis Herzogtum Lauenburg lässt Bauhof Corona-Quarantäne kontrollieren

„Bei dem einen oder anderen Bürger ist die Überraschung schon groß, wenn auf einmal zwei Männer in Orange vor der Tür stehen“, sagt Tobias Frohnert, Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg. Orangefarben ist die Dienstkleidung der Mitarbeiter des Bauhofes. Und zu deren Aufgaben gehört neuerdings auch, das Kreisgesundheitsamt bei der Kontrolle der Einhaltung der Corona-Quarantäne-Vorschriften bei Reiserückkehrern zu unterstützen. Gegen Personalmangel im Gesundheitsamt: Denn die Ermittlung der Kontaktpersonen und das Schreiben entsprechender Quarantäne-Anordnungen ist längst nicht mehr die einzige personalaufwendige Arbeit für das Gesundheitsamt. So nehme zunehmend die Bearbeitung der zu Hunderten eingegangenen „Aussteigekarten“ von Reiserückkehrern, die nach ersten Prüfungen ihrer Verpflichtung zur Meldung beim Gesundheitsamt nicht nachkommen, Zeit in Anspruch. Und genau da setzt die Unterstützung durch die Mitarbeiter des Bauhofes an. Sie bekommen vom Gesundheitsamt eine Liste der Reiserückkehrern aus Risikogebieten, die sich nicht wie vorgeschrieben beim Gesundheitsamt gemeldet haben und kontrollieren dann an der Meldeadresse, ob die Personen sich dort in Quarantäne befinden. Fehlende Information am Flughafen: „Nach der öffentlichen Diskussion um die häufige Nichtrückmeldung beim Gesundheitsamt hat sich die Situation insgesamt schon verbessert“, heißt es vom Kreis. Häufig bestehe das Problem jedoch weiterhin bei Personengruppen, die die hiesigen Medien nicht so verfolgten. Und da es am Hamburger Flughafen teilweise nicht die genauen Auskünfte zum vorgeschriebenen Verhalten in Schleswig-Holstein gebe, wüssten dann viele nichts von der automatisch vorgeschriebenen Quarantäne. Die ursprüngliche Idee, die hinter dem Verfahren stehe, sei gewesen, dass Mitarbeiter des Bauhofes wegen verschiedener Baustellen und Arbeiten an den Kreisstraßen ohnehin im Kreis unterwegs seien, eine Liste bekämen und quasi nebenbei ein paar Hausbesuche machen könnten. „Inzwischen haben wir das Verfahren aber etwas umgestellt“, sagt Frohnert. Jetzt seien zwei Mitarbeiter des Bauhofes für diese Kontrollen abgestellt. „Es hat sich einfach herausgestellt, dass das neben den Baustellen nicht so einfach zu machen ist.“ Täglich 150 Anrufe bei der Corona-Hotline: „Die Kontaktpersonennachverfolgung ist erheblich aufwendiger geworden als noch im Frühjahr“, schlägt Landrat Dr. Christoph Mager unterdessen Alarm. Als die Menschen noch im Lockdown gelebt hätten und Schulen, Kitas und Sportvereine geschlossen gewesen seien, war deshalb die Zahl der Kontakte gering, die nach einer bekanntgewordenen Infektion hätten ermittelt werden müssen. „Wenn sich heute jemand überlegt, auf wie viele Personen er in den letzten 14 Tagen getroffen ist, werden in der Regel 50 Personen zusammenkommen. Häufig macht ein Fall heute ungefähr so viel Arbeit wie zehn Fälle im Frühjahr“, sagt Mager. Hinzu kämen täglich bis zu 150 Anrufe bei der Corona-Hotline des Kreises sowie eine steigende Anzahl von Anfragen per Mail. Nach Rückgang der Infektionszahlen im Juli: Nach einem Rückgang der Infektionszahlen im Juli auf Null über fast zwei Wochen lebten zuletzt im Wochenmittel zehn bis 15 erkrankte Personen im Kreis. Mit dem Rückgang der Infektionszahlen konnten die zusätzlichen Kräfte im Gesundheitsamt wieder in ihre Stammfachdienste zurückkehren und Mitarbeiter im Gesundheitsamt Urlaub nehmen und Überstunden abbauen. Durch das anziehende Infektionsgeschehen und die Regelungen zur Quarantäne bei Rückkehr aus Risikogebieten habe sich die Arbeit im Gesundheitsamt nun wieder deutlich erhöht, so dass erneut Mitarbeiter aus anderen Fachdiensten in Anspruch genommen werden müssten, teilte Landrat Mager zuletzt mit. Das Personal des Gesundheitsamts selbst sei bis Jahresende um rund fünf Vollzeitstellen auf freie Stellen aus Fachdiensten und Springerstellen aufgestockt. Die Zahl der Coronainfizierten im Kreis Herzogtum Lauenburg wurde zuletzt mit 321 Personen angegeben. Damit blieb die Zahl konstant. Davon genesen sind 281 Personen. Die Kreisverwaltung zählt 18 am Virus Verstorbene. Ratzeburger joggen zu Lost Places Schwerer Rohrbruch in Ratzeburg: Zahlreiche Haushalte ohne Trinkwasser Von Holger Marohn