Kreissparkasse entschuldigt sich für Versuch der Einflussnahme auf Kunstausstellung in Ratzeburg

Im Streit zwischen unter anderem dem Kreisbauernverband und dem Lauenburgischen Kunstverein (LKV) um die Installation „Mannigfaltigkeit“ in der aktuellen Kunstausstellung „On Fire. Kultur – Natur – Landschaft“ in Ratzeburg hat sich die Kreissparkasse (KSK) „intern noch einmal offen über unsere eigene Reaktion und unser Handeln ausgetauscht“, teilte Vorstandsvorsitzender Dr. Stefan Kram am Donnerstagvormittag mit. Kreissparkasse rudert zurück: „Ein kritischer Diskurs ist uns wichtig. Dazu gehört es auch, klar Position zu beziehen“, schreibt Dr. Kram. Ebenso wichtig ist es der Kreissparkasse offenbar auch, „in der Zusammenarbeit mit dem von uns unterstützten Kunstverein Neutralität zu wahren. Unsere Forderung an den Kunstverein, die Installation im Interesse unserer Kunden aus dem landwirtschaftlichen Bereich abzubauen, war vor diesem Hintergrund falsch und hätte so nicht passieren dürfen“, entschuldigt sich der Vorstandsvorsitzende. Damit räumt die Kreissparkasse nicht nur einen Fehler ein, sondern folgt indirekt auch der Forderung vieler Verbände und Bürger, die mit deutlichen Worten für die weitere Ausstellung der Installation von Künstlerin Sabine Egelhaaf kämpften. KSK suchte Gespräch mit dem LKV: Der Kreissparkassen-Chef weiterhin: „In unserer täglichen Arbeit haben unsere Kunden und ihr Wohl höchste Priorität. In dieser Situation haben wir aber zu schnell und zu emotional gehandelt. Das war so nicht richtig und tut uns leid. Wir sind dann für unser Handeln auch zu Recht kritisiert worden.“ In der Zwischenzeit habe man seitens der Kreissparkasse auch das persönliche Gespräch mit dem Kunstverein gesucht. Aktuell „befinden wir uns in einem konstruktiven Austausch“, teilt Dr. Stefan Kram mit. Das klare Ziel dabei sei es, „unsere über 30-jährige Zusammenarbeit im Rahmen unseres Kultursponsorings auch in Zukunft weiter partnerschaftlich fortsetzen zu können“. „Neue Bauernregeln“ sorgen weiterhin für Diskussion: Bestandteil der Ausstellung sind die „Neuen Bauernregeln“, die von der damaligen Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Barbara Hendricks, im Februar 2017 auf der Homepage des Ministeriums und auf Plakaten veröffentlicht wurden. Nach Protesten wurde die Kampagne damals eingestellt, und die ehemalige Ministerin hatte sich in einem Interview mit der „Rheinischen Post“ entschuldigt. Diese Kampagne griff Sabine Egelhaaf in ihrer Installation „Mannigfaltigkeit“ auf – zusammen mit für den Kreisbauernverband „provokanten“ und „landwirtschaftsfeindlichen“ Sprüchen, die auf die Missstände in der konventionellen Landwirtschaft aufmerksam machen sollten. Bauernverband: „Wir haben von der Sparkasse nichts gefordert“: Der Vorsitzende des lauenburgischen Kreisbauernverbandes, Hans-Peter Grell, bestätigt gegenüber den LN, dass er in einem Gespräch mit einem Vertreter der Kreissparkasse – nicht dem Vorstandsvorsitzenden – sowohl die Ausstellung wie auch die finanzielle Förderung durch die Kreissparkasse heftig kritisiert habe. „Aber der Bauernverband hat weder den Abbau von Kunstwerken noch ein Ende der Förderung durch die Kreissparkasse gefordert“, betont Grell. Was andere Bauern sozusagen als Privatleute gemacht hätten, wisse er nicht. Außerdem bedauert Grell, dass es der Lauenburgische Kunstverein den Landwirten nicht gestattet habe, die Ausstellung durch Plakate zu erweitern, die auf die Bemühungen des Bauernverbandes um Naturschutz hinweisen würden. Lauenburgischer Kunstverein nimmt Entschuldigung von Dr. Kram an: Dr. William Boehart vom Lauenburgischen Kunstverein (LKV) weist die Idee einer „Ergänzung“ der Ausstellung von sich. „Das geht nicht in einer Ausstellung. Sie können ja auch nicht in die Hamburger Kunsthalle gehen und dort ein Plakat neben einen van Gogh stellen, der ihnen nicht gefällt“, sagt er. Ansonsten freue er sich über den Sinneswandel der Kreissparkasse. „Dr. Kram hat mich angerufen und ja, ich habe die Entschuldigung angenommen“, berichtet Boehart. Die beiden hätten verabredet, sich demnächst zu treffen, wenn beide aus dem Urlaub zurück seien. „Ich hoffe weiter auf eine konstruktive Kooperation“, sagt der LKV-Vorsitzende. Lesen Sie auch Ratzeburg: Bauernprotest gegen Kunstwerk: Das sagen Bürger und Verbände Ratzeburg: Bauernprotest gegen Kunstwerk - Engholm bezieht klar Stellung Ratzeburg: Bauern protestieren gegen Kunstaktion Von hh