Lauenburg: Weser-Fahrt mit „Kaiser Willhelm“ abgesagt

Es sollte eine geschichtsträchtige Fahrt werden: Vom 17. Juli bis zum 2. August wollte der Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums nach 50 Jahren mit dem unter Denkmalschutz stehenden Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ zur Weser zurückkehren. 1900 bei der Dresdner Schiffswerft und Maschinenfabrik gebaut, war der Raddampfer zunächst 70 Jahre lang auf der Weser unterwegs. Als er dann ausgemustert wurde und die Verschrottung drohte, retteten Schifffahrts-Enthusiasten um Dr. Ernst Schmidt das Schiff und holten es an die Elbe nach Lauenburg. Nach einer 2019 begonnenen Sanierung erstrahlt er jetzt in frischem Glanz. Am 25. Oktober 1970 kam der „Kaiser Wilhelm“ nach einer Überführungsfahrt von der Weser über den Mittellandkanal bis nach Magdeburg und elbabwärts durch die damalige DDR in seinem neuen Heimathafen Lauenburg an. 2015 fuhr der Raddampfer bis nach Dresden und begeisterte die Menschen dort. Damals reifte auch die Entscheidung, zur Weser zurückzukehren. 2018 fuhr der „Kaiser Wilhelm“ erstmals eine Rundtour durch den Hamburger Hafen. Im Juli 2022 soll es einen neuen Termin geben: „Bedingt durch die Corona-Krise mussten wir die Tour zur Weser jetzt schweren Herzens absagen. Aber wir arbeiten an einem neuen Termin für Juli 2022“, sagt Markus Reich, der Kapitän des „Kaiser Wilhelm“ und Vorsitzende des Vereins, der das Schiff betreibt. Die Entscheidung zur Absage trifft den Verein schwer, denn er muss für die mit Bundesmitteln in Höhe von 950 000 Euro geförderte Sanierung einen Eigenanteil von 95 000 Euro aufbringen. Reich: „Da hatten wir natürlich mit den Einnahmen kalkuliert.“ Das Interesse zur mehrtägigen Fahrt nach Hameln und zu Rundfahrten auf der Weser sei groß gewesen, heißt es. Hygienekonzept lässt sich an Bord nicht umsetzen: „Ein Hygienekonzept und Abstandsregeln lassen sich an Bord eines solchen 120 Jahre alten Schiffes nur schwer umsetzen“, sagt Reich. Seit 2018 liefen die Vorbereitungen, die Vorfreude unter den Besatzungsmitgliedern und bei den Menschen im Weserbergland, die „den Kaiser“ noch von früher kannten, war groß. „Das Interesse der Gäste aus allen Teilen der Welt und natürlich aus dem Weserbergland war überwältigend. Einige Teilstrecken waren bereits komplett ausgebucht“, berichtet Holger Böttcher, der Zahlmeister des Vereins. Mit der Verschiebung um gleich zwei Jahre hofft die Besatzung auf Planungssicherheit. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Durch die Absage hatte der Verein bei der Sanierung schon etwas auf die Bremse getreten, um unter dem Einfluss von Corona das Risiko für die Beteiligten zu reduzieren. „Einige Sachen müssen an Bord noch chic gemacht werden. Aber fahrttechnisch hängt natürlich alles an noch möglichen weiteren Lockerungen“, sagt Reich. Er hofft, dass vielleicht im Juli mit 50 oder 60 Fahrgästen abgelegt werden kann, um die Saison nicht ganz zu verlieren. Von Timo Jann