Millionenlücke: Campus-Schule in Mölln droht zu scheitern

Allem Anschein nach scheitert der Traum von einer landesweit einzigartigen Vorzeigeschule in Sachen Inklusion. Die Fusion einer städtischen Grund- und einer kreiseigenen Förderschule in den Klassenstufen 1 bis 4 in der Möllner Waldstadt krankt nach derzeitigem Stand am Möllner Stadtsäckel und am Mangel an Fördermitteln. Auf über 20 Millionen Euro wurden die Kosten geschätzt. Die Kreisverwaltung möchte 5 Millionen Euro, also ein Viertel, dazugeben. Doch wie am Montagabend im Sozialausschuss der Stadt deutlich wurde, gibt es keine nennenswerten Zuschüsse von Land und Bund. Und selbst wenn das Architekturbüro Trapez, wie jetzt signalisiert, Abstriche macht, bliebe Mölln alleine auf Kosten von bis zu 13 Millionen Euro sitzen. Weil Mölln neben der Sanierung der Grundschule auch die Sanierung der Gemeinschaftsschule schultern muss, hat die Verwaltung nun empfohlen, sich wieder komplett auf die Sanierung der Grundschule Tanneck im Alleingang zu konzentrieren. Die Kreisverwaltung ihrerseits plant bereits, zur Lösung der Raumprobleme an ihrer Förderschule Container zu bestellen. Gibt es noch einen Rest Hoffnung? Aus Sicht der Verwaltung ist die Erweiterung der Grundschule Tanneck ohne Einbindung der Steinfeldschule weiter voran zu treiben. Das geht aus der schriftlichen Einschätzung für den Ausschuss hervor. Derzeit stünden nur Fördermittel aus dem Fonds für Barrierefreiheit (Richtlinie „Fonds für Barrierefreiheit“ zur Förderung der Barrierefreiheit gemäß UN-Behindertenrechtskonvention ) zur Verfügung. Die bisher in Rede stehenden Baukosten sowohl für den Bau einer neuen Grundschule als auch für die Campus-Lösung seien letztendlich nicht belastbar. Die Kostenschätzungen konnten bis dato demnach nur auf Basis des Baukostenindex erfolgen, nach dem Abweichungen von 20 Prozent durchaus möglich seien. Selbst wenn für 16 Millionen Euro gebaut werden könnte, sei die Unsicherheit zu groß. Ratsam sei die Erstellung eines Raumprogrammes für die Tanneckschule unter Verwertung der Ergebnisse aus dem Projekt Inklusiver Campus. Dabei könne auf bereits erfolgte Workshopergebnisse zurückgegriffen werden. Verwaltung erklärt Projekt für gescheitert: „Letztendlich scheitert das Projekt an mangelnden Fördermitteln“, erklärte Torsten Wendland, zuständiger Fachbereichsleiter in Mölln. Um in der Diskussion voranzukommen, habe er relativ kurzfristig die Einschätzung der Verwaltung in die Dokumente für den Schul-, Sport-, Jugend- und Sozialausschuss (SSJS) eingereicht. Man habe diverse Landes- und Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein angesprochen, die alle bestätigt hätten, dass keine finanziellen Mittel für das Projekt Campus Waldstadt zur Verfügung ständen. Einzig für eine barrierefreie Sanierung gebe es Fördermittel, jedoch maximal 500 000 Euro. Die Förderquote sei zu gering. Und die tatsächliche Bausumme lasse sich nicht ermitteln, ohne das Projekt auszuschreiben. „Wir müssen im Sinne der Tanneckschule jetzt weiter vorankommen“, so Wendland. Es gebe in Mölln an mehreren Schulen Handlungsbedarf und es müssten schnell Prioritäten gesetzt werden. Gehrmann (CDU): „Am Campus-Projekt fest gebissen“: „So sehr ich am Campus-Projekt hänge. Ich möchte nicht wieder Jahre warten. In der nächsten Sitzung muss es eine Entscheidung geben“, erklärte Christiane Gehrmann (CDU) Vorsitzende im SSJS. Sie habe sich an diesem Projekt festgebissen und glaube, das Thema Inklusion werde in Zukunft immer wichtiger werden. Der Sozialausschuss tagt Ende Februar erneut. Die Ausschussvorsitzende fragte den Architekten auch, ob es möglich wäre, die überraschend angekündigten preiswerteren Baukosten bis zur nächsten Sitzung zu ermitteln, damit die Entscheidung leichter falle. Architekt Dirk Landwehr vom Büro Trapez aus Hamburg hält das jedoch für unwahrscheinlich. Landwehr gab an, erst vor Kurzem zwischen Tür und Angel aus Kreisen der Möllner Verwaltung erfahren zu haben, dass das Projekt drohe, an den Kosten zu scheitern. Zuvor seien die Signale sowohl von der Kreisverwaltung als auch von der Stadtverwaltung positiv gewesen. Er legte dar, dass sich die Kosten für den Bau durch Modularbauweise und Änderungen der Raumgrößen reduzieren ließen. Wenn identische Gebäude, egal ob aus Holz oder Stein, gebaut würden, sänken die Planungskosten. Um wie viel sich der zunächst gesetzte Kostenrahmen von zwischen 16 und 21 Millionen Euro senken ließe, konnte er jedoch nicht im Detail beantworten. Container für die Schule Steinfeld: „Das Campus-Projekt ist gestoppt. Wir alle wollen es – doch es ist zu teuer“, erklärte Gitta Neemann-Güntner (SPD), Vorsitzende im Kreissozialausschuss. Die Schule Steinfeld mit 50 Schülern steht der Tanneck-Grundschule mit 250 Schülern gegenüber. Man könne nicht erwarten, dass der Kreis für lediglich 50 Steinfeld-Schüler das Gleiche zahle wie Mölln mit fünf Mal so vielen Grundschülern. Die Kreispolitik wolle das Projekt noch nicht aufgeben. Vielmehr müsse es nun in eine zweite Runde gehen, um mögliche Fördermittel aufzutreiben. Ihre Hoffnungen stützen sich unter anderem auf das Programm „Impuls“ der Landesregierung. Angesichts der akuten Raumnot in der Steinfeldschule sollen nun jedoch umgehend Container beschafft werden. Diese temporäre Lösung lässt den Weg frei für weitere Anstrengungen in Sachen Campus Waldstadt. Eine Entscheidung ist in der Sitzung des SSJS am 24. Februar zu erwarten. Mehr zum Thema: Entwurf für landesweit einzigartige Schule steht Drei Schulklassen in Mölln wegen Lehrermangel aufgelöst Millionen für die lauenburgischen Schulen Zusammenlegung zweier Möllner Schulen im Fokus Von Florian Grombein

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