Mölln und Dassendorf: Corona-Fälle an zwei Schulen im Kreis Herzogtum Lauenburg

Viel Arbeit und Aufregung beim Kreisgesundheitsamt. Gleich zwei Schulen im Herzogtum Lauenburg gerieten in den Fokus der Mediziner: Die Grundschule in Dassendorf und die Gemeinschaftsschule Mölln. Der Kreis hat für 14 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Mitarbeitende der Gemeinschaftsschule Dassendorf vorsorglich häusliche Isolation angeordnet. Anlass war ein bestätigter Corona-Nachweis einer Schulmitarbeiterin. „Die Betroffene wurde wegen einer akuten Covid-Symptomatik, die sich bei ihr am Sonntag gezeigt hatte, gestern auf das Virus getestet. Das positive Ergebnis ging heute beim Kreisgesundheitsamt ein“, so Landrat Christoph Mager. 14 Zweitklässler und drei Mitarbeiterinnen betroffen: „Als erste Maßnahme haben die zuständigen Kolleginnen im Gesundheitsamt die häusliche Isolation für alle Kontaktpersonen der Mitarbeiterin angeordnet“, so Mager weiter. Die Erziehungsberechtigten wurden durch die Schule über die Situation informiert und gebeten, ihre Kinder aus der Schule abzuholen. Betroffen sind nach bisherigen Erkenntnissen 14 Zweitklässler als Kontaktpersonen ersten Grades, die durch die Mitarbeiterin am vergangenen Mittwoch betreut wurden, sowie zwei weitere Personen, zu denen im Bereich der Schulküche Kontakt bestand. Keine Erkenntnisse über Herkunft der Infektion: Über die Herkunft der Infektion liegen keine Erkenntnisse vor, Hinweise auf einen Verstoß gegen Reiserückkehrer-Bestimmungen bestehen nicht, so der Landrat. „Das weitere Vorgehen sieht nun zunächst eine Testung der 14 Kinder sowie der beiden Mitarbeitenden vor. Die Hygieneregeln in der Schule sowie die Kohortenbildung ermöglichen dem Gesundheitsamt hier ein stufenweises Vorgehen“, sagte Mager. „Sollte sich bei der Testung ein positiver Fall zeigen, wird auch die nächstgrößere Kohorte getestet.“ Corona-Testmobil der KV in Dassendorf: Direkt vor dem Dassendorfer Jugendzentrum parkte am späten Dienstagnachmittag gegen 15.30 Uhr das Corona-Testmobil der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Ein Mann und eine Frau an Bord bauten vor dem weißen Wohnmobil einen kleinen Tisch mit Formularen und Wattestäbchen in Kunststoffröhren auf. Schnell bildete sich eine Schlange von Eltern und Kindern mit Masken. Ein Kind nach dem anderen trat zum Wohnmobil und ließ sich von dem medizinischen Personal im weißen Schutzoverall und Gesichtsschirm aus Plexiglas ein Teststäbchen in den Mund führen. Die Stimmung unter den Eltern wirkte aufgeregt. Es wurde über Sinn und Unsinn der Maskenpflicht im Unterricht und die bevorstehenden Tage geredet. Erst vor drei Wochen hat die Schule begonnen. Noch ist nicht klar, wie lange die betreffende Kohorte von Schülern nicht zum Unterricht kommen darf und ob die angeordnete Quarantäne noch auf eine weitere Kohorte von Schülern und Lehrkräften ausgeweitet wird. Geringe Infektionswahrscheinlichkeit: In diesem Fall wäre das die gesamte Jahrgangsstufe zwei mit drei Klassen. Da sich aber bisher bei keinem der Kinder Symptome einer Covid-Erkrankung gezeigt haben und die betroffene Mitarbeiterin erst am Wochenende solche zeigte, geht das Gesundheitsamt von einer geringen Infektionswahrscheinlichkeit unter den Schülerinnen und Schülern aus. Auch weil die Betroffene während der Arbeit einen Mund-Nasen-Schutz getragen hat. Die häusliche Isolation wird für die betroffenen Kinder und Mitarbeitenden nun bis zum 2. September 2020 angeordnet. Dann plant das Gesundheitsamt einen zweiten Test, bevor es wieder zurück an die Schule gehen kann. Bürgermeisterin vertraut Kreis und Gesundheitsamt: Dassendorfs Bürgermeisterin Martina Falkenberg zeigte sich „etwas nervös“, wenn solch ein Fall sich in der eigenen Schule und Gemeinde ereigne. „Andererseits“, sagt sie, „sieht man jetzt, welchen Sinn diese Kohortenbildung hatte, nämlich überschaubare Gruppe zu bilden, die voneinander getrennt sind“. Als Bürgermeisterin wünsche sie „zuallererst der erkrankten Person gute Genesung“. Fürderhin sei es wichtig, dass die Eltern ruhig blieben. „Wir müssen jetzt mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Ruhe an die Sache gehen. Verschwörungstheorien und Diskussionen auf Hören-Sagen-Basis haben hier nichts zu suchen.“ Sie selbst habe das „Gefühl, alles getan zu haben, was wir tun konnten“. Und sie habe volles Vertrauen zur Kreisverwaltung und dem Gesundheitsamt. „Wir müssen jetzt auch die Maßnahmen ernst nehmen, die zu treffen sind“. Weitere Hiobsbotschaft aus Mölln: Am späten Dienstagnachmittag folgte eine weitere Pressemitteilung des Kreises mit der Nachricht, dass das Gesundheitsamt für die gesamte neunte Jahrgangsstufe sowie zwei Lehrkräfte der Gemeinschaftsschule Mölln häusliche Isolation angeordnet hat. Eine Klasse des Jahrganges mit 25 Schülerinnen und Schülern hatte in der vergangenen Woche auf einer Klassenfahrt Kontakt zu Jugendlichen einer Düsseldorfer Schule. Mindestens drei der Düsseldorfer wurden im Nachhinein positiv auf das Coronavirus getestet. Für die betroffene Klasse wurde durch das Amt ein Test für Mittwoch, 26. August, mit dem KV-Testbus angeordnet. Sofern alle Ergebnisse negativ ausfallen, können die übrigen 9. Klassen wieder zurück an die Schule, die betroffene Klasse selbst muss in jedem Fall bis zum 4. September in häuslicher Isolation bleiben. Weitere schulische Maßnahmen angesichts der jetzt aufgetretenen Corona-Fälle an den Schulen in Dassendorf und Mölln sieht Susanne Werger-von Bergen, Schulaufsichtsbeamte im Ratzeburger Schulamt, derzeit nicht. „Unter enormem Aufwand“ hätten die Schulen und deren Leiterinnen und Leiter alle notwendigen Maßnahmen bereits im Vorfeld in den vergangenen Wochen und Monaten ergriffen, sagt die Vertreterin von Schulrätin Katrin Thomas. Und zwar in den Schulräumlichkeiten vor allem Kohorten gebildet, kleine Gruppen zum Teil sogar innerhalb der Klassen, um bei einem möglichen Krankheitsausbruch die Infizierten sogleich von den Übrigen isolieren zu können. Sofern eine Corona-Erkrankung festgestellt werde, kämen die betroffene Person sowie die Kontaktpersonen ersten Grades, also innerhalb der Kohorte, in eine 14-tägige Quarantäne. Die häusliche Isolation werde solange aufrecht erhalten, bis ein negativer Test Entwarnung gebe. Susanne Werger-von Bergen kennt sich mit der Thematik bestens aus, war sie doch bis zu den Sommerferien selbst Leiterin der Weingarten-Schule in Lauenburg an der Elbe und musste die entsprechenden Vorkehrungen für ihre Schule treffen. Kontaktverfolgung ist schwierig: Grund für die Isolation aller neunten Klassen sind die Jahrgangskohorten an der Gemeinschaftsschule. Da sich die Schülerinnen und Schüler des gleichen Jahrgangs in verschiedenen Kursen begegnen, müssen zunächst bis zum Vorliegen der Befunde der direkt Betroffenen, alle zu Hause bleiben. Zeigen sich positive Ergebnisse, muss die gesamte Kohorte getestet werden, also circa 160 Schülerinnen und Schüler aus sieben Klassen. Nach aktuellem Stand zeigt niemand Corona-Symptome. Eine Kontaktverfolgung zwischen den Schülerinnen und Schülern aus Mölln und Düsseldorf gestaltet sich schwierig, da die Jugendlichen sich untereinander allenfalls mit Vor- oder Spitznamen kennen. Das Ratzeburger Gesundheitsamt steht im Kontakt zu den Düsseldorfer Kollegen. Die Jugendlichen und Erziehungsberechtigten der betroffenen Klasse werden durch das Gesundheitsamt informiert. Die anderen Klassen des Jahrganges erhalten zunächst eine Mitteilung der Schule über das weitere Vorgehen. Von Joachim Strunk und Florian Grombein