Möllner Familie will raus aus Schimmel-Wohnung

Seit zehn Monaten lebt Ahmed Khalil in seiner Möllner Wohnung. Immer wieder hat er den Vermieter auf Feuchteschäden und Schimmelbildung aufmerksam gemacht. Nichts ist passiert. Weil er in wenigen Tagen mit seiner Frau Nachwuchs erwartet, sucht er jetzt ein neues Zuhause. Das Baby soll nicht in einer Schimmelwohnung aufwachsen. Vor fünf Jahren kam Ahmed Khalil aus Syrien nach Deutschland und konnte mit zwei weiteren Flüchtlingen bei Monika und Horst Soecknick in Walksfelde eine Wohnung beziehen. Mittlerweile lebt Khalil mit seiner Frau Reem in Mölln, hat einen Arbeitsplatz und erwartet Ende Oktober die unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Mit dem Ehepaar Soecknick besteht weiterhin ein enger freundschaftlicher Kontakt, beide nehmen an dem Leben der jungen Familie Anteil. Keine Reaktion auf Mietminderung: „Es ist unanständig, dass hier überhaupt nichts passiert!“, ist Monika Soecknick, als sie sich mit Ehemann Horst an unsere Redaktion wendet, empört. Schon bei der Wohnungsübergabe hätte man protokolliert auf die Feuchtigkeit der Wohnung unter dem Flachdach hingewiesen, Abhilfe wurde vermieterseitig zugesichert. Geschehen sei allerdings nach den Worten von Horst Soecknick nichts: „Mit dem schlimmen Schimmelbefall haben wir im Juli eine Mietminderung ab September angekündigt, aber auch darauf wurde nicht reagiert.“ 10,80 Euro Warmmiete zahlte die Familie bislang für die bescheidenen 35 Quadratmeter Wohnraum. Die Entlüftung im Badezimmer läuft fast rund um die Uhr, damit die Schimmelbildung gebremst wird. „Wir wollen helfen und bei so viel Ignoranz durch den Vermieter ist es Zeit, den Finger in die Wunde zu legen“, ist Horst Soecknick wütend. Der DMB Mieterverein Lübeck bietet außer in Lübeck unter anderem auch in Mölln Beratungen für Mitglieder an. Jeden dritten Mittwoch im Monat in der Hauptstraße 82. Auch rückwirkend kann dort Beratung für Neu-Mitglieder erfolgen. Informationen zu Leistungen und Kosten der Mitgliedschaft unter mieterverein-luebeck.de oder Telefon 0451/71227. Auch bei Fachanwälten für Mietrecht können sich betroffene Mieter beraten lassen. Handwerker zu finden, ist laut Vermieter problematisch: Vermieter des Gebäudes ist Sven Michelsen, Erster Senator der Stadt Mölln. Gegenüber den LN erklärte Michelsen, dass ihm die Zustände bekannt sind und er auch die Schreiben erhalten hat. „Es ist ein untragbarer Zustand dort“, bestätigte Michelsen. Das marode Flachdach konnte er jetzt erst wieder neu teeren lassen. „Es ist derzeit ein großes Problem, Handwerker zu finden, auch wenn dringender Handlungsbedarf besteht“, so Michelsen. Und: „Die Folgeschäden im Innenbereich werden beseitigt“, versprach der Vermieter. Diese Arbeiten sollten eigentlich in der Kalenderwoche 39 beginnen. Zumindest, so bestätigte Horst Soecknick gegenüber den LN, sei der Verwalter der dortigen Wohnungen, Tim Michelsen, erschienen und habe die Schäden fotografisch dokumentiert. Am Montag hat nun Tim Michelsen im Schlafzimmer große Teile der Tapete von der Wand gerissen, die eigentliche Sanierung hat (Stand Dienstag, 29. September, 14 Uhr) noch nicht begonnen. Ahmed Khalil hat vor seinem Umzug drei Jahre lang in einer anderen Wohnung des gleichen Vermieters gelebt. „Dort gab es nie Probleme, es war alles immer gut durchlüftet und in Ordnung“, erinnert sich Monika Soecknick. Khalil und seiner jungen Frau ist die ganze Lage sehr unangenehm. Für die Unterstützung der Soecknicks sind sie sehr dankbar, vor die Kamera möchten sie allerdings nicht. Für das Baby und sich sucht das Paar eine neue Wohnung: Man habe sich jetzt gemeinsam auch schon freie Wohnungen angesehen, aber eine junge Familie mit einem kleinen Kind sei nicht überall willkommen. „Viele Vermieter nehmen lieber ältere und deutsche Mieter mit einem höheren Einkommen“, hat Horst Soecknick erfahren. Gemeinsam setzt man jetzt auf Solidarität in Mölln. „In dem LN-Artikel über die Russlanddeutschen, die vor 90 Jahren nach Mölln kamen, wurde über die große Hilfsbereitschaft der Möllner berichtet. Vielleicht kommt sie auch in diesem Fall zum Tragen“, hofft Soecknick. Lesen Sie auch Seit neun Jahren streiten diese Mieter mit ihrem Vermieter wegen Schimmel Mölln als Zufluchtsort der Deutschen aus Russland Von Thomas Biller