Ortsumgehung Schwarzenbek bekommt Brücke für Mensch und Fledermaus

Auf dem Feldweg „Im Strange“ in Schwarzenbek herrscht an diesem Donnerstag reger Betrieb. Viele Menschen nutzen das sonnige Wetter für einem Spaziergang aus Schwarzenbeks Neubaugebiet Mühlenkamp heraus in die Feldmark. Möglich macht das eine Lücke in dem geschätzt sieben Meter hohen Lärmschutzwall. Wer einen längeren Spaziergang machen möchte, geht über den Totenweg sogar bis ins Nachbardorf Grove. Mit der Ruhe ist es bald vorbei: In den 20 Jahren, in denen an dem zweiten Bauabschnitt immer wieder geplant wurde, ist Schwarzenbek weiter gewachsen. Hinter dem Lärmschutzwall gegen den Lärm der noch nicht gebauten Straße sind zahlreiche Einfamilienhäuser entstanden. Eine Lage, die man allgemein als Feldrandlage bezeichnen würde. Doch mit der Ruhe wird es bald vorbei sein. Die Vorboten für den Bau der Ortsumgehung sind unübersehbar. In den vergangenen Wochen haben Arbeiter damit begonnen, das Baufeld der Trasse von Sträuchern, Büschen und Bäumen zu befreien. Bereit, für die thermische Verwertung gehäckselt zu werden, liegt die jahreszeitbedingt entlaubte Biomasse auf gut 1,8 Kilometern zukünftiger Trasse verteilt. Die Arbeiten sind vorgezogen, weil Bäume und Sträucher nur Ende Februar auf den Stock gesetzt oder gefällt werden dürfen. Die Bagger sollen dann im Frühjahr rollen. Bei den Spaziergängern in diesen Tagen scheint noch die Neugier zu überwiegen. „Wir haben gelesen, dass es jetzt mit dem Bau losgehen soll und wollen uns das einfach mal ansehen“, sagt ein älteres Ehepaar. Aus dem ehemaligen Abkürzungsfeldweg, der längst für den Durchgangsverkehr gesperrt und nun ein Rad- und Wanderweg ist, wird mit dem Bau allerdings eine Sackgasse werden. Die Lücke im Lärmschutzwall wird geschlossen. Nur noch zwei Wege in die Feldmark: Wer künftig Richtung Feldmark oder Sachsenwald möchte, muss die etwa 600 Meter entfernte Brücke über den ersten Bauabschnitt der Umgehungsstraße nutzen. Die Brücke wurde 1997 im Zuge des alten Bahndammes der in den 1980er Jahren stillgelegten Bahnstrecke nach Bad Oldesloe gebaut und liegt auf der anderen Seite des Zubringers Nord oder besser Ernst-Schefe-Allee, wie dis Straße inzwischen umbenannt wurde. Oder die Spaziergänger können einen neuen Wanderweg diesseits des Lärmschutzwalls Richtung Nordwesten nutzen. Knapp 400 Meter weiter in Höhe eines schon jetzt vorhandenen Radweges nach Grove wird es eine zweite Brücke für Radfahrer und Fußgänger über Lärmschutzwand und Straße geben. Es ist ein Bereich, in dem die neue Umgehungsstraße dann leicht in einem Einschnitt versinkt. Brücke für Mensch und Fledermaus: Der Bereich liegt in Verlängerung des zweiten Bauabschnittes des Neubaugebietes Mühlenkamp. Und nicht nur die Menschen genießen hier Landschaft und Natur. Bei den Planungen für die Umgehungsstraße wurden gleich drei Fledermausflugrouten aus und in Richtung Veilchen, Anemonen- und Löwenzahnweg festgestellt. Die Experten vermuten, dass sich irgendwo im Gebäudebestand“, also den in den 1990er Jahren entstandenen Häusern und Gartenhütten, eine Wochenstube der Zwergfledermaus befindet. Lesen Sie auch Dieselloks werden ersetzt: Ab 2022 fahren Elektrozüge durch Schleswig-Holstein Stecknitz-Schule Berkenthin und Krummesse: Schüler tanzen Jerusalema Damit die nächtlichen Flugjäger nicht regelmäßig durch Autos getötet werden, soll mit der Straße ein Leitsystem für die Fledermäuse gebaut werden. Statt ihrer bisherigen drei Routen sollen die Fledermäuse ebenfalls die neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke zum Überqueren der Umgehungsstraße nutzen. Dazu soll diese als sogenannte „Heckenbrücke“, ähnlich einer Wildbrücke, gebaut werden. Sträucher und Knicks entlang der bisherigen Routen, die die Tiere dort als Orientierungshilfe nutzen, sollen im Gegenzug verschwinden. Waldameisen müssen noch umziehen: Nördlich des Gewerbegebietes Lupuspark und des gegenüberliegenden neuen Wohngebietes wird die Umgehungsstraße die 207 nach Mölln mit einem Kreisverkehr queren. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das neue Gewerbegebiet „Grabauer Ruhm“, direkt vor den Toren Schwarzenbeks. Der zukünftige Verkehr könnte ich Richtung Hamburg dort dann auch die neue Ortsumgehung nutzen. Bis im Anschlussbereich die Bagger rollen können, müssen allerdings noch mehrere Ameisenvölker umgesiedelt werden. Die Reviere der derzeit in Winter- oder Kältestarre in ihren Hügeln befindlichen Ameisen wurden von den Rodungsarbeiten erst einmal verschont. Bis zu fünf Jahre Bauzeit: Während die Bagger auf dem 1,8 Kilometer langen westlichen Teil des zweiten Bauabschnittes ab dem Frühjahr rollen sollen, könnte es in dem östlichen Bereich zwischen B 207 und Grabauer Straße noch zwei Jahre mit den Arbeiten dauern. An drei Stellen kollidiert die geplante Straße mit Revieren der Haselmaus. Die Tiere sollen nun erst umgesiedelt werden. Das könnte bis zu zwei Jahre dauern. 19 Millionen Euro hat der Bund für den Bau der Bundesstraße bewilligt. Insgesamt fertig sein soll die Umgehungsstraße nach derzeitigem Stand in fünf Jahren. Und spätestens dann wird es für die Schwarzenbeker mit dem kurzen Weg in die Feldmark endgültig vorbei sein. Und parallel zu den Bauarbeiten laufen schon jetzt die Planungen für den dritten Abschnitt der Ortsumgehung. Und das soll nach Möglichkeit nicht wieder 20 Jahre dauern. Von Holger Marohn