Otto Lübke aus Roseburg ist der älteste Bürgermeister

50 Jahre an maßgeblicher Stelle in der Kommunalpolitik – das soll Otto Lübke erst einmal jemand nachmachen. Und noch immer erlebt man den Bürgermeister der Gemeinde Roseburg als einen freundlichen und hilfsbereiten Mann, der allerdings genau weiß, was er will. Seit 85 Jahren in Roseburg: Lübke wurde vor knapp 85 Jahren im Roseburger Ortsteil Neugüster geboren und hat in seinem langen Leben nie woanders gewohnt. „Hier fühle ich mich einfach wohl“, sagt der vitale Senior und genießt von seinem Haus den Traumblick über Felder und Wiesen bis zum Elbe-Lübeck-Kanal. Dass er mal als ältester und dienstältester Bürgermeister im Kreis doppelter Rekordhalter sein würde, hätte er sich als junger Mann bestimmt nicht vorstellen können. Gewählt wurde immer Otto Lübke: Eigentlich wollte Otto Lübke Polizist werden, übernahm dann aber doch den landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Vater. 1970 begann er, sich politisch zu engagieren. Er trat in die SPD ein, wurde in den Gemeinderat gewählt und dort gleich stellvertretender Bürgermeister. Acht Jahre später übernahm er dann das Amt des Bürgermeisters und hat es immer noch inne. Im Laufe der Jahrzehnte trat gelegentlich mal ein Gegenkandidat an, mal auch nicht – gewählt wurde aber immer wieder Otto Lübke. 132 Städte und Gemeinden gibt es im Kreis Herzogtum Lauenburg und damit auch 132 Bürgermeister. Gewählt werden die meisten nicht von den Bürgern direkt, sondern von der jeweiligen Gemeindevertretung, deren Mitglied sie sein müssen. Direkt gewählt werden nur die Bürgermeister in den fünf Städten des Kreises und in Büchen und Wentorf bei Hamburg. Alle dieses Orte haben hauptamtliche Bürgermeister. Ebenfalls direkt gewählt werden die Bürgermeister in den kleinsten Kommunen des Kreises. Jene, die weniger als 70 Einwohner zählen, verfügen nämlich über keine Gemeindevertretung, sondern über eine Gemeindeversammlung, bei der alle Bürger stimmberechtigt sind. Das war es aber noch lange nicht mit den Ehrenämtern. Der Langzeit-Bürgermeister war daneben auch schon Amtsvorsteher, Schulverbandsvorsteher, Mitglied im Kirchenvorstand, Wehrführer und Beisitzer im Gericht. Seine ausgleichende Art kam ihm bei all diesen Tätigkeiten allemal zu Gute, doch die Interessen „seines“ Dorfes wusste er doch stets durchzusetzen. Zu den Verantwortlichen des Amtes und des Kreises habe er „stets ein sehr gutes Verhältnis“ gehabt – über alle Parteigrenzen hinweg. Vorbild Helmut Schmidt: „Mein politisches Vorbild ist Helmut Schmidt“, sagt Lübke. Wie der ehemalige Bundeskanzler könne er mit „linken Spinnern“ nicht viel anfangen. Rechtsextremes Gedankengut lehnt er noch weit mehr ab. Da folgt er seinem Vater, den man in der Nazizeit immer wieder drängte, in die NSDAP einzutreten, der sich aber standhaft weigerte. Vom neu gestalteten Ortskern über die Wasserversorgung bis zum Feuerwehrhaus – Roseburg ist nach den Worten seines Bürgermeisters seit Jahrzehnten „auf einem sehr guten Weg“ - und dazu noch schuldenfrei. Dass der gemeindeeigene Wald vor zwei Jahren als „schönster Wald Schleswig-Holsteins“ auszeichnet wurde, passe in dieses Bild, fügt er ein wenig stolz hinzu. Der Ton werde Rauer: Natürlich hat ein Bürgermeister auch mal Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Und in diesem Punkt bestätigt Lübke, was derzeit viele Kommunalpolitiker beklagen: Der Ton bei Streitigkeiten werde rauer, die Aggressivität nehme zu. „Beschimpfungen und Beleidigungen erlebe ich allerdings immer noch selten“. In Otto Lübkes Amtszeit fallen auch jene vier Jahre, in denen Roseburg das bekannteste Dorf Deutschlands war – auch wenn der Ortsname nirgendwo auftauchte. Schloss Wotersen, das prägnanteste Bauwerk in der Gemeinde, wurde von 1987 bis 1990 als Drehort für die TV-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ genutzt. Iris Berben und Christiane Hörbiger waren zwei der Stars, die in der Serie mitspielten und die dafür sorgten, dass bis zu 18 Millionen Zuschauer pro Folge vor dem Bildschirm saßen. Lübke spielte übrigens auch eine kleine Rolle bei den Guldenburgs: natürlich den Bürgermeister des fiktiven Ortes. Lesen Sie auch Kreis Herzogtum Lauenburg lässt Bauhof Corona-Quarantäne kontrollieren Ratzeburger Joggen bei Stadtführung zu Lost Places Von Norbert Dreessen