Ratzeburger Ameos-Klinik bietet spezielle Corona-Reha an

„Wie die Virologen lernen auch wir jeden Tag über diese Krankheit neu dazu“, sagt der Lungenspezialist Dr. Burghart Lehnigk im Ameos Reha Klinikum Ratzeburg. Gemessen an der Gesamtzahl von etwa 20 000 Covid-Erkrankten in Schleswig-Holstein seit Anfang 2020 wurde mit etwa 30 Patienten – seit dem Frühsommer – bisher nur eine verschwindend geringe Menge in Ratzeburg in einer Reha-Maßnahme behandelt. Die Leitung um Klinik-Chefarzt Dr. Jan Schmielau, Dr. Dr. Stefan Nagel, Chef der Reha-Klinik für Psychosomatik und pflegende Angehörige, Pneumologe Dr. Lehnigk und Krankenhaus-Direktor Stefan Freitag ist sich einig, dass eine zeitnahe Rehabilitationsmaßnahme für die an Corona erkrankten und zuvor stationär in Kliniken behandelten Personen absolut notwendig sei. Reha verringert Sterblichkeitsrate: „Erste Daten haben gezeigt, dass durch schnelle Reha-Maßnahmen sowohl eine schnelle Erholung der Patienten gewährleistet ist, als auch die Sterblichkeitsrate stark verringert werden kann“, sagt Jan Schmielau. Allerdings gesteht er ein, dass es noch keine Studien mit belastbarem Zahlenmaterial gibt. Der Bedarf an Reha, vermutet er, sei aber eindeutig vorhanden. Das Ratzeburger Ameos Reha Klinikum bietet nun eine entsprechende Maßnahme an. Schließlich sind die Mediziner und Pflegekräfte am Röpersberg schon seit Jahren auf Rehabilitation verschiedenster erkrankter Menschen, beispielsweise von Raucherkrebs-Patienten – malignen Lungen-Tumoren, spezialisiert. Viele akzeptieren die Krankheit nicht: „Was den körperlichen, somatischen Bereich betrifft, ist es wichtig, dass die Patienten möglichst schnell, sobald sie von der Klinik oder den betreuenden Ärzten als ,reha-fähig’ erklärt wurden, eine entsprechende Maßnahme ergreifen“, sagt Dr. Lehnigk. Aus der „somatischen“, körperbetonten Sicht, sei das so schnell wie möglich nötig. Viele Patienten mit körperlich schweren Symptomen würden von den behandelnden Klinikärzten schnell in die Reha geschickt. Es gebe aber auch – in der Mehrzahl – Menschen, die zum einen die Krankheit als solche und die damit verbundenen Einschränkungen gar nicht akzeptierten oder bei denen manche Folgeerscheinungen, insbesondere psychische, erst nach einer gewissen Zeit aufträten. Lesen Sie auch So schützen sich die Ratzeburger Ameos-Kliniken vor Corona Corona-Schutz: Besuche im Ameos Seniorenwohnsitz Ratzeburg eingeschränkt Zweifache Auszeichnung für Ratzeburger Ameos-Kliniken Nach Corona: Ameos Ratzeburg wieder im Normalbetrieb Die seien dann entweder auf eigene Initiative oder auf ihre weiterbehandelnden (Haus-)Ärzte, niedergelassenen Mediziner, Lungenfachärzte oder Psychotherapeuten, angewiesen, die die entsprechenden Anträge bei den Kostenträgern, den Krankenkassen stellen. Eine Art von Demenz als Folgeerscheinung: Eine auf die körperliche Leistungsfähigkeit bezogene Reha-Maßnahme wird in der Regel von den Kostenträgern (Krankenkassen/-versicherern) für drei Wochen bewilligt, eine psychologische Reha für fünf Wochen. Die psychischen Folgen seien vielen Patienten im Moment der Erkrankung gar nicht ersichtlich. Diese Belastungen offenbarten sich oft erst Tage, Wochen oder Monate nach der Erkrankung. „Hier ergeben sich viele Probleme wie Fatigue, also eine Müdig- und Mattigkeit, Wahrnehmungsstörungen und kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsverlust, quasi Demenzerscheinungen“, erklärt Dr. Dr. Stefan Nagel. Er wäre diesbezüglich schon zufrieden, wenn die Patienten spätestens sechs bis acht Wochen nach stationärer Entlassung bei ihm einträfen. „Diese zeitliche Diskrepanz ergibt sich ohnehin durch die aufwendige zeitliche Bearbeitung der Reha-Anträge bei den Kostenträgern.“ Von Joachim Strunk