Ratzeburger Töpfermarkt unter Corona-Bedingungen

Nach den pandemiebedingten Einschränkungen sehnen sich viele Menschen nach Kultur und Gesprächen von Angesicht zu Angesicht. Der Töpfermarkt an diesem Wochenende auf der Schlosswiese bietet dazu Gelegenheit. Da auch das Wetter mitspielt, kamen bereits am Sonnabend zahlreiche Besucher. Am Sonntag werden es vermutlich nicht weniger sein. Es ist der mittlerweile 25. Töpfermarkt und lange Zeit war es nicht klar, ob er stattfinden darf und wird. Den Ausstellern sind viele Kunsthandwerkermärkte, die sie sonst auf Reisen miteinander verbinden konnten, weggebrochen. Mit dem Konzept für die Ratzeburger Schlosswiese hatten die Veranstalter jedoch Erfolg: Der Töpfermarkt konnte genehmigt werden. 400 Kilometer Fahrt für den Ratzeburger Töpfermarkt: „Ich bin begeistert, dass der Töpfermarkt in Ratzeburg stattfinden kann“, sagte Ursula Dohrmann, die ihren Stand mit gedrehten Porzellangefäßen direkt am Seeufer aufgestellt hat. Vasen stehen dort, Eierbecher, alles überwiegend in Weiß gehalten. 400 Kilometer ist sie aus ihrer hessischen Heimat hergefahren, am Sonntagabend geht es zurück. „Die Veranstalter haben alles Mögliche in Bewegung gesetzt, damit der Töpfermarkt nun hier sein kann. Der Platz ist bezaubernd und es gibt so viele nette Kollegen“, sagte Dohrmann. Sorgen vor einer Corona-Infektionsgefahr hat sie nicht. „Wir halten Abstand, den Tisch desinfiziere ich regelmäßig; ich denke, so haben wir keine Probleme“, ist sie überzeugt. Was sich sonst bei Flohmärkten beobachten lässt, war auch beim Töpfermarkt am Sonnabendmorgen zu erkennen: Die ersten Besucher waren noch vor dem offiziellen Beginn um 10 Uhr auf der Schlosswiese. Und einige auch ganz bewusst wegen der Corona-Risiken. „Wir sind extra früh hierhergekommen, damit es nicht so voll ist“, erklärte LN-Leserin Theda Biedermann, die gemeinsam mit Ehemann Uwe aus Schmilau nach Ratzeburg gefahren ist. Jetzt erst recht etwas kaufen: Beide sind jedes Jahr auf dem Töpfermarkt, aber in diesem Sommer ist ihnen der Besuch besonders wichtig: „Man muss jetzt erst recht etwas kaufen, um die Künstler zu unterstützen“, sagte Theda Biedermann. Und: „Es geht kulturell allgemein durch die Corona-Krise so viel verloren.“ Die Aussteller auf dem Töpfermarkt sind professionelle Künstlerinnen und Künstler, die nach langer Zeit hier wieder eine Möglichkeit haben, etwas mit ihrem Können zu verdienen. Wenig Alltagsmasken zu sehen: An vielen Tischen sieht man Desinfektionsmittel bereitstehen, auch einige Hinweisschilder „Liebe zeigen – Abstand halten“ erinnern an die besonderen Bedingungen so einer Großveranstaltung zu Corona-Zeiten. Träger von Alltagsmasken waren allerdings nur sehr vereinzelt auszumachen. Sowohl bei Ausstellenden als auch bei Besuchern. Am Stand von Wanda Sippl aus Bankewitz tragen zumindest einige Figuren eine Maske. „Zeitgemäß muss man den Figuren eine Maske verpassen“, erklärte die staatlich geprüfte Keramik-Gestalterin. Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet: Theda und Uwe Biedermann reicht der Besuch am Sonnabend. „Das wird sonst zu teuer“, lachte Theda. Aber auch am Sonntag ist der Töpfermarkt für alle Interessierten noch von 10 bis 18 Uhr an der Ratzeburger Schlosswiese geöffnet. Der Eintritt ist frei. Von Thomas Biller