Salem-Dargow: Klinik am Schaalsee?

Der Hamburger Psychotherapeut und Betreiber zweier Reha-Tageskliniken für psychisch erkrankte Menschen, Prof. Dr. Helmut Peter, hat vor knapp zwei Jahren die Immobilie am Ende des Schaalseewegs in Dargow gekauft. Sie hatte zuvor einer freikirchlichen Gemeinde aus Hamburg gehört. Der Mediziner sieht hier optimale Voraussetzungen, für psychisch in Not geratene Menschen einen Ort zu schaffen, an dem sie wieder ganz gesund werden können. Doch das Projekt einer Rehaklinik kommt bei den Nachbarn schlecht an. Sie haben sich in einem Brief an den Bürgermeister gewendet aus Sorge vor Lärm und einem hotelähnlichen Betrieb. Auch einen Anwalt haben sie eingeschaltet. „Was uns allen, die wir hier am See und in dieser unfassbar schönen Natur leben dürfen, gut tut, das wird auch Patienten mit seelischen Problemen helfen, sich wieder vollständig zu erholen“, erläutert Dr. Peter. Statt der bisherigen Beherbergungskapazität von 90 Betten seien künftig nur noch 40 Einzelzimmer für durchschnittlich 30 Patienten geplant. „Statt der fröhlichen, doch auch lärmenden Kinder- und Jugendfreizeit wird nach möglichst kurzer Bauzeit die Ruhe am See wieder einkehren“, sagt Peter. Hotelbetriebsähnliche Situation: Daran mögen die besagten Nachbarn, rund ein Dutzend, die entweder schon vor geraumer Zeit oder erst jüngst zugezogen sind oder Dargow als Zweitwohnsitz nutzen, nicht so recht glauben. In einem Brief an die „lieben Nachbarn am Schaalseeweg“, der den LN vorliegt, wurden diese über das Ansinnen des Hamburger Arztes und die angebliche Bereitschaft der Gemeindevertretung informiert. Der oder die Briefschreiber warnten, es sei bei dem Klinikprojekt „mit einer mindestens hotelbetriebsähnlichen Situation unbestimmten Ausmaßes zu rechnen“. Zur Veranschaulichung legten sie Fotos von riesigen Krankenhaus-Bettenburgen bei, um ihre Adressaten für die heraufziehende Gefahr zu sensibilisieren. Salems Bürgermeister Herbert Schmidt ist über die Behauptungen nicht glücklich: „Die ehrenamtlichen Gemeindevertreter/innen und Mitglieder gemeindlicher Ausschüsse haben immer nach dem Motto ,Allgemeinwohl geht vor Eigenwohl’ gearbeitet.“ Das sei nach wie vor der Fall. Zudem: Wer ein solches Vorhaben wie Dr. Peter plane, komme „an Regeln nicht vorbei“. Die müssten eingehalten werden und von übergeordneten Stellen genehmigt werden – unter Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange (TöB). Das seien beispielsweise auch Anwohner. Aber so weit sei man noch gar nicht: Es gebe bislang nur eine allgemeine Idee des Investors. Der müsse erst einmal konkrete Planungen vorlegen und diese bei den zuständigen Stellen beantragen. Dann erst könne man sich mit dem ordentlichen Verfahren beschäftigen. Aufbau einer Drohkulisse? Die Einschaltung von Rechtsanwälten in einem so frühen Stadium erscheine vielen in der Gemeinde eher wie der Aufbau einer Drohkulisse, sagt Schmidt. Auf die Skepsis der Anwohner angesprochen, erklärte Dr. Peter den LN: „Bislang hat mich niemand konkret gefragt. Ich wollte aber auch bislang nichts offiziell verkünden, um nicht Spekulationen in irgendeiner Weise anzufeuern oder Feindseligkeiten zu befördern.“ Mittlerweile habe er ein Architektenbüro mit der Umsetzung konkreter Pläne beauftragt. In dieser Woche soll ein Bauaufstellungsverfahren eingeleitet werden. Gespräche mit dem Amt Lauenburgische Seen sollen folgen. „Natur hilft Patienten mit seelischen Problemen“: Peter schwebt vor, das aus seiner Sicht unattraktive Gebäude in Ziegelklinkeroptik abzureißen und einen Neubau zu errichten, „der bis ins kleinste Detail höchsten Ansprüchen natürlicher Bauweise gerecht wird. Von der Naturholzfassade, die über die Jahre eine silbrige Patina entwickeln wird, über die grundsätzliche Verwendung natürlicher Baumaterialien, eine Wärmeversorgung durch Erdwärme bis hin zur Begrünung des Daches soll an wirklich alles gedacht werden.“ Geräuschkulisse der Jugendlichen: Die vorherigen Besitzer, bekannt als „Norweger-Gruppe“, und auch ihre Vorgängerinstitution von mehr als 40 Wandsbeker Kirchengemeinden hatten das in den 1960er Jahren errichtete Haus jahrzehntelang als Jugendfreizeitheim betrieben. In den vergangenen Jahren hatten sich direkte Nachbarn immer öfter durch die Geräuschkulisse der im Sommer bis zu 90 Jugendlichen gestört gefühlt, berichtet Salems Bürgermeister Herbert Schmidt. Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen habe die Hamburger Kirchengemeinde schließlich aufgegeben und die Immobilie 2018/2019 verkauft. Und zwar an Peter, der bei Spaziergängen auf die Immobilie aufmerksam geworden war. Der Mediziner hat seinen Zweitwohnsitz im benachbarten Seedorf. Lesen Sie auch Zweitwohnsitze am Schaalsee: Zwist zwischen Städtern und Einheimischen? Salem - Wie lässt es sich „alt werden auf dem Land“? – LN - Lübecker Nachrichten "Salemer Dialog" feiert fünfjähriges Jubiläum Von Joachim Strunk

Salem-Dargow: Klinik am Schaalsee? - Anwohner beunruhigt