Sanierung des Möllner Bahnhofs auf der Zielgerade

Am Bauzaun vor dem historischen Bahnhofsgebäude hängen Banner von einem Dutzend Firmen. Aus den staubigen und dunklen Innenräumen kommen immer wieder Handwerker, bewaffnet mit Werkzeug oder Baumaterial. Seit geraumer Zeit tut sich etwas im sanierungsbedürftigen Möllner Bahnhof, der seit Jahren nicht mehr in der für ihn vorgesehenen Weise funktionierte. Weder ein trockener und windgeschützter Wartebereich für Zugreisende, noch einen Kiosk gab es. Doch das soll sich ändern. Am 30. November sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Die Eröffnung ist für den 4. Dezember vorgesehen. Eingang von vorn in die Bahnhofspassage: „Wir stellen den Urzustand des Bahnhofs wieder her mit seiner ursprünglichen Passage“, berichtet die Architektin Maja Wätke, zuständige Fachbereichsleiterin vom Grundstücks- und Liegenschaftsmanagement. Lange Zeit mussten Fahrgäste um den Bahnhof herumlaufen, um ins Gebäude zu gelangen. Nach der Sanierung kommen sie von der Straßenseite durch den Bahnhof zu den Gleisen, wo ein überdachter Wartebereich vorgesehen ist. Beim Durchqueren der Passage können sie zum Kiosk, zu einem Bäcker und zum Kundencenter der Vereinigten Stadtwerke gelangen. „Die Geschäfte sind allerdings auch von außen erreichbar“, berichtet Wätke. Bei den Bauarbeiten habe man gezielt Gewerke aus der Region oder der Stadt engagiert. Die Herausforderung sei gewesen, alle Bausünden der vergangenen Jahrzehnte zu beseitigen. So sei etwa ein für die Bauepoche untypischer Anbau mit Kunststofffenstern entstanden, der nun zurückgebaut wurde. Außerdem seien sechs unterschiedliche Ziegel verwendet worden. Die neuen Steine wurden extra in einer Ziegelei dem Originalstein nachempfunden. Aus Sicht eines Mauerseglers sind unsere Städte Felsenlandschaften mit geeigneten Strukturen zum Brüten und zur Aufzucht des Nachwuchses, berichtet die Fachleute der unteren Naturschutzbehörde. Besonders historische Gebäude weisen eine Vielzahl von Nischen und Spalten als Quartierangebot auf, die bei modernen, meist wärmeisolierten Häusern fehlen. Haussperlinge und Mehlschwalben benötigen für ihre Brut ähnliche Bedingungen. Anders als bei natürlichen Felsen, die sich im Laufe eines Vogellebens kaum verändern, kann es bei Gebäuden durch Bau- und Sanierungsarbeiten zu plötzlichen und erheblichen Veränderungen kommen, die den Vögeln den Zugang zu ihren angestammten Brutplätzen verwehren. Der Umbau wird etwas teurer: Nach einigen unvorhergesehenen Hürden hatte sich Zeitplan verzögert, berichtet Wätke. Doch weil man nun kräftig Gas gebe, sei der Eröffnungstermin trotzdem zu halten. Nicht die Stadt Mölln, sondern die Stadtwerke Mölln als eine Muttergesellschaft der Vereinigte Stadtwerke GmbH wollten ursprünglich 1,5 Millionen Euro investieren. Diese Summe werde sich voraussichtlich leicht erhöhen, so Wätke. Verwaltung und Politik in Mölln wollten und konnten die Sanierung des 1898 gebauten und denkmalgeschützten Bahnhof mit seiner typisch preußischen Architektur nicht alleine stemmen und verkauften das Gebäude. Bürgermeister freut sich auf das „Schmuckkästchen“: „Wir freuen uns zum Ende des Jahres auf ein neues Schmuckkästchen in der Stadt“, sagt Möllns Bürgermeister Jan Wiegels auf Anfrage und meint damit den kurz bevorstehenden Abschluss der Sanierung des Bahnhofs. Er sei ein wenig stolz darauf, dass man dieses denkmalgeschütze Gebäude wieder herrichten und es seiner ureigenen Bestimmung wieder zuführen könne. In vielen anderen Kommunen ist die Rettung der maroden Bahnhöfe nicht gelungen. „Wir sind happy, dass die Stadtwerke das Projekt so schnell umsetzen“, sagt Wiegels. Wenn die Stadt, die in einer angespannten finanziellen Lage agiere, die Sanierung selbst hätte stemmen müssen, wäre das Projekt sicher nicht so schnell vorangekommen. Die Verwaltung hatte das Gebäude für einen niedrigen sechsstelligen Betrag an die Vereinigte Stadtwerke Immobilien GmbH verkauft. Café, Kiosk, Toiletten und Kundencenter: Der Bahnsteig selbst war vor etwa fünf Jahren von der Deutschen Bahn erneuert worden. Dort erwartet die Fahrgäste bald ein überdachter Wartebereich. Im Inneren sind bahnhofstypische Einrichtungen geplant: Einziehen werden zunächst eine große Bäckerei mit Café, ein Kiosk und öffentliche Toiletten. Im Obergeschoss entsteht eine Mietwohnung. Unten wird auch das moderne Kundenzentrum der Vereinigten Stadtwerke einziehen. Vögel und Fledermäuse sollen weiter nisten: Bei den Sanierungsarbeiten bekamen es die Bauherren des Vereinigte Stadtwerke Verbundes auf halber Strecke mit dem Naturschutz zu tun. Das ist ein Grund, warum zwischenzeitlich die Bauarbeiten gebremst wurden. Fledermäuse und Mauersegler kamen nicht mehr zu ihren Nistplätzen im Inneren des Gebäudes. In Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Naturschutz des Kreises Herzogtum Lauenburg sowie der Denkmalschutzbehörde habe nun ein Konzept umgesetzt werden können, welches sowohl den Bedürfnissen der im alten Bahnhofsgebäude lebenden Vögel und Fledermäuse als auch der Betreiber gerecht wird, berichtet Tobias Frohnert, Sprecher der Kreisverwaltung. Laut Bundesnaturschutzgesetz sind alle im Bahnhofsgebäude lebenden Vogel- und Fledermausarten besonders geschützt. „Vor allem Mauersegler haben hier ihr Quartier. Weder die Tiere selbst, noch ihre Lebensstätten durften durch die Sanierungsmaßnahmen beeinträchtigt werden“, erklärte Frohnert. Lesen Sie auch Kreissparkasse entschuldigt sich für Versuch der Einflussnahme auf Kunstausstellung in Ratzeburg Mais-Ernte im Lauenburgischen läuft auf Hochtouren Ratzeburg: Bauernprotest gegen Kunstwerk: Das sagen Bürger und Verbände Von Florian Grombein