Schöne kleine Arbeitswelt: 200 Miniaturen fürs Museum Steinhorst

Im Augenblick sind die Mitarbeiter im Museum „Vergessene Arbeit“ in der Domäne Steinhorst noch völlig ratlos in der Frage, wann sie die Saison 2020 eröffnen können. Vorgesehen war der 4. April, doch dieser Termin ist wegen Corona längst gestrichen. Dennoch arbeiten Paul Petersen und seine ehrenamtlichen Helfer unverdrossen an zwei neuen Projekten, die in diesem Jahr das Ausstellungsangebot erweitern sollen: eine historische Apotheke aus Hamburg und eine Sammlung von 200 Marktständen im Kleinformat, die Renate Obermeyer aus Klinkrade dem Museum übereignet hat. Für beide Projekte laufen derzeit die Umbauten im alten Kuhstall. Während für die Apotheke eine 80 Quadratmeter große Erweiterung im Untergeschoss geplant wird, um die Sammlung in drei Räumen möglichst originalgetreu aufzustellen, werden im Obergeschoss zwei Flächen von je 45 Quadratmetern hergerichtet, von denen eine die Marktstände aufnehmen wird. Bevor die Miniaturen umziehen können, müssen allerdings noch Vitrinen angeschafft werden, wie Museumschef Petersen erklärt: „Wir wollen die Marktstände komplett hinter Glas stellen, um sie vor Staub zu schützen – und allzu neugierigen Besucherhänden.“ Aufwendige Suche im Internet: Denn die Marktstände im Maßstab 1 zu 12 sind sehr kleinteilig und damit empfindlich. Das Holz für die Buden liefert nach Obermeyers Vorgaben ein Schreiner, die Puppen und andere Ausstattungsstücke bezieht sie über das Internet. „Für bestimmte Utensilien, muss ich oft lange im Internet suchen, zumeist auf Websites in England und den USA“, berichtet Obermeyer. „Wichtig ist historische Stimmigkeit, aber ich muss auch die Kosten im Blick behalten. Bei den Puppen zum Beispiel liegt die Preisspanne zwischen 8 und 14 Euro das Stück.“ Mit dem aufwendigen Hobby lässt die 82-Jährige, die erst vor sieben Jahren aus Düsseldorf in den Schäferkaten von Klinkrade zog, ihre Kinderzeit wiederaufleben. „Mein Vater hatte mir noch im Krieg zu Weihnachten ein paar einfache Marktbuden gebastelt. Das war lange vergessen, aber dann vor etwa 30 Jahren habe ich angefangen, selbst kleine Marktszenen zu entwerfen.“ Diese Sammlung ist inzwischen abgeschlossen. Jetzt beschäftigt sie sich mit einzelnen Motivgruppen, einem Mittelalter-Markt mit Händlern, Handwerkern und Gauklern oder auch einem Bauernhaus aus Fachwerk mit dem entsprechenden Innenleben. Alte Geräte aus Handwerk und Landwirtschaft – und wie man sie gebraucht – zeigt das Museum im ehemaligen Kuhstall der Kreisdomäne Steinhorst auf über 1500 Quadratmetern. Die Sammlungen werden ergänzt durch einen Kolonialwarenladen, ein altes Schulzimmer und viele andere Einblicke in die gute alte Zeit. Träger ist die Bezirksgruppe Steinhorst-Sandesneben im Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg. Von April bis Oktober ist das Museum jeweils mittwochs von 9 bis 12 Uhr und jeden 1. Sonnabend im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Wegen der Corona-Pandemie bleibt das Museum in der Schulstraße 10 zunächst bis zum 19. April geschlossen. Mehr Infos: www.museum-steinhorst.de Einblick in alte Arbeitstechniken: „Vieles, was Frau Obermeyer in ihren Miniaturen darstellt, spiegelt den Gebrauch der alten Handwerksgeräte, die wir im Museum ausstellen“, sagt Petersen, der mit großem Interesse der Besucher rechnet. Renate Obermeyer freut sich, ihre Sammlung in gute Hände zu geben. „Mir bleibt aber auch gar nichts anderes übrig“, fügt sie lächelnd hinzu. „Ich habe einfach keinen Platz mehr für die vielen Stände.“ Lesen Sie mehr über das Museum: In Steinhorster Scheune wird die Vergangenheit lebendig Von Matthias Schütt

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