Schwarzenbek: Gabriele und Dierk Möller leben für den Tierschutz

Wer das Ehepaar Möller zu Hause besucht, sollte besser keine Tierhaarallergie haben. Sechs Katzen streunen durch ihr Haus auf der Suche nach dem gemütlichsten Schlafplatz. Ein Leben ohne Tiere im Allgemeinen und ihre Stubentiger im Besonderen können sich die beiden Sahmser aber nicht vorstellen. Über 40 Jahre lang engagierten sich Gabriele und Dierk Möller im Verein „Tierschutz Schwarzenbek und Umgebung“, bauten das dortige Tierheim maßgeblich mit auf. Ende 2019 war Schluss für die beiden. Ihre Biolehrerin begeisterte sie für den Tierschutz: Gabriele Möller wurde die Tierliebe in die Wiege gelegt. Ihre Eltern hatten ein Trakehner-Gestüt in Ostpreußen, bevor sie gegen Ende des Zweiten Weltkrieges fliehen und ihre Pferde zurücklassen mussten. In ihrer neuen Heimat im Norden gehörten nach einiger Zeit Hunde fest zur Familie. Aktive Tierschützerin wurde Gabriele Möller dann mit zehn Jahren: Ihre damalige Biologielehrerin Eva Neitzel hatte den Schwarzenbeker Tierschutzverein gegründet. Als sie von der Begeisterung ihrer Schülerin für Tiere mitbekam, hat sie ihr schon in jungen Jahren immer wieder gesagt: „Später musst du das übernehmen.“ Dieses Versprechen hat sie Gabriele Möller selbst auf dem Sterbebett noch einmal abgerungen. Ihren Mann Dierk hat Gabriele Möller mit ihrer Tierliebe angesteckt. „Ich hätte niemals einen Mann haben können, der von mir verlangt hätte, den Hund abzugeben“, erklärt die 73-Jährige selbstbewusst. Und was in Schwarzenbek als große Hütte mit Auslauf, ohne Strom, ohne fließend Wasser und ohne Telefonanschluss angefangen hat, ist ein Tierheim mit Hundespielwiese, Kleintiergehege und Katzenhospiz geworden. Rund 300 Mitglieder sorgen heute für das Wohl der Vierbeiner – eine wichtige und oft harte Arbeit, wie Gabriele und Dierk Möller aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung wissen. Viele Neuzugänge im Tierheim nach der Wende: Hunde scheinen schwerer vermittelbar zu sein als Katzen: Besonders harte Fälle waren Schäferhund-Mix „Tommi“ und Bullterrier „Bully“. Die beiden Hunde galten als bissig und mussten bis an ihr Lebensende im Schwarzenbeker Tierheim bleiben. „Es gab einfach keine Familie, die richtig gepasst hätte. Entweder, es macht bei Hund und Mensch gleich ’Klick’, oder es wird schwierig“, berichtet das Paar. Früher seien vor allem rund um die Weihnachtszeit viele Tier abgegeben worden, aber das habe sich in den vergangenen Jahren verbessert. Auch nach dem Mauerfall wurde es im Tierheim mit einem Mal rappelvoll. „Die Autobahn war ja nun offen“, erklärt Gabriele Möller. Dadurch wurden auch mehr Hunde und Katzen im Schwarzenbeker Tierheim abgegeben oder in der Nähe ausgesetzt. Der Verein „Tierschutz Schwarzenbek und Umgebung“ wurde 1958 gegründet und zählte zu Beginn neun Mitglieder. 1991 begann der Bau des heutigen Tierheims auf dem Gelände des Bauhofs. Das Gebäude wurde seitdem stetig erweitert mit Ausläufen, einem Behandlungszimmer für den Tierarzt, Futter- und Gerätehaus, Quarantänebox und einem Katzenhospiz. Nach 31 Jahren endete 2019 die Ära von Gabriele und Dierk Möller. Der Vorsitzende trat bei der Wahl am 25. Oktober nicht wieder an. Die Nachfolge trat Jasmin Scholz an. Maren Willers ist neue Leiterin des Tierheims. Kurz danach hatte der Kreis das Tierheim vorübergehend geschlossen, weil die Impfnachweise für einige Hunde aus dem Ausland fehlten und Seuchengefahr bestand. Die Probleme sind behoben. Im Tierschutz zu arbeiten bedeutet auch, sich regelmäßig die Nächte um die Ohren zu schlagen. „Es passierte relativ oft, dass wir nachts von der Polizei wach geklingelt und um Unterstützung gebeten wurden“, erinnern sich die Eheleute. Grund dafür waren zum Beispiel Viehtransporter, die auf einem Autobahnparkplatz mit hungernden und durstenden Tieren beladen gefunden wurde. Gabriele und Dierk Möller waren dann die Vermittler und kannten etwa die entsprechenden Bauern, die die leidenden Tiere aufnehmen konnten. Auch im Wald angebundene Hunde haben sie zusammen mit der Polizei und Tierärzten gerettet. Ohne diese Hilfe wären die Tiere irgendwo im Nirgendwo elendig verhungert und verdurstet – auch wenn solche Rettungsaktionen schon einmal die ganze Nacht lang dauern konnten. „Man muss schon ein Herz haben, und gute Nerven“: Was in den Erzählungen des Ehepaars manchmal fast untergeht: Gabriele und Dierk Möller haben ehrenamtlich im Tierschutz gearbeitet. Quasi nebenbei haben sie in Hamburg gearbeitet – Sie als Medizinisch-Technische Assistentin in der Pathologie, er als Ingenieur bei Siemens. Das Pendeln in die Hansestadt war für sie eine zusätzliche Belastung. Jede freie Minute opferten sie dem Tierschutz. Katzenbabys fütterte Gabriele Möller auch schon einmal in der Mittagspause. Manchmal staunt sie selbst darüber, wie sie und ihr Mann durchgehalten haben. „Man muss schon ein Herz haben, und gute Nerven. Aber wenn man dafür brennt, ist einem das egal.“ Für Menschen, die ihre Haustiere vom Züchter und nicht aus dem Tierschutz holen, hat Gabriele Möller übrigens kein Verständnis: „Die Züchter wollen damit nur Geld verdienen.“ Mehr Themen aus Schwarzenbek: LMT-Krise: Jetzt zittert Schwarzenbek – Millionen-Loch im Haushalt Norbert Lütjens möchte Schwarzenbeks Bürgermeisterin ablösen Schwarzenbek: Arbeiten am Neubaugebiet „Dreiangel“ gehen voran Von Sophie Schade

Ehrenamt - Schwarzenbek: Dieses Ehepaar lebt für den Tierschutz