So schützen sich die Ratzeburger Ameos-Kliniken vor Corona

Die Sicherheitsvorkehrungen bezüglich Corona werden in den Ameos-Kliniken in Ratzeburg – wie auch in allen anderen Gesundheitseinrichtungen des Kreises – großgeschrieben: „Wir haben von Beginn an höchste Priorität auf alle möglichen Schutzmaßnahmen gelegt“, erklärt Stefan Nagel, seit Oktober neuer Chefarzt der Reha-Kliniken für Psychosomatik und für pflegende Angehörige von Ameos in Ratzeburg. Und das seien selbstverständlich alle in der Öffentlichkeit bekannten Maßnahmen wie Abstandhalten, Mund-Nase-Masken-Tragen oder Lüften. Selbstverständlich beträfe das nicht nur die gesamte Patienten- oder Bewohnerschaft, sondern auch die Belegschaft. Diese Maßnahmen würden zuallererst zur Sicherheit der zu behandelnden Menschen ergriffen, sind natürlich auch wichtig für das wirtschaftliche Unternehmen Ameos. „Bei einem geringsten Verdacht würden wir sofort handeln, prüfen, testen. Das liegt ja in unserem eigenen Interesse, dass wir hier vor Ort weitermachen und behandeln können“, erklären Dr. Nagel und Dr. Sacher. Alle Neuankömmlinge werden getrennt gecheckt und notfalls getestet: Es beginne an der Aufnahme, so Nagel: „Alle Neuankömmlinge werden bei der Ankunft getrennt gecheckt, also nicht direkt im Haus, und notfalls bei Symptomen getestet.“ Bislang habe es nur einen positiven Corona-Test gegeben, bestätigt Krankenhausdirektor Stephan Freitag. Diese Person sei zunächst abgewiesen worden. Nach der notwendigen Quarantäne-Zeit und einem anschließend negativen Test könnten der oder die Patient/in wieder aufgenommen werden. Lesen Sie auch: Ratzeburg: Geriatrische Klinik erneut ausgezeichnet Krankenhäuser im Kreis Herzogtum Lauenburg auf „zweite Welle“ vorbereitet Corona-Schutz: Besuche im Ameos Seniorenwohnsitz Ratzeburg eingeschränkt Es habe auch schon Verdachts- und tatsächliche Corona-Fälle in der Mitarbeiterschaft gegeben, bestätigt Freitag. Kein Wunder bei den zuletzt gestiegenen Covid-19-Zahlen des Kreises. Doch zur Anzahl der eigenen konkreten Fälle will Freitag nichts sagen: „Wir möchten niemanden verunsichern. Fest steht: Wir haben alle Fälle erkannt und reagiert.“ Alle Betroffenen kamen sogleich in Quarantäne, niemand geriet in Kontakt zu Bewohnern oder Patienten in den Ameos-Einrichtungen. Evi Sacher (50) begann ihr Medizin-Studium an der Philipps-Universität Marburg in Hessen und promovierte im Juni 2000 an der Uni Würzburg (Bayern). Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitete als Oberärztin in verschiedenen Kliniken, zuletzt in Heiligendamm, und führt die Zusatzbezeichnung Rehabilitationswesen. Ihren neuen Chef Dr. Dr. Stefan Nagel kennt sie aus früheren Arbeitsgruppen im Fachbereich. „Mein Lebenstraum war es, am Meer zu arbeiten“, sagt sie. Zuletzt konnte sie das in Mecklenburg-Vorpommern, ergriff jetzt die Chance, gemeinsam mit Dr. Stefan Nagel, die Aufgabe in Ratzeburg zu übernehmen. In den Bereich der Psychosomatik-Reha von Dr. Nagel und seiner Oberärztin Dr. Sacher fallen alle Erkrankten mit Depressionen, Angstzuständen oder somatischen Auswirkungen – also aufgrund von seelischen Ursachen, die sich körperlich auswirken. Den Großteil dieser Reha-Patienten könne man geistig, mental noch erreichen. Problematisch seien lediglich demente Patienten, zu denen es keinen kognitiven Zugang mehr gäbe. Da helfe am Ende nur die Ansage der pflegenden Kräfte. Das sei nach wie vor möglich und machbar. Der neue Chefarzt der Ameos-Rehakliniken für Psychosomatik und für pflegende Angehörige in Ratzeburg, Stefan Nagel, ist besonders qualifiziert. Der 63-Jährige hat an der Uni Düsseldorf studiert und promoviert. Und zwar nicht nur als Mediziner, sondern – parallel – auch in Deutsch und Philosophie. „Weil ich auf einem altsprachlichen Gymnasium mein Abitur gemacht habe und damals noch nicht genau wusste, welchen Weg ich einschlagen sollte.“ Also machte er beides. Was ihm in der „sprechenden Medizin“ – Psychoanalytik – hilft. Nagel: „Mittels der Hermeneutik, der Analyse von Aussagen, kann ich meinen Patienten besser helfen.“ Eine regelmäßige Testung von Neuankömmlingen, so Dr. Nagel, sei nur bei Menschen mit Symptomen vorgesehen. Ansonsten seien Testergebnisse nicht älter als 48 Stunden Voraussetzung für eine Aufnahme. Von Joachim Strunk