Spezialisten knackten die Geesthachter Bombe mit einem Wasserschneidgerät

„Ich bin sehr zufrieden, auch wenn wir die zuvor veranschlagte Zeit ausreizen mussten. Aber die Bombe hat uns gezeigt, dass der Zahn der Zeit ordentlich an ihr genagt hat. Sie lag nicht sehr tief, war der Witterung und Einflüssen von Hochwasser der Elbe ausgesetzt und außerdem beim Aufschlag einst deformiert“, fasste Sprengmeister Hans-Jörg Kinsky vom Kampfmittelräumdienst in Groß Nordsee bei Kiel den Tag zusammen. Sperrungen rund um die Bombe ab 9 Uhr: Der Tag in Sachen Bombenfund begann früh: Helfer von Feuerwehr und Deutschem-Roten-Kreuz sowie DLRG, Polizisten aus Geesthacht und Eutin, Mitarbeiter von Kampfmittelräumdienst, Ordnungsamt und Bauhof waren auf den Beinen. Ab 9 Uhr waren die Straßen im 500-Meter-Umkreis um den Fundort gesperrt, die Schifffahrt auf der Elbe wurde zwischen Schleuse Geesthacht und Schiffshebewerk Scharnebeck eingestellt. In der zur Notunterkunft eingerichteten Sporthalle der Alfred-Nobel-Schule an der Grenzstraße fanden sich 17 Evakuierte ein – 14 davon aus dem von der Awo betreuten Wohnprojekt in der Hafencity. Insgesamt, so Schätzungen der Stadt, mussten 450 Menschen aus Wohnungen und Firmen in Sicherheit gebracht werden. „Ich fühle mich gut betreut, hoffentlich dauert es nicht so lange“, sagte Inge Lutz, Anwohnerin der Hafencity in der Notunterkunft. Der Kopfzünder der Bombe war stark deformiert: „Die Evakuierung lief gut“, sagte Ordnungsamtsleiter Heiko Holler. Die Planung für die Sperrungen hatte Andrej Wink zu verantworten – erst seit 1. Dezember Leiter der örtlichen Verkehrsaufsicht. „Läuft alles“, sagte er um 9.45 Uhr. Ab 10 Uhr war das Areal geräumt, sofort machten sich die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes an die Arbeit. Kinsky ahnte schon: „Der Heckzünder dürfte nicht schwierig sein, aber der Kopfzünder könnte Probleme bereiten.“ Und tatsächlich: Die amerikanische Bombe war beim Aufprall deformiert worden, Zünder und Detonator ließen sich nicht manuell entfernen. Die Spezialisten brachten ein mit Hochdruck arbeitendes Wasserschneidgerät an, schnitten die Übertragungsladung aus der Bombe. Die Aktion zog sich. Um 13.49 Uhr die erlösende Entwarnung: Um 13.49 Uhr stieg eine grüne Signalrakete auf – alle Sperrungen konnten aufgehoben werden. „Ich danke allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit“, sagte Bürgermeister Olaf Schulze. „Es ist wirklich gut gelaufen“, resümierte der Bürgermeister. Und weiter: „Hier waren absolute Profis am Werk.“ Auf dem von der Stadt eingerichteten Bürgertelefon meldeten sich umgehend nach der Entschärfung viele Bürger und ließen Dank an den Sprengmeister und dessen Team ausrichten. Eine Entschärfung war für die meisten Geesthachter Neuland. Zuletzt war vor zehn Jahren ein Blindgänger bei Bauarbeiten für die Fischtreppe gefunden worden – ansonsten gab es diese Erfahrungen seit Jahrzehnten nicht. Geesthacht war nur einmal am 7. April 1945 bombardiert worden. „Man schätzt, dass zehn bis 15 Prozent aller Bomben Blindgänger waren“, sagt Alexander Matera vom Kampfmittelräumdienst. Lesen Sie auch: Die Alliierten haben die Rüstungsfabriken in Geesthacht nur ein einziges Mal bombardiert Die nötigen Maßnahmen im Rahmen der Evakuierung sorgten aufgrund der Corona-Pandemie noch für zusätzliche Hürden. „Die Bombenentschärfung und alles, was organisatorisch damit zusammenhängt, ist natürlich eine zusätzliche Herausforderung – gerade zu Coronazeiten“, sagte Holler. So musste bei den Vorbereitungen auch ein Hygienekonzept für die Notunterkunft vorbereitet werden. Von Timo Jann