Streit um Kehrsener Windrad schwelt weiter

Der Kämpfer gegen Windkraft ist sich sicher: „Durch den Druck der Kehrsener und Gudower Bürger und viele mündliche Gespräche mit dem Landrat stieg auch die Nervosität bei der Bauordnungs- und Denkmalschutzbehörde, diese entschied sich für eine Standortverlegung, denn es lag ein unglaubwürdiges TA-Lärmgutachten vor, dadurch hat die Behörde die Lärm- und Schallwerte nicht richtig berechnet“, schreibt Herbert Düssler den Lübecker Nachrichten. „Diese Behauptung ist absurd, der Fachdienst Bauordnung und Denkmalpflege kann (und darf) sich nicht für eine Standortverlegung entscheiden. Die Standortverlegung noch weiter in den Außenbereich hinein wurde vom Bauherrn im Rahmen des laufenden Verfahrens angeboten und schließlich beantragt, um der klagenden Partei entgegen zu kommen“, antwortet Karsten Steffen für den Kreis. Ferner berechne der Fachdienst Bauordnung und Denkmalpflege die Lärm- und Schallwerte nicht, gerade dafür seien vom Antragsteller (Bauherrn) entsprechende Gutachten vorzulegen. Im Gutachten vom 5. November 2015 für den ursprünglichen Standort steht: „Der Betrieb der geplanten Kleinwindanlage erfüllt somit die Anforderungen der TA Lärm.“ Steffen: „Diese Aussage wird vom Kreis Herzogtum Lauenburg nicht angezweifelt.“ Düssler indes sieht den Kreis in der Defensive: „Das Windrad stand zu dicht an den Häusern, damit hat die Behörde ihre selbst gemachten Fehler behoben und ist einem Gerichtsurteil zuvorgekommen“, schreibt er. Bei der neuen Standortverlegung seien der Behörde wieder Fehler unterlaufen, laut LLUR müssten die Flügelspitzen als Messpunkt genommen werden und nicht der Mast, damit werde der Abstand wieder in Frage gestellt. Der Kämpfer gegen Windkraft ist überzeugt: „Die Bauordnungs- und Denkmalschutzbehörde ist mit dieser Baugenehmigung überfordert! Das Gericht muss jetzt entscheiden.“ Von Seiten des Kreises hört sich das komplett anders an: „Der Verfasser des Schreibens will oder kann nicht zur Kenntnis nehmen, dass es sich bei der streitigen Windkraftanlage um eine Kleinwindkraftanlage handelt, für die die Vorschriften der Landesbauordnung (LBO) maßgeblich sind. Die Anlage hatte bereits in der ursprünglichen Planung einen deutlichen Abstand zu Wohnhäusern, in der aktuellen Planung beträgt der Abstand zum nächsten Wohnhaus mehr als 106 Meter. Ausgangspunkt für die Ermittlung des Mindestabstands nach der Landesbauordnung (LBO) ist eine Berechnungsformel nach einem Erlass des Innenministeriums, die auch die Auswirkungen der Bewegung der Rotoren berücksichtigt. Im konkreten Fall würde der Mindestabstand nach § 6 LBO nicht einmal 15 Meter betragen, der mit rund 106 Metern deutlich überschritten wird.“ Laut Düssler wollen die Bürger von Kehrsen und Gudow weiter gegen das Windrad kämpfen und sehen dabei den Naturschutzbund (Nabu) auf ihrer Seite. „Der Naturraum um Gudow und Kehrsen mit seinen Kranichsammelplätzen, Rotmilanen, Bussarden, Wiesen- und Kornweihe, dem Weißstorch sowie weiteren bedrohten Vogelarten und Fledermäusen schließen nach Ansicht des NABU schon aus Artenschutzgründen eine Nutzung der Windkraft aus“, hat Heinz-Achim Bork vom Nabu Ende Februar in einer Pressemitteilung formuliert. Auch hier sieht sich der Kreis laut Karsten Steffen rechtlich auf der sicheren Seite: „Im Rahmen des Bauantrages wurde auch ein Gutachtens zu den artenschutzrechtlichen Fragen vorgelegt. Die Aussagen des Gutachtens entsprechen dem derzeitigen wissenschaftlichen Stand und konnten insofern seitens der unteren Naturschutzbehörde nachvollzogen werden.“ Wann Baubeginn sein wird, ist völlig unklar. Denn der Streit vor Gericht könnte sich – wie von Düssler erwartet – lange hinziehen. Von Hanno Hannes

Kehrsen/Lütau - Streit um Kehrsener Windrad schwelt weiter