Tabula-Transportroboter Laura ist der neue Star in Lauenburg an der Elbe

Die Stadt Lauenburg hat einen neuen Star: „Laura“. Vom Frühjahr an soll Lauenburgs automatisierte Roboteranlieferung (Laura) die Behördenpost der Stadt auf die einzelnen Dienststellen und das Elbschifffahrtsmuseum verteilen. Am Donnerstag war der Prototyp des Roboters erstmals in der Elbstadt und hat erste Fahrversuche auf dem historischen Kopfsteinpflaster unternommen. Der Transportroboter des Projektes TabulaLog ist ein Nachfolge-Forschungsprojekt des automatisiert fahrenden Busses Tabula. Der Zusatz Log steht dabei für Logistik. Transportroboter könnten Zustell-Probleme lösen: „Normalerweise wäre unser Tabula-Projekt am Ende des Jahres ausgelaufen. Entsprechend froh sind wir, dass es nun in eine zweite Phase geht“, sagte Landrat Dr. Christoph Mager bei der ersten Präsentation von „Laura“ in Lauenburg in einer anschließenden Videokonferenz. Dass ein Bedarf für entsprechend automatisierte Transportabläufe bestehe, zeigten beispielsweise aktuelle Diskussionen um die Probleme der Post bei der Sechs-Tage-Zustellung von Briefen. Auch gerade im ländlichen Raum seien viele Transportprobleme zu lösen. Lesen Sie auch: Tabula-Bus startet in Lauenburg durch LN-Test: Wie einladend sind die Bahnhöfe im Herzogtum Lauenburg? „Ich bin davon überzeugt, dass man diese Probleme in den Griff bekommen kann, wenn man mit etwas Enthusiasmus darangeht“, sagte Mager. Beim aktuellen Projekt sei sein Traum, auch ein wenig aus Lauenburg herauszukommen. Er sei gespannt, ob TabulaLog ein ähnlicher Erfolg werde wie das Vorgängerprojekt Tabula. Autonomer Warentransport erstmalig in Deutschland: In Lauenburg fährt seit Sommer 2019 ein automatisierter Elektrobus ohne Fahrer mit bis zu 18 Stundenkilometern in der Alt- und Oberstadt. Das Forschungsprojekt Tabula, kurz für Testzentrum autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg, befindet sich seit Oktober 2019 im öffentlichen Fahrgastbetrieb und passiert auf seiner Route enge Kopfsteinpflasterstraßen, steile und bewaldete Abschnitte, signalisierte Kreuzungen und fährt sogar auf der Bundesstraße. „Die Idee ist nun, dem Tabula-Shuttle auch Warenlieferungen entlang der Route zu übertragen und den Transport von Personen und Waren in einem automatisierten Fahrzeug zu kombinieren. Das ist einzigartig und wurde so bisher noch nie in Deutschland umgesetzt,“ sagt Projektkoordinator Matthias Grote von der TU Hamburg. Erste regelmäßige Transportfahrten im Frühjahr: Das Ausliefern dieser Waren soll künftig „Laura“ übernehmen. Der Transportroboter ist dafür mit einer Vielzahl von Sensoren ausgerüstet ist und soll künftig seinen Weg automatisiert zwischen Shuttle und Abhol- und Auslieferpunkt finden. Nach den ersten Testrunden im Labor und nun am Donnerstag in Lauenburg soll „Laura“ lernen, die Post der Stadtverwaltung Lauenburg zwischen den Außenstellen zu verteilen. Für einige Außenstellen muss „Laura“ dann als Fahrgast in den Tabula-Shuttle „steigen“ – oder besser über die ursprünglich für Rollstühle konzipierte Rampe fahren. Etwa 100 Postsendungen am Tag erwartet die Stadtverwaltung. Der Transportroboter „Laura“ wird von Ingenieuren des Instituts für technische Logistik der TUHH gebaut und entwickelt. Dabei wurde auf einen Unterbau aus Kanada zurückgegriffen, der Achsen, Motoren und Akkutechnik mitbringt. Diese Komponentenin Abhängigkeit von der Umgebung anzusteuern wird „Laura“ in Harburg beigebracht. Auch der Transportaufbau ist eine Eigenentwicklung, er fasst derzeit bis zu vier Kilogramm Ladung. Größere Roboter mit höherer Zuladung sind zwar auch am Markt verfügbar, lassen sich jedoch nicht gut mit dem Shuttle kombinieren da sie keinen Raum für Fahrgäste lassen. „Laura“ verfügt über zahlreiche Sensoren und soll sich mit bis zu sechs Stundenkilomter sicher zwischen Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern durch Lauenburg bewegen können – so der Plan. Im Frühjahr 2021 sollen die ersten Sendungen ausgeliefert werden. Bis dahin wird „Laura“ die Stadt kennenlernen und immer wieder in Lauenburg und im Tabula-Shuttle zu sehen sein. Tabula selbst hat seit seiner Betriebsaufnahme trotz einiger Pausen, dem längeren corona-bedingten Zeitraum mit Leerfahrten und jetzigen Hygiene-Einschränkungen 2500 Fahrgäste transportiert. Autonome Busse könnten in fünf Jahren marktreif sein: Derzeit werden die Forschungsdaten und die Ergebnisse aus den Fahrgast- und anderen Befragungen ausgewertet. Dabei hätten erste Auswertungen ergeben, dass es unter Busfahrern zwar eine gewisse Skepsis gegenüber autonomen Bussen gebe, 70 Prozent der Experten hingegen davon ausgingen, dass automatisiert fahrende Busse in den nächsten fünf bis 15 Jahren marktreif würden, so Koordinator Grote. Landrat Mager hofft, dass es nach den ersten beiden Tabula-Projekten noch eine dritte oder sogar vierte Projektphase geben wird. „Ich glaube, da gibt es noch sehr viel zu erforschen“, sagte Mager. Von Holger Marohn