„Vier, fünf, sechs Monate. Nichts geht“, sagen drei Männer in gebrochenem Deutsch, die vor dem neungeschossigen Hochhaus stehen. Während die drei noch einigermaßen fit aussehen, um die Treppen zu nutzen, haben beispielsweise Mütter mit einem Kinderwagen keine Chance, die Stufen zu bewältigen. Ein Zustand, der nun auch die Schwarzenbeker FDP auf den Plan gerufen hat.
„Es kann in unseren Augen nicht angehen, dass selbst ältere Menschen, die dort im Wohnhaus leben, keine Möglichkeit haben, mal zum Arzt zu gehen, weil sie auf den Fahrstuhl angewiesen sind“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Helmut Stolze. Man wolle die Sorgen der Bürger ernst nehmen und werde „nach Möglichkeiten suchen, den Bürgern, soweit es in unserer Macht steht, zu helfen“, so Stolze weiter. Um den Forderungen den nötigen Nachdruck zu verleihen, hatte die FDP für heute auch zu einem Ortstermin eingeladen. Doch dieser Termin ist nun möglicherweise hinfällig. Just vor der sich aufbauenden Drohkulisse rückten am Montagmorgen zwei Fahrstuhltechniker an, auf dem Hubwagen mit dabei ein neuer Fahrstuhlmotor samt Aufzugstechnik.
Der bundesweit agierende Vermieter Vonovia gibt sich demütig: „Wir können uns für die Situation nur entschuldigen bei unseren Mietern“, heißt es in einer Antwort auf eine LN-Anfrage. Dass eine Reparatur solange dauere, sei nicht nur ungewöhnlich, es sei auch absolut nicht im Sinne von Vonovia. „Wir haben von unserem Dienstleister die Rückmeldung erhalten, dass die Lieferzeiten für ein Ersatzteil sehr lang sind. Konkret geht es dabei um eine Steuerungseinheit, die in der Schweiz angefertigt werden muss“, sagt ein Sprecher. Natürlich habe man sehr schnell nach einer anderen Lösung gesucht und alles getan, um den Vorgang zu beschleunigen. Man gehe davon aus, dass der Aufzug Ende August wieder in Betrieb gehen könne. „Wir werden die Arbeiten sehr eng begleiten und wollen den Vorgang natürlich beschleunigen, wo es geht. Dass es so lange dauert, war für uns nicht absehbar“, heißt es.
Sonderlösung für einen Rollstuhlfahrer
Für einen Mieter, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, konnte eine „gute Lösung“ gefunden werden, sagt ein Sprecher der Vonovia. „Wir haben kurzfristig den Umzug in eine neue Wohnung organisiert.“
Ansonsten sei es sehr schwer gewesen, die Widrigkeiten für die Mieter abzustellen. „Auch die Organisation eines Tragedienstes war schwierig, da es vor Ort keine Kapazitäten gab“, so der Vonivia-Sprecher.
Holger Marohn