Verein aus Sandesneben will Frauen helfen

Schluss mit Gewalt an Frauen und Kindern. Dieses ehrgeizige Ziel hat sich der Verein „Frauen helfen Frauen“ gesetzt, der zu Jahresbeginn in Sandesneben mit zehn Mitgliedern gegründet wurde. Inzwischen gibt es bereits 30 Aktive und zahlreiche Klicks in den sozialen Medien. Und die Beratungsstelle in Sandesneben ist auch fertig. Stiftung gab Anschubfinanzierung: Motor dieses jungen Vereins ist Miriam Peters aus Labenz. Die 29-jährige Sozialarbeiterin hat im Autonomen Frauenhaus Lübeck gearbeitet und in dieser Zeit eine erstaunliche Feststellung gemacht. „Viele der hilfesuchenden Frauen kamen aus dem Lübecker Umland, also vom Dorf, wo die Welt auch nicht immer in Ordnung ist“, sagt Miriam Peters. Sie beschloss zu handeln. Die Mutter zweier Kinder ( 4 und 2 Jahre) hat ein Konzept erarbeitet, Fördergelder beantragt und Mitstreiter gesucht. Die Adalbert Zajadacz Stiftung (Hamburg) bewilligte eine Anschubfinanzierung in Höhe von 20 000 Euro, und eine Immobilie war in Sandesneben schnell gefunden. „Wir konnten sie sehr günstig anmieten, da sie stark renovierungsbedürftig war. Wir haben alle Arbeiten in Eigenhilfe gemacht. Finanziert wird sie vom Amt Sandesneben-Nusse“, so Peters. Inzwischen gibt es eine ansprechende Beratungsstelle, 90 Quadratmeter groß, aber ohne Schlafplätze, denn die Immobilie ist kein Frauenhaus. Auch Kinder sollen gestärkt werden: „Wir möchten, dass die Frauen kommen, bevor es in der Krise eskaliert. Wir möchten Ihnen Schutz und Selbstvertrauen geben und sie darin bestärken, dass Gewalt in einer Partnerschaft keine Option ist“, sagt Peters, die in ihrer Beratertätigkeit von einer Erzieherin unterstützt wird. „Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, gegen jegliche Gewalt an Frauen und Kinder zu kämpfen.“ Ja, auch Kinder sollen gestärkt werden, sich bei Missstimmungen in der Familie Hilfe zu suchen. Dazu gab es bereits einen Selbstbehauptungskursus für Kinder. Die Beratung erfolgt meist auf digitalem Wege. In der Beratungsstelle in Sandesneben soll es Präventionsangebote geben, denn neben der körperlichen Gewalt gibt es viele andere Formen. Zum Beispiel die ökonomische Gewalt, bei der die Frau keinen Zugriff mehr auf das gemeinsame Bankkonto hat, oder der Kontrollzwang 16-jähriger Jungen über ihre Freundinnen, „das ist kein Einzelfall und gilt zurzeit als besonders cool“. Aber auch psychische Abhängigkeit, bei der Frauen über Jahre durch ihren Partner manipuliert werden, sei eine Form von Gewalt. Neuer Verein sucht noch Kooperationspartner: Für seine Tätigkeit sucht sich der junge Verein Kooperationspartner, zum Beispiel das Ev. Frauenwerk Ratzeburg. Gemeinsam soll am 25. Oktober, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, auf dem Marktplatz der Inselstadt eine Mahnwache aufgestellt werden (ab 17 Uhr). Erste Proteste seitens der Männer habe der Verein auch schon zu spüren bekommen. Beliebte Sprüche: „So etwas haben wir hier nicht. Auf dem Dorf gibt es keine Gewalt.“ Gibt es eben doch, und dagegen will „Frauen helfen Frauen“ etwas tun. Auf Facebook gebe es bereits 500 Follower, die wiederum die Vereinsadresse geteilt hätten, so Peters. Unterstützung hat der Verein auch von der SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriele Hiller-Ohm. Die Politikerin will sich um Gelder aus dem Bundesförderprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kümmern. „Die Servicestelle in Köln hatte uns einen hohen Betrag bereits zugesagt, parallel dazu kam eine Absage aus Berlin“, so Peters. Wer ihren Verein kennenlernen möchte oder Hilfe braucht, erhält Kontakt unter der Mailadresse www.fhf-sandesneben.de Lesen Sie auch Codewort „Maske 19“: Schnelle Hilfe für Opfer häuslicher Gewalt Von Silke Geercken