Vogelgrippe H5N8: Das ist durch Corona bei diesem Ausbruch anders

Beobachtungsgebiete und Sperrgebiete um Fundorte, strenge Auflagen für Haustierhalter und auf Kreisebene ein Verwaltungsstab als Krisenrunde – als vor fast genau vier Jahren zuletzt ein Vogelgrippe-Virus massenhaft im Kreis auftrat, gab es ein intensives Krisenmanagement. Doch dieses Mal ist es anders. Das liegt weniger an dem Geflügelpestvirus H5N5, sondern mehr an dem Corona-Virus Sars-CoV-2. Bewältigung der Menschenpandemie hat Vorrang: „Wir halten uns in der Tat etwas zurück“, sagt Kreissprecher Tobis Frohnert. „Es gibt jetzt eine Menschenpandemie, die vorrangig gegenüber einer Geflügelpandemie zu bekämpfen ist.“ Denn die Ressourcen in der Kreisverwaltung sind nicht nur knapp, sondern nach mehr als sechs Monaten Corona über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus beansprucht. Unabhängig davon hat der Kreis allerdings schon per Allgemeinverfügung eine Aufstallpflicht für alle Geflügelhalter kreisweit erlassen. Wurde 2016 und 2017 noch um jeden bestätigten Vogelgrippe-Totfund im Radius von drei Kilometern ein Sperrgebiet und im Radius von zehn Kilometern ein Beobachtungsgebiet mit entsprechend scharfen Auflagen eingerichtet, „machen wir das diesmal nicht so“, sagt Kreissprecher Frohnert, nachdem bei einer in der vergangenen Woche bei Güster verendeten Stockente der Geflügelpest-Virus am Donnerstag zweifach laborbestätigt nachgewiesen worden war. Jeder muss Geflügelhaltung melden: Die Entscheidung über die geänderte Vorgehensweise ist jedoch nicht in Ratzeburg gefallen, sondern im zuständigen Landwirtschafts- und Umweltministerium in Kiel. Den Kreisveterinärämtern sei diesmal eine entsprechende Freiheit gelassen worden. Und daher habe man sich entschieden, zunächst bei Wildvogeltotfunden auf die Ausweisung entsprechende Sperr- und Beobachtungsgebiete zu verzichten. Anders würde sich das verhalten, wenn der Virus in einem Geflügelbetrieb nachgewiesen werden würde. Dann werde man vermutlich entsprechende Maßnahmen anordnen. Besonders weist der Kreis darauf hin, dass jeder, der Geflügel hält, dies grundsätzlich dem Kreisveterinäramt melden muss. Das gelte unabhängig von der Vogelgrippe auch für Hobbyhalter – und seien es auch nur ein paar Hühner oder Enten. Diese Regeln gelten für alle Geflügelhalter und Hobbyhalter. Grundlage für die Vorschriften sind die Allgemeinen Verhaltensregeln für Kleinbetriebe mit Geflügelhaltung und Geflügel-Hobbyhaltungen des Landes Schleswig-Holstein. Zu den wichtigsten Maßnahmen zähle dabei das Dach über der eigenen Tierhaltung, um den Eintrag durch Wildvögel zu verhindern. Aber auch der Verzicht auf Märkte und Geflügelschauen sei eine wichtige Schutzmaßnahme, so Frohnert. Noch kein Ausgehverbot für Freigänger-Katzen: Anders als 2016 würden für Haustiere wie Hunde und Katzen noch keine Maßnahmen gelten. So mussten damals sogenannte Freigänger-Katzen, die sich auch außerhalb von Wohnungen und Häusern frei aufhalten, im Haus bleiben. Lesen Sie auch: Ratzeburg - Geflügelpest im Kreis greift weiter um sich – LN - Lübecker Nachrichten Geflügelpest in Schleswig-Holstein: Ausbruch in Großbetrieb Baustelle: Diese Straßen werden 2021 im Herzogtum Lauenburg saniert Vor vier Jahren war die Vogelgrippe mit dem Virus-Subtyp H5N8 im Kreis Herzogtum Lauenburg erstmals bei verendeten Reiherenten am Kleinen Küchensee in Ratzeburg und wenig später ebenfalls bei Reiherenten in der Nähe von Groß Sarau diagnostiziert worden. Virus-Subtyp H5N5 auch vor vier Jahren diagnostiziert: In den folgenden Wochen und Monaten breitete sich die Geflügelpest bei Wildtieren fast im gesamten Kreis aus. Mitte Februar 2017 diagnostizierten die Experten von Friedrich-Löffler-Institut dann bei einem Mäusebussard in Ratzeburg erstmals während der Pandemie 2016/2017 den Subtyp H5N5. Diese Virusvariante ist es auch, die derzeit bei dem Ausbruch der Pandemie diagnostiziert wird. Vor vier Jahren durften Hühner und Enten im Kreis Herzogtum Lauenburg nach 21 Wochen im Mai 2017 wieder aus dem Stall. Von Holger Marohn