Was die Coronakrise mit einer Kleinstadt wie Mölln macht

Obwohl am Mittwoch in der Möllner Innenstadt noch viele Passanten unterwegs waren, hat sich einiges verändert. Der neueste Erlass der Landesregierung wurde am Mittwochabend von der Kreisverwaltung noch genauer in die lauenburgischen Verordnungen eingearbeitet und verkündet. Eine lange Liste verfügt, welche Geschäfte öffnen dürfen, und welche nicht (siehe Infostück unten). Das Novum: Der Sicherheitsabstand sowie die Aufstellung von Tischen reichen in Restaurants mittlerweile nicht mehr aus, um nach Ansicht der Landesregierung das Infektionsrisiko in Sachen neuartiger Coronavirus zu reduzieren. Regeln werden strenger, wenn Bürger Auflagen nicht einhalten: Einige Geschäfte auch im Kreis Herzogtum Lauenburg setzen derzeit deshalb auf Außerhausverkauf oder gehen zum Lieferservice über. Die rechtlichen Entwicklungen sind zum Teil jedoch rasant. Also könnte sich auch daran in den kommenden Tagen und Wochen etwas ändern. Vor allem dann, wenn die Behörden feststellen, dass die Bewohner die Sicherheitsempfehlungen und Verordnungen nicht einhalten. Auf selbst gemalten Schildern erklären die Möllner Geschäftsleute, warum sie schließen müssen. Und an der gläsernen Tür einer Apotheke in der Hauptstraße hängt jetzt ein Zettel. Auf Arabisch und Deutsch bitten die Inhaber darum, dass höchstens zwei Kunden gleichzeitig hereinkommen sollen – Schutz vor einer möglichen Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Auch in den Drogerien herrscht noch Betrieb – etwa bei der Kette mit dem roten Zentaur im Logo strömen die Menschen und kaufen ein. „Es ist eine wirklich schwierige Situation. Die grobe Richtung steht fest. Aber es sind auch noch Fragen ungeklärt“, erklärte Jochen Buchholz, Leiter des Tourismus- und Stadtmarketings Mölln, auf Anfrage. Hamsterkäufe und leere Regale auch in Mölln: Auch im Innern der Drogerie weisen Schilder und leere Regale darauf hin, dass es in Sachen Toilettenpapier bundesweit durch übertriebene Hamsterkäufe nun wirklich zu einem Engpass kommt. Wer bei Freunden und Nachbarn Stapel von Toilettenpapier-Packungen sehe, solle eventuell nachfragen, ob das dem Allgemeinwohl dienen könne – diese Aussage macht der Mitarbeiter in einem anderen Geschäft gegenüber einem Kunden. Auch in diesem Möllner Supermarkt sind die Regale teilweise wie leer gefegt. Eine Angestellte berichtet, dass sie gar nicht mit dem Auffüllen hinterherkomme. Ein Wegweiser für Handel, Gastgewerbe und Kunden in Arbeit: „Wir stehen im Kontakt mit dem Handel und sehen unsere Aufgabe im Augenblick darin, so gut wie möglich zu informieren“, erklärte Buchholz. Was den Handel betreffe, sei damit Monika Siegel vom Citymarketing betraut. Die Tourismus-Info am Markt ist zurzeit geschlossen. Doch hinter der Fassade laufen die Telefone heiß. Denn Buchholz und seine Kollegen haben in den vergangenen Tagen versucht, nahezu mit allen Hotels oder Pensionen sowie Restaurants in der Stadt zu sprechen. Außerdem arbeite man auch an Informationen für die Kunden. Ihnen will das Tourismus-und Stadtmarketing mitteilen, wo der Möllner noch bestimmte Lebensmittel oder zubereitete Speisen erwerben kann. Klar ist schon jetzt: Die Unternehmer leiden unter den strengen Regeln. Es besteht sogar die Gefahr, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie einige von ihnen um die Existenz bringen. Obwohl Bars, Restaurants und Kneipen schließen müssen, hatten am Mittwoch einzelne Imbisse in Mölln noch geöffnet. Die strengen Regeln in den Restaurants – Registrierung aller Besucher mit Kontaktdaten, zwischen den Personen an den Tischen muss der Mindestabstand zwei Meter betragen, maximal 50 Prozent der im Normalfall zugelassenen Gäste sollen sich in den Restaurants aufhalten – sind schon wieder überholt. Laut Erlass aus Kiel sollen jetzt ALLE Restaurants schließen, wenn sie nicht offiziell als Lieferdienst arbeiten können. Auch Cafés und ähnliche Betriebe stehen auf der Liste der Branchen, die schließen müssen. Am Mittwoch waren in Mölln jedoch noch Bäckereien in der Hauptstraße und am Bauhof geöffnet. Sie zählen laut Jochen Buchholz vom Tourismus- und Stadtmarketing in Mölln zwar zu den Lebensmittelgeschäften. Doch ob es im Sinne der Landesregierung ist, dass die Möllner, wie am Mittwoch geschehen, in Bäckereien an Tischen sitzen und Kuchen und Kaffee genießen, ist fraglich. Passant warnt vor Strafen: Imbiss noch geöffnet: Dass solche Infos nötig sind, zeigte ein Besuch am Mittwoch in der Innenstadt. Ein Imbissbetreiber in der Hauptstraße, der in seinem sehr kleinen und engen Laden Speisen vorbereitete und offensichtlich auf Kunden wartete, wurde von einem anderen Gastronomen lautstark gewarnt. Alle Imbissbetreiber hätten nun geschlossen. Verstöße gegen die jetzt erlassenen Verordnungen könnten mit hohen Geldstrafen geahndet werden, erklärt der Mann auf der Straße dem Mann hinter der Theke. Beim zweiten Blick auf die Möllner City wird also klar: Normalität sieht anders aus. Corana-Pandemie Durch die Corona-Pandemie wird das öffentliche Leben in einer bislang nie dagewesen Weise eingeschränkt. Das ist eine große Herausforderung für uns alle. Alle sind aufgefordert, sich an den notwendigen Maßnahmen zu beteiligen und den Vorgaben und Empfehlungen zu folgen, auch wenn das erhebliche Einschränkungen mit sich bringt. Der Infektionsschutz hat absolute Prioriät. Posted by Jan Wiegels on Tuesday, March 17, 2020 Bürgermeister setzt auf bereits erprobte digitale Kommunikation: „Ich habe sogar den Eindruck, dass einige Straßen in Mölln sogar wie ausgestorben wirken im Moment“, sagt Bürgermeister Jan Wiegels. Er veröffentlichte derweil auch eine Videobotschaft bei Facebook und richtete das Wort in Zeiten, in denen persönlicher Kontakt nicht schlau ist, digital an die Bevölkerung. „Der Trend geht in Richtung Audio- und Videokonferenzen“, sagte der Verwaltungschef auf Anfrage. Doch wie auch im Bundestag, sei es digital kaum möglich, abzustimmen und Beschlüsse zu fassen. Das Gesetz und die Gemeindeordnung sehen dafür eine persönliche Anwesenheit in einem Sitzungsraum vor. Politiker der Möllner Stadtvertretung gehören zur Risikogruppe: Das Stadthaus sei momentan geschlossen. Doch unter bestimmten Bedingungen arbeiteten hinter der Fassade noch immer Menschen in den Büros. Wo es gehe, seien die Angestellten und Beamten allerdings im Homeoffice tätig, so Wiegels. Es sei eine große Herausforderung nun etwa Gremien wie den Hauptausschuss tagen zu lassen, in denen teils Politiker mit hohem Alter Mitglied seien. Diese gehörten, nach allem was bekannt sei, zu einer Risikogruppe, wenn es um mögliche schwere Folgen einer Infektion mit dem neuartigem Coronavirus gehe. Mehr zum Thema: Von Florian Grombein

Schwere Zeiten für Handel, Politik und Kultur - Was die Coronakrise mit einer Kleinstadt wie Mölln macht