Wie Ratzeburger und Möllner Kirchen Heiligabend Gottesdienst feiern

Die Pläne für Heiligabend werden in der evangelischen Kirchengemeinde Mölln seit Anfang November geschmiedet. Die Herausforderung dabei: Wie sollen hunderte Menschen, die traditionell am 24. Dezember in die zwei Möllner Kirchen strömen, unter den aktuellen Hygienevorschriften Gottesdienst feiern können. Denn zur Zeit dürfen je nach Quadratmeterzahl in St. Nicolai nur 57 und in der Heilig-Geist-Kirche maximal 37 Personen in den Gottesdienst. Einfach aufgeben ist nicht die Sache vom Pastorenehepaar Hilke und Matthias Lage sowie dem Kirchenvorstand. Es ist ihnen gelungen, ein Hygienekonzept für fünf Gottesdienste mit jeweils 150 Personen an Heiligabend zu planen. Zentraler Möllner Gottesdienst Open-Air im Stadthauptmannshof: Im Stadthauptmannshof sollen dank freundlicher Unterstützung der Stiftung Herzogtum Lauenburg mit je 150 Personen fünf Open-Air-Gottesdienst gefeiert werden – jeweils um 14, 15, 16,17 und 18 Uhr. Der Vorteil: In der Kirche darf momentan nicht gesungen werden, draußen hingegen ist das erlaubt. Die Gottesdienste sollen nur 30 Minuten dauern, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Alle Teilnehmer müssen sich im Kirchenbüro für einen Wunschtermin am Heiligabend anmelden. Später kann ein Ticket (Eintritt frei) im Kirchenbüro abgeholt werden, was Weihnachten dann für einen im wahrsten Sinne reibungslosen Einlass sorgen soll – Abstände müssen gewahrt und Masken getragen werden. Im Innenhof des Stadthauptmannshofes in Mölln soll dann der zentrale Gottesdienst beider Kirchengemeinden stattfinden. Doch die Landesverordnungen sind nicht eindeutig. Wir deuten die Ergebnisse des Treffens zwischen Bundesregierung und Länderchefs in der vergangenen Woche. Die Regelungen für religiöse Versammlungen aus dem Mai 2020 bleiben demnach bestehen. In dem neuen Papier fand sich lediglich ein Satz zum Thema religiöse Versammlungen: „Bund und Länder werden das Gespräch mit den Religionsgemeinschaften suchen, um möglichst Vereinbarungen für Gottesdienste und andere religiöse Zusammenkünfte mit dem Ziel einer Kontaktreduzierung zu treffen. Religiöse Zusammenkünfte mit Großveranstaltungscharakter müssen vermieden werden.“ Die jetzige Landesverordnung in Schleswig-Holstein gilt vom 30. November bis 20. Dezember. Religiöse Veranstaltungen mit bis zu 100 Teilnehmern sind demnach erlaubt. Doch es soll eine Sondererlaubnis für größere Gottesdienste bei akzeptablen Hygieneregeln geben. Von diesem Passus könnte Mölln profitieren, wenn die zuständigen Behörden, das Kreisgesundheitsamt und das Möllner Ordnungsamt, es absegnen. „Der Beschluss, Regelungen zu religiösen Veranstaltungen vertrauensvoll mit den Kirchen zu besprechen, bietet die Perspektive, an die seit Mai auf allen Ebenen geführten Gespräche anzuknüpfen und, wo erforderlich, bestehende Regelungen weiterzuentwickeln“, sagte ein Sprecher der Evangelischen Kirche Deutschland in Hannover (EKD) am Montag auf LN-Anfrage. Die Sorgfalt, mit der die Kirchengemeinden das diesjährige Weihnachtsfest mit allen notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen vorbereiteten, stimme zuversichtlich. Auch Ratzeburg plant einen Freiluftgottesdienst zu Weihnachten: „Derzeit gehen wir davon aus, dass 100 Personen im Dom erlaubt sind“, sagt auch Gert-Axel Reuß, Domprobst in Ratzeburg. Die Teilnehmer müssen sich an erprobte Hygienekonzepte halten. Nach wie vor gilt in den Innenräumen der Kirchen wie schon im Mai die Maßgabe „eine Person auf zehn Quadratmeter“. Im Ratzeburger Dom stehen laut Reuß 1000 Quadratmeter zur Verfügung. Doch ein zweiter Faktor für funktionierende Hygienekonzepte in Kirchen sei die Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern. Geplant sind deshalb auch im Dom an Heiligabend Gottesdienste um 15 (Christvesper mit Domprobst), 16, 17 und aller Wahrscheinlichkeit nach auch um 18 Uhr. Auch in Ratzeburg soll es Weihnachten Open-Air-Angebote der Nachbarkirchengemeinden St. Petri, St. Answer und der Gemeinschaft in der Landeskirche auf dem Markt geben, so Reuß. In St. Georgsberg wird auf dem Vorplatz der Kirche beziehungsweise auf der Straße „Am Wedenberg“ und in Schmilau Gottesdienst gefeiert. Lesen Sie auch: Möllner Weihnachtsbeleuchtung beschädigt und Christbaumkugeln gestohlen Große Adventsbotschaft: Projektionen an Möllner Kirche geben Hoffnung Prozess: Alte Dame in Mölln mit Polizeitrick um 54 000 Euro betrogen Domprobst hofft auf Lockerungen zum Fest: „Wir hoffen, dass die Behörden für unsere Weihnachtsgottesdienste Lockerungen zulassen – das ist aber zur Zeit unkalkulierbar“, so der Domprobst. Sonderregelungen auf Basis der nun aktuell geltenden Verordnungen hält Reuß für nicht umsetzbar, weil das einen personalisierten Sitzplan erfordere. „Ich könnte unter Einhaltung der Mindestabstände auch jetzt schon etwa 75 Haushalte im Dom platzieren“, sagt Reuß. Denn für Haushalte gelte der Mindestabstand nicht. Etwa bei Ehepaaren seien sogar 150 Personen im Dom möglich. In Ratzeburg sollen Anmeldekarten ausgegeben werden. Nur, wer eine Einlasskarte habe, kann am Heiligabendgottesdienst teilnehmen. Anmeldungen zu den Gottesdiensten in Mölln an Heiligabend werden im Kirchenbüro unter Telefon 0 45 42/85 68 80 oder per E-Mail an verwaltung@kg-moelln.de angenommen. Die Möllner Kirche sucht für den Einlass noch ehrenamtliche Helfer. Die Kirchen in Ratzeburg geben weitere Informationen unter 0 45 41/891765 (St. Petri), 045 41/857 79 10 (St. Georgsberg) oder 0 45 41/34 06 (Dom). Von Florian Grombein