Wiershop nimmt Abriss-Müll aus dem Atomkraftwerk Krümmel

Der brisante Tagesordnungspunkt wurde unaufgeregt und zügig abgehandelt, und nur zwölf Besucher zeigten Interesse an der Gemeindevertretersitzung am Montag in Wiershop. Thema: Rückbau des Kernkraftwerks Krümmel, wohin mit dem Abfall? Bei fünf Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen hat das Gremium der Firma Buhck empfohlen, „freigemessene“ Dämmstoffe aufzunehmen. Der Beschluss im Wortlaut: „Der Firma Buhck wird die Annahme der im Rahmen von rückbauvorbereitenden Maßnahmen anfallenden freigegebenen Mineralwolle-Abfällen aus dem Kontrollbereich des KKK Krümmel empfohlen. Der Beschluss umfasst keine freigegebenen Abfälle, die aus kerntechnischen Anlagen außerhalb der Stadt Geesthacht stammen.“ Rund 11 000 Tonnen in zehn Jahren: Die Firma Buhck hat sich bereit erklärt, das Material anzunehmen. Firmenleiter Thomas Buhck hat aber auch deutlich gemacht, dass das Unternehmen das Vorhaben auch von der Entscheidung der Gemeindevertretung und seiner Mitarbeiter abhängig mache. Insgesamt handelt es sich um rund 11 000 Tonnen Bauschutt, verteilt auf zehn Jahre, die deponiert werden müssen. Wo die landen, ist auch nach dem Beschluss der Wiershoper noch unklar. Jetzt sollen erst einmal rund 700 Tonnen Mineralwolle von Krümmel zur Abfalldeponie nach Wiershop gebracht werden. Zur Zeit wird die in Containern auf dem Gelände des Atomkraftwerkes gelagert. Die Empfehlung zur Annahme sieht Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn (Allgemeine Bürgerliche Wählergemeinschaft Wiershop) als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Es gehe um freigemessenes Material. „Alle haben den Strom genommen, alle wollten den Rückbau. Wenn die Mineralwolle freigemessen ist, sehe ich keine Bedenken“, sagte Jahn. Das sieht Gemeindevertreter Torben Schmidt (Junge Liste) anders. Er halte die Annahme für bedenklich. Das Ganze habe einen „faden Beigeschmack“. Bürgermeister Jahn verwies darauf, dass das Land Schleswig-Holstein die Zuweisung von Rückbaumaterial des Kernkraftwerkes an die Gemeinde auch von oben erteilen könne. „Wenn wir diese rund 700 Tonnen annehmen, müssen wir keine weiteren Mengen aufnehmen“, sagt der Bürgermeister. Der Beschluss wurde mehrheitlich angenommen. Es handelt sich aber lediglich um eine Empfehlung der Gemeindevertretung. Rechtlich gesehen ist eine Zustimmung der Gemeinde gar nicht erforderlich, da die Mülldeponie der Firma Buhck gehört. „Herr Buhck hat aber stets gesagt, dass er die Bevölkerung mitnehmen werde“, so der Bürgermeister. Weiter führt Hans-Ulrich Jahn aus: „Weitere zu deponierende Materialien sind weiterhin grundsätzlich mit der regionalen Arbeitsgruppe Wiershop-Geesthacht-Umland abzustimmen.“ Es kann also sein, dass es nicht bei den 700 Tonnen bleibt. Grenzwerte müssen eingehalten werden: Voraussetzung für die Annahme des Materials sei die Einhaltung von Grenzwerten der radioaktiven Strahlendosis, sagte Jahn. Die erwarteten 700 Tonnen unterliegen der atomrechtlichen Überwachung. Der dafür festgelegte Grenzwert soll nur einen Bruchteil der Strahlungsdosis, der jeder Mensch aus natürlichen oder medizinischen Gründen ausgesetzt ist, betragen. Bereits im September hatte das Kieler Umweltministerium vier Deponien benannt, die für eine Einlagerung von Abfällen aus schleswig-holsteinischen Kernkraftwerken in Frage kommen: Wiershop, Lübeck-Niemark, Johannistal und Harrislee. Die Firma Buhck hat sich bereit erklärt, das Material aus Geesthacht-Krümmel aufzunehmen, aber auch betont, dass „ein breiter Konsens aller Beteiligten“ die Grundvoraussetzung sei. Insgesamt fallen beim Rückbau des Kernkraftwerkes Krümmel rund 540 000 Tonnen Abfall an, rund 500 000 Tonnen können wiederverwertet werden, zum Beispiel im Straßenbau.Lesen Sie auch: Lübeck: Bürgerschaft sagt Nein zum AKW-Bauschutt Von Silke Geercken

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