Wintervergnügen oder Lebensgefahr? Eislaufen nur auf überfluteten Wiesen

Nachdem in der Nacht zu Donnerstag die Temperaturen im nördlichen Kreisgebiet auf bis zu minus 16 Grad gefallen waren und die Kälteperiode mit Werten unter dem Gefrierpunkt nun auch schon etliche Tage anhält, sind nun die meisten Gewässer im Umkreis zugefroren. Und das herrliche Winterwetter bei strahlendem Sonnenschein am Mittwoch und Donnerstag zog die vom Corona-Lockdown geknechteten, licht- und lufthungrigen Menschen in Scharen ins Freie – und am liebsten auf die zugefrorenen Seen und Teiche. Doch bei allem Verständnis für den Bewegungsdrang der Leute warnen Feuerwehr, Polizei, die Lebensretter der DLRG, Behörden und Kommunen eindringlich vor dem Betreten dieser Flächen. Zu groß sei die Gefahr, dass Mensch und Tier einbrechen. Gerade am Mittwoch geschehen am Elbe-Lübeck-Kanal, wo zwei Hunde durch die dünne Eisdecke brachen, nur einer konnte von der Feuerwehr gerettet werden. Keine Freigabe aus Haftungsgründen: Christian Nimtz, Chef der Freiwilligen Feuerwehr Ratzeburg, erklärte aufgrund dieses Ereignisses: „Keine Gemeinde oder Stadt wird derzeit die Freigabe für Eisflächen erteilen – und sei es nur ein kleiner Dorfteich. Das geht schon aus Haftungsgründen nicht. Auf den Ratzeburger Seen und Gewässern ist das Betreten der Eisflächen daher strengstens verboten!“ Ähnlich äußert sich der Bürgermeister von Mölln Jan Wiegels: „Die Eisschicht ist gerade auf den Seen mit den unterschiedlichsten Strömungsverhältnissen nicht ausreichend dick, um diese gefahrlos betreten zu können. Erziehungsberechtigte werden dringend gebeten, ihre Kinder nachdrücklich auf diese Gefahr hinzuweisen.“ Niemanden – auch nicht die Retter – in Gefahr bringen: Auch die DLRG warnt eindringlich: „Alle nicht offiziell freigegeben Eisflächen sind gefährlich und die tatsächliche Eisdicke kann störungsbedingt stark variieren. Ich möchte niemanden ermutigen, sich oder andere (in unserem Fall die Retter) in Gefahr zu bringen“, sagt Nicki Möller, Technischer Leiter der DLRG Ortsgruppe Groß Sarau. Eine spontane Umfrage auf Facebook unter den Einheimischen im Nordkreis ergab ebenfalls mahnende Worte. Hannelore Verwiebe, Vorsitzende der Krummesser Dorfschaft, warnte: „Auf dem Klempauer Hofsee (Beidendorfer) ist Vorsicht geboten. Da gibt es zu viele Strömungen.“ Marcus Steenbock schrieb in der Gruppe Ratzebook: „Größere Eisflächen meiden!“ Und Jacqueline Rohde fügte hinzu: „Sucht euch Pfützen auf den Feldern, da kann wenigstens keiner absaufen. Für Seen ist es noch lange nicht soweit.“ Lesen Sie auch Hunde auf Kanal in Hammer eingebrochen Herzogtum Lauenburg im Winter: Rodeln, Eishockey und Co Eisregeln: DLRG warnt vor unbedachtem Betreten zugefrorener Gewässer Auf den letzteren Einwand meldete sich aber Axel Schubert: „Bitte nicht auf Feldern rumlaufen. Durch den Frost sind die Pflanzen empfindlich und Landwirte bauen da Lebensmittel an, von dessen Verkauf sie leben wollen.“ Top-Tipp Duvenseer Moor: Am sichersten scheinen für Eisläufer tatsächlich überflutete Wiesen zu sein. So gibt es bei Rothenhusen in der Wakenitz-Niederung mehrere solcher großen „Pfützen“. Ein richtiger Top-Tipp ist das Duvenseer Moor, wo sich aktuell sehr viele „Eis-Eiligen“ tummeln. Angesichts solcher „Massenansammlungen“ sind wiederum neben der Einbruchgefahr auch die Corona-bedingten Abstandsregeln zu beachten. Hier gab es bereits mehrere Einsätze der Polizei, die von aufmerksamen Anwohnern alarmiert wurden, und die aus Gründen der Gefahrenabwehr beispielsweise am Klempauer Hofsee die Schlittschuhläufer vom Eis holten. Von Joachim Strunk