AKW-Bauschutt: So will Lübeck die Bürger vor Strahlung schützen

Die Hansestadt bereitet sich auf den Fall vor, dass die Zuweisung von 11 500 Tonnen Bauschutt aus dem AKW Brunsbüttel nicht zu verhindern ist. Auf der Deponie Niemark, die den Bauschutt einbauen soll, und in der Umgebung der Deponie sollen sogenannte Nullwertstrahlungen kontinuierlich vorgenommen und dokumentiert werden. Das beschloss die Bürgerschaft. Die Idee stammt von der Fraktion Freie Wähler/GAL und wurde von der GroKo aus SPD und CDU übernommen. Messungen der Strahlung an der Deponie: Durch regelmäßige Messungen noch vor den Lieferungen des Bauschutts könne man eine Nullwertlinie feststellen, erklärt der Physiker und Umweltpolitiker Marek Lengen (SPD). „Wenn die Nullwertlinie beispielsweise bei 700 liegt und während der Lieferungen auf 800 steigt, dann verstößt das gegen die zugesagte Strahlenmenge von maximal zehn Mikrosievert pro Jahr.“ Diese Erkenntnis würde zwar die Bevölkerung nicht unmittelbar schützen, „aber wir könnten dokumentieren, wie sich die Strahlenbelastung durch die Lkw verändert“. Lesen Sie auch Millionen Dosen auf Lager: Stocken die Impfungen in Deutschland? Corona: Lübeck rüstet Schulen mit Luftmessgeräten aus Bürgermeister Lindenau: Lübeck in der dritten Welle der Corona-Pandemie Für die Messungen, die laut Bürgerschaftsbeschluss veröffentlicht werden sollen, müssen Messgeräte angeschafft werden. Nach Angaben des SPD-Umweltpolitikers kosten die günstigsten Geräte zwischen 300 und 400 Euro. Die Grünen sehen eher Kosten von 5000 bis 10 000 Euro pro Gerät auf Lübeck zukommen, wenn diese Nullwertmessungen professionell vorgenommen werden. Der Bürgerschaftsbeschluss lässt das offen. Unklar ist, wer in der Verwaltung die Aufgabe organisieren soll, mit welcher Firma zusammengearbeitet wird und welche Geräte zum Einsatz kommen. Das soll ein Fachausschuss klären. Umweltministerium ist zum Dialog bereit: Das Kieler Umweltministerium hält diese Form der Messung nicht für geeignet, die Freigabefähigkeit der freigegebenen und deponierten Stoffe zu bestätigen oder zu widerlegen. „Wenn sich zusätzliche Messungen aber als ein entscheidender Beitrag zur Akzeptanz der Deponierung herauskristallisieren sollten, werden wir uns diesem Anliegen nicht verschließen“, sagt ein Ministeriumssprecher: „Wir sind bereit, in einen Dialog darüber einzutreten, wie man solche Messungen ausgestalten könnte.“ Bürgerschaft lehnt Deponiebeirat ab: Die Grünen haben eine lokale Begleitgruppe ins Spiel gebracht, die zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für die Einlagerung von AKW-Bauschutt auf der Deponie Niemark vorschlagen soll. Dieser Antrag wurde von der Bürgerschaft abgelehnt. FDP: Bürger stellen sich der Verantwortung: SPD, CDU, Freie Wähler und GAL betrachten solche Gremien als ein falsches Signal. Burkhart Eymer (CDU): „Die Einrichtung eines Deponiebeirats wäre eine Kapitulation vor den Plänen von Umweltminister Jan Philipp Albrecht, gegen den Willen der Lübeckerinnen und Lübecker AKW-Bauschutt auf der Deponie Niemark einzulagern.“ Albrechts Ministerium wertet gerade die Stellungnahme der Berliner Anwälte aus, die die Stadt beauftragt hat. Der Bescheid über die Zuweisung des Bauschutts wird voraussichtlich Ende April in Lübeck eintreffen. Von Kai Dordowsky