Ausgangssperre Lübeck: Ist die Corona-Maßnahme das richtige Signal?

Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau will über die am Sonntag vom Bund beschlossenen Maßnahmen für einen Lockdown hinausgehen und kündigte für Lübeck eine nächtliche Ausgangsperre an. Eine gute Idee? Pro von Nick Vogler: Eine Ausgangssperre scheint angebracht – leider: Ausgangssperre - das ist ein hartes Wort. Klingt nach Einzelhaft und Wohnung nur im Ernstfall verlassen. Aber was ist gemeint? Tatsächlich sollen und müssen Kontakte wirksam beschränkt werden. Was helfen Laden- und Schulschließungen, wenn Zusammenkünfte auf die Wohnungen verlegt werden? Mit einer verordneten Nachtruhe zwischen 21 und 5 Uhr hätte man ein wirksames Mittel in der Hand. Es ist auch ein Signal: Die Situation ist ernst, Lübecks Handeln konsequent. Die weiche Gangart des Landes, das bisher zehn Personen ein Treffen ermöglichte, war kontraproduktiv. Diese bundesweite Ausnahme hat den Glauben an ernsthaften Handlungsbedarf aufgeweicht. Nach dem Motto: Wenn Minipartys mit bis zu zehn Personen erlaubt sind , kann alles andere ja auch nicht so wild sein. Maskenpflicht hin oder her. Mann muss kein Freund von Maßnahmen wie einer Ausgangssperre sein. Aber wer auf Lübecks steigende Zahlen schaut: Es scheint angebracht. Leider. Contra von Jasmin Off: Eigenverantwortung statt Symbolpolitik! Ja, die Zahl der Coronainfektionen ist auch in Lübeck zuletzt stark gestiegen und ja, härtere Maßnahmen sind notwendig, um der Lage Herr zu werden. Aber eine nächtliche Ausgangssperre geht an der Realität vorbei. Zum einen sind die Möglichkeiten, sich derzeit nachts mit Vergnügen im Freien aufzuhalten, ohnehin stark beschränkt: Restaurants und Kneipen sind geschlossen, der Weihnachtsmarkt fällt aus. Warum aber sollte jemand, der inmitten dieser kräftezehrenden Pandemie abends mal den Kopf freibekommen möchte, nicht mehr unbehelligt alleine durch die Stadt laufen dürfen? Eltern mögen Witze machen, dass es nach 21 Uhr ohnehin kein Leben mehr gebe – aber für Alleinerziehende oder Singles, die wegen Homeschooling und Homeoffice das Haus derzeit kaum verlassen, bietet sich abends die einzige Möglichkeit, ihren einen sozialen Kontakt sehen zu können. Dazu kommt: Das Virus macht zwischen 21 und 5 Uhr keine Pause, die Zahl der Kontakte muss also grundsätzlich, Tag und Nacht, reduziert werden. Hier ist die Eigenverantwortung der Bürger gefragt. Und keine Symbolpolitik. Von Nick Vogler und Jasmin Off