Bei den "Körperwelten" Lübeck wird größtes Plastinat der Welt gezeigt

Eigentlich gehört „Samba“, die Elefantenkuh, hier gar nicht hin; schließlich gibt es noch die Extraschau „Körperwelten der Tiere“. Aber speziell für die Sommer-Ausstellung in Lübeck habe man sich noch dieses zusätzliche Highlight ausgedacht, sagte zur Eröffnung des „Zyklus des Lebens“ vor knapp zwei Wochen Kuratorin Dr. Angelina Whalley. Und allein schon die reinen Fakten zu diesem Exponat der Superlative sind imposant: Der Dickhäuter ist mit seinen dreieinhalb Metern Höhe, sechs Metern Länge und 3,2 Tonnen Gewicht das gewaltigste Lebewesen, das je plastiniert worden ist. Zweieinhalb Jahre hat die Plastination gedauert: Von den rund 64 000 benötigten Arbeitsstunden zur Konservierung ging eine Vielzahl auf das Konto der Muskelpräparation, da das Entfernen der starken Muskelhüllen von der Muskeloberfläche mit sehr viel Aufwand verbunden war. Für den Austausch der Körperflüssigkeiten benötigte das 30-köpfige Expertenteam um Plastinator Dr. Gunther von Hagens sowohl eine neue, riesige Vakuumkammer, als auch 40 000 Liter Azeton und vier Tonnen Silikon. „Damit wird am Ende des sehr faszinierenden Rundgangs noch einmal ein dickes Ausrufezeichen gesetzt“, sagen Kirsten und Nils Feil aus Wrist im Kreis Steinburg. Sie machen zusammen mit ihren Kindern Line und Ole gerade Urlaub in Sierksdorf und nutzen das wechselhafte Wetter zu einem Ausstellungsbesuch in der Kulturwerft Gollan. „Wir haben mal eine Zeit lang in Südafrika gelebt; deshalb ist es sehr spannend, mal die Anatomie eines Elefanten – also diese unglaublichen Muskelmassen und die riesigen Organe – so hautnah erleben zu dürfen“, kommentiert das Ehepaar. Aber auch Strauß und Ziege seien sehenswert. Tochter Line, 14 Jahre alt, staunt allerdings, „wie so ein kleines Elefantengehirn, das im Vergleich zu allem anderen wirklich klein ausgefallen ist, so ein riesiges Tier steuern kann“. Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Und dass es neben den menschlichen „Körperwelten“ auch eine anatomische Tiersafari gibt – derzeit im US-amerikanischen Idaho und im kanadischen Calgary on Tour – geht einzig und allein auf „Samba“ zurück, die im Alter von circa 43 Jahren verstarb. Zoodirektor Dr. Norbert Fritsch erinnert sich: „Es war Mitte Februar 2005, ein kalter Tag – das weiß ich noch. Unsere ,Samba’ musste wegen Fußproblemen behandelt werden und ist dann, weil sie einen Kreislaufkollaps bekommen hat, nicht mehr aus der Narkose aufgewacht. Das war für uns ein absoluter Schock.“ „Samba“ sollte zersägt und entsorgt werden: Denn sie sei damals zusammen mit Artgenossin Chiana ein echtes Wahrzeichen für das saarländische Neunkirchen gewesen. „Und was dann folgte, kommt einem echten Actionkrimi gleich“, fasst der studierte Zoologe zusammen. Fritsch hatte die asiatische Elefantendame auf Anweisung der zuständigen Veterinärbehörde bereits in die Tierkörperbeseitigungsanstalt bringen lassen, um sie dort in die geforderten 50 bis 60 Zentimeter großen Stücke zu zerteilen. „Keiner wollte den geliebten Elefanten zersägen und zerkleinern, sodass ich persönlich Hand anlegen sollte, und ich hatte tatsächlich die Motorsäge schon griffbereit, als im allerletzten Moment ein Telefonanruf ,Sambas’ Schicksal eine völlig neue Wendung gab“, berichtet er. Ein Anruf im letzten Moment brachte die Rettung: Eine Körperspenderin und leidenschaftliche Zoobesucherin hatte von Sambas Tod und der nun drohenden Verarbeitung zu Seife erfahren, und bat eindringlich darum, den toten Elefantenkörper an Dr. Gunther von Hagens zu übergeben – um „Samba“ durch Plastination für die Nachwelt zu erhalten. Die Ausstellung „Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ läuft von Montag, 22. Juni, bis Donnerstag, 3. September auf über 1400 Quadratmetern Fläche in der Kulturwerft Gollan, Einsiedelstraße 6. Täglich ist von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der letzte Einlass ist jeweils um 18 Uhr. Eintrittskarten gibt es vor Ort an der Tageskasse sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Auch online direkt unter www.koerperwelten.de sind Tickets zu bekommen sowie unter der Telefon-Hotline 018 06/700 733. Die Ticketpreise sind wie folgt: Erwachsene zahlen montags bis freitags 19 Euro, sonnabends und sonntags 21 Euro, Kinder ab sieben Jahren und Jugendliche 13 Euro werktags beziehungsweise 15 Euro am Wochenende. Eine Familienkarte (2 Erwachsene plus 2 Kinder oder 1 Erwachsener und 3 Kinder) kostet 45 beziehungsweise 49 Euro. Darüber hinaus gibt es spezielle Gruppenangebote und Ermäßigungen. So dürfen zum Beispiel zwei Studierende immer montags für 15 Euro die Ausstellung besuchen. Für Gruppenbuchungen und Schulklassen gibt es eine spezielle Hotline: Telefon 069/7427 262 699 (montags bis freitags 8 bis 19.30 Uhr, sonnabends 10 bis 18 Uhr, sonntags 10 bis 15 Uhr). Ebenfalls möglich ist eine Buchung per E-Mail über koerperwelten-luebeck@reservix.de Exklusive Angebote gibt es außerdem für LN-Abonnenten mit einer LN-Abo-Plus-Karte. Der Rabatt von 25 Prozent wird bis zum 31. Juli auf Erwachsenen- und Familienkarten gewährt. Der Nachlass ist über die LN-Tickethotline, Tel. (0451) 144 13 94 unter Nennung der Abo/Kundennummer oder bei Kauf am Eingang der Ausstellung gegen Vorzeigen der Karte erhältlich. Mehr Infos: www.koerperwelten.de „Ich habe zuerst ein bisschen an der Dame auf der anderen Seite des Telefons gezweifelt, was ihre mentale Verfassung angeht“, erzählt der Neunkircher Zoodirektor. Als er dann aber direkt fünf Minuten später von Hagens, der zu der Zeit in China weilte, persönlich am Ohr hatte, war alles perfekt. In Folge wurde „Samba“ ins Institut für Plastination nach Heidelberg transportiert. Zweieinhalb Jahre dauerte es dann, um mit Akribie und Detailtreue das größte Plastinat aller Zeiten zu schaffen und den Dickhäuter damit zu einem anatomischen Wunderwerk werden zu lassen. Und da im Verlauf des Plastinationsprozesses das Tier überdies expandiert worden ist, ist ihr Plastinat noch größer, als sie es zu Lebzeiten war. Startschuss für ein neues Ausstellungskonzept: Für Gunther von Hagens war mit der Vollendung des weltweit ersten Elefanten-Plastinats klar, dass die Zeit für eine neue Ausstellung gekommen war – eine Ausstellung, die sich allein plastinierten Tieren widmete. „Und diese feierte bei uns im Jahr 2010 ihre Premiere“, schaut Zoodirektor Norbert Fritsch zurück. 120 Tiere seien in einer extra errichteten Traglufthalle ausgestellt worden, und „das Besucherinteresse war enorm“. Zu allem habe „Samba“ den Anstoß gegeben, sagt er mit ein bisschen Stolz in der Stimme. Körperwelten: Darum findet die Kuratorin die Schau so faszinierend Körperwelten in Lübeck: Ausstellung ab 22. 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