Bitte, kein Kaufland in Lübeck! Protest gegen die neuen Schlachthof-Pläne

Das Gezerre um das Schlachthof-Areal geht weiter. Jetzt protestieren Grüne und Unabhängige gegen die Pläne der Großen Koalition. Das Hauptargument: Der Plan funktioniere nicht. Das Grundstück sei zu klein dafür. Denn SPD und CDU wollen, dass auf dem 3,1 Hektar großen Grundstück sowohl der Supermarkt Kaufland als auch 250 Wohnungen gebaut werden. In der Bürgerschaft am Donnerstag wird es zur entscheidenden Kraftprobe kommen. Kritik: Investoren bestimmen die Stadtentwicklung: Die Kritik ist massiv. „Das ist ein fauler Kompromiss der Großen Koalition“, argumentiert Fraktionschef Bruno Hönel (Grüne). „Es werden keine 250 Wohnungen und ein Kaufland auf das Schlachthof-Gelände passen“, sagt Arne-Matz Ramcke (Grüne). Das werde der Wettbewerb zeigen. Wenn das Ergebnis in einem Jahr vorliegt, müsse man von vorne anfangen. „Die GroKo schmeißt damit dem eigenen SPD-Bürgermeister Knüppel zwischen die Beine“, sagt Fraktionschefin Michelle Akyurt. Denn die Stadt hat andere Pläne mit dem Schlachthof-Areal. „Einzelne Investoren dürfen Lübeck nicht die Stadtentwicklung diktieren“, macht Axel Flasbarth (Grüne) klar. Frank Müller-Horn (Unabhängige) warnt: „Mit diesen Plänen wird Lübeck Schaden zugefügt.“ Große Koalition für Kaufland, Opposition gegen Kaufland: Die Gefechtslage beim Schlachthof ist eindeutig. Die Gegner: Die Große Koalition aus SPD und CDU – contra Opposition aus Grünen und Unabhängigen. Die Positionen: Die GroKo plädiert für einen Kaufland mit 3150 Quadratmetern Verkaufsfläche und 250 Wohnungen. Es ist ein Kompromiss, damit auf dem Gelände etwas passiert – nach 13 Jahren Stillstand. Hingegen: Die Opposition aus Grünen und Unabhängigen lehnt Kaufland rundweg ab. Sie wollen 300 bis 400 Wohnungen auf dem Areal. Allerdings: Das Grundstück gehört Kaufland. Die Grünen fordern, dass die Stadt das Grundstück von Kaufland kauft. Hönel: „Die Stadt sollte das Gelände selbst entwickeln.“ GroKo hat die Mehrheit, Opposition hat wichtige Unterstützer: Die Unterstützer: Der Großen Koalition fehlt eine Stimme zur Mehrheit. Die FDP unterstützt den Kompromiss. Die Linken stimmen ebenfalls zu. Denn: „Alle anderen Pläne werden scheitern und die Bebauung weiter verzögern“, argumentiert Ragnar Lüttke (Linke). Damit steht die Mehrheit – und Kaufland kann kommen. Hingegen werden Grüne und Unabhängige keine Mehrheit in der Bürgerschaft zusammen bekommen. Aber: Sie haben Unterstützer an wichtiger Stelle. Allen voran in der Verwaltung. Denn Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) und die Stadtplanung lehnen einen Kaufland ebenfalls ab. Auf ihrer Seite haben Grüne und Unabhängige zudem das Lübeck-Management und die Bürgerinitiative Brolingplatz. Es wird über den Schlachthof entschieden – in der Bürgerschaft am Donnerstag, 29. August. Los geht es um 12 Uhr. Das ehemalige Schlachthof-Areal steht auf der Tagesordnung unter Punkt 9.2. Um wie viel Uhr über das riesige brachliegende Gelände entschieden wird, ist völlig unklar. Das hängt davon ab, wie lange über die anderen Punkte diskutiert wird. Eigentlich soll die Bürgerschaft beim Schlachthof über zwei Varianten abstimmen – die der Stadt und die von Kaufland. Die Stadt will Wohnungen – Grundstücks-Eigentümer Kaufland will einen Supermarkt und Wohnungen. Jetzt hat die Große Koalition Variante Nummer drei ausgehandelt – einen Kompromiss: etwas weniger Supermarkt, dafür etwas mehr Wohnungen. Doch die Opposition ist dagegen. Sie befürwortet die Variante der Stadt. Große Koalition will Stillstand auf dem Areal beenden: Die Argumente: Die Große Koalition will den Stillstand auf dem Schlachthof-Areal beenden. Deshalb ist sie zu dem Kompromiss bereits. Wie ein Kaufland mit mehr als 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche und 250 Wohnungen auf dem Areal Platz finden, soll ein Wettbewerb ergeben. Die Zeitschiene der Großen Koalition: Baustart ist für Ende 2021/Anfang 2022 angepeilt. 2023 sollen die ersten Gebäude stehen. Fertig könnte alles 2024 sein. Opposition will mehr Wohnungen haben: Die Argumente der Opposition: „Wir brauchen dringend Wohnungen“, sagt Flasbarth. „Was wir nicht brauchen, ist ein neuer Supermarkt.“ Außerdem wäre Kaufland kein klassischer Supermarkt für die Menschen in der Nähe, sondern Kaufland locke auch Kunden von weiter her an. „Wir werden Verkehrsprobleme bekommen.“ Zudem will die Stadt das 68 Hektar Areal rund um die Roddenkoppel entwickeln – für 72 Millionen Euro. Die Stadt hofft auf 48 Millionen Euro Fördergelder von Bund und Land. Flasbarth: „Wir laufen Gefahr, diese Fördergelder zu verlieren, wenn wir den Schlachthof so entwickeln.“ Bürger befürchten zu viele Autos durch Kaufland: Unterstützung für diese Haltung kommt von der Bürgerinitiative und dem Lübeck Management. „Kaufland wird Verkehr ohne Ende anziehen“, warnt Initiativen-Sprecherin Regine Groß. „Das ist eine Katastrophe.“ Zustimmung kommt von Oliva Kempke, Chefin des Lübeck Management: „Wir brauchen keinen Supermarkt an dieser Stelle.“ Es gebe in St. Lorenz Nord bereits 27 000 Quadratmeter Verkaufsfläche im Sortiment der Nahversorgung. Kempke: „Was wir brauchen, sind Wohnungen.“ Von Josephine von Zastrow

Politik im Rathaus - Protest gegen Pläne für Schlachthof-Bebauung in Lübeck