Bürgerschaft streitet: Baut Lübeck die richtigen Wohnungen?

Große Debatte in der Bürgerschaft: Werden in Lübeck in den nächsten Jahren die richtigen Wohnungen gebaut? Braucht der Wohnungsmarkt mehr Einfamilienhäuser oder vorrangig Geschosswohnungsbau? Grüne, Linke und Unabhängige fordern einen anderen Kurs in der Wohnungsbaupolitik. Die GroKo aus SPD und CDU sagt, dass die Stadt auf dem richtigen Weg sei. Grüne fordern weniger Einfamilienhäuser: Der Bestand an Sozialwohnungen werde bis 2050 von derzeit 8000 auf unter 2000 sinken, zitierte Axel Flasbarth (Grüne) aus dem aktuellen Wohnungsmarktbericht der Verwaltung. Alle Vorschläge, um diesen „dramatischen Absturz“ abzuwenden, habe die GroKo abgelehnt, kritisierte Flasbarth: „Die GroKo will drei Baugebiete mit jeweils 20 bis 30 Einfamilienhäusern schaffen. Das ist absurd.“ SPD und CDU fürchten Abwanderung ins Umland: Ziel der Grünen sei, dass in Lübeck überhaupt keine Einfamilienhäuser mehr zugelassen würden, konterte Christopher Lötsch (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses: „Sollen die Menschen alle ins Umland ziehen?“ „Wir diskutieren am Markt vorbei“, erklärte Peter Reinhardt (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender der Grundstücksgesellschaft „Trave“, „die Leute wollen Eigenheime und Reihenhäuser.“ Die Corona-Krise habe gezeigt, dass vor allem Familien mit kleinen Kindern mehr Platz brauchen, sagte Reinhardt. Zahlreiche Baugebiete sind in Vorbereitung. Tatsächlich gebaut wird beispielsweise an der Wasserkunst in St. Jürgen, wo 185 Geschosswohnungen und 35 Einfamilienhäuser errichtet werden. Im Johannes-Kepler-Quartier in St. Gertrud entstehen 165 Geschosswohnungen und 44 Einfamilienhäuser. Am Pinassenweg sind die Bagger in Gange, dort entstehen 74 Reihenhäuser und 26 Geschosswohnungen. Auch im Neubaugebiet Rothebek an der Kronsforder Landstraße wird gearbeitet, dort sollen 350 Menschen wohnen. Auf dem früheren Güterbahnhof laufen Abrissarbeiten. Auf dem Baggersand in Travemünde sind die vorbereitenden Arbeiten im Gange, hier sollen 257 Mietwohnungen entstehen. Die Angaben entstammen den Bebauungsplänen. Zahl der Eigentumswohnungen steigt: „Wir sehen das gleiche Bild, deuten es aber unterschiedlich“, sagte CDU-Fraktionschef Oliver Prieur, „die Forderungen der Grünen sind Baupolitik der 1970er Jahre, das machen wir nicht mit.“ Grünen-Fraktionschef Bruno Hönel: „Wir wollen nicht Eigenheime gegen Mietwohnungen ausspielen.“ Aber die Zahl der Eigentumswohnungen habe sich in den vergangenen Jahren verdreifacht, die Zahl der Mietwohnungen habe sich halbiert. Zu wenig Entlastung für Wohnungsmarkt? „Der angespannte Wohnungsmarkt wird nicht schnell genug entlastet“, erklärte Detlev Stolzenberg, Fraktionschef der Unabhängigen. Lübeck brauche die „30-plus-20-Regel“. Gemeint sind 30 Prozent Sozialwohnungen nach dem ersten Förderweg sowie 20 Prozent nach dem zweiten Förderweg. Diese Regel müsse vor allem in dem geplanten Neubaugebiet Teutendorfer Siedlung in Travemünde umgesetzt werden. Nach Corona-Pause: Cine Star Stadthalle in Lübeck öffnet wieder Öffnungszeiten der Bäckereien in Lübeck frische Brötchen an Pfingsten Gefesselte Studentin: Angeklagter soll weiteres Opfer gesucht haben Possehl-Stiftung: 600 000 Euro für Lübecks Kultur Altkanzler Gerhard Schröder und Soyeon Schröder-Kim verliebt in Lübeck Lübeck: Gesundheitsamt stoppt Konzerte im „Tonfink“ Lübeck: Naturbäder öffnen mit Corona-Regeln Lübecker Bildungssenatorin warnt vor zu schnellen Corona-Lockerungen in Kitas Einbruch bei Juwelier Mahlberg: Überwachungskamera filmte Täter Wieder am Lübecker Gustav-Radbruch-Platz: Radfahrer verletzt sich bei Unfall Ideen gegen Wohnungsmangel gibt es: Ragnar Lüttke (Linke) forderte eine neue Wohnungsmarktstrategie, in der die Stadt die Frage beantworten müsse, in welchen bezahlbaren Wohnungen Studierende und Familien denn wohnen sollen. „Teure Einfamilienhäuser bekämpfen die Wohnungsnot nicht“, beklagte Lüttke den Bau von hochpreisigen Wohnungen. Ideen gegen den Mangel an bezahlbaren Wohnungen gibt es durchaus. Die Wählergemeinschaft BfL hat vor Monaten vorgeschlagen, die Umwandlung von leerstehenden Geschäften in Wohnraum zu prüfen. Das sei längst beschlossen, sagte Christopher Lötsch, Vorsitzender des Bauausschusses, aber bisher nicht abgearbeitet. In Buntekuh und Moisling gibt es bezahlbare Wohnungen: Laut Statistikamt Nord hat sich die Zahl der fertiggestellten Wohnungen 2019 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. 811 Einheiten nennt das Statistikamt für Lübeck für das vergangene Jahr, 2018 waren es 416. Wie viele davon Sozialwohnungen sind, können die amtlichen Statistiker nicht beantworten. Die Bauverwaltung geht von 800 neuen, öffentlich geförderten Wohnungen in den kommenden Jahren aus. Lesen Sie auch: Vorbild Hamburg: Kann Lübeck 8-Euro-Wohnungen bauen? Grundstücksgesellschaft "Trave": Über 7000 bezahlbare Wohnungen in Lübeck So sieht es auf Lübecks Wohnungsmarkt wirklich aus Lübeck will künftig auf Tiefgaragen verzichten Von Kai Dordowsky

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