Butkereit und Wandtke ohne Medaille bei Judo-EM

Als die für Glinde startende Miriam Butkereit sich auf ihren Kampf um Bronze (Klasse bis 70 Kilo) bei der Judo-Europameisterschaft in Prag vorbereitete, saß der Lübecker Igor Wandtke (bis 73 kg) schon längst wieder im Auto zurück in seine Wahlheimat Hannover – frustriert und verärgert. Nach dem zweiten Kampf war die EM für ihn beendet. Immerhin hatte die Schulter, an der er operiert worden war, gehalten. Wandtke wütend, aber besser als DJB-Konkurrent Zingg: „Was soll ich noch in dem Knast?“, hatte er ln-online gesagt, die den besten Lübecker Judoka telefonisch auf der Heimreise erreichte. Damit spielte er auf die extremen Quarantäne-Bedingungen an, unter denen diese sehr spezielle EM nur veranstaltet werden durfte. Fast nur sein Hotelzimmer und die riesige Wettkampfhalle durfte er betreten, mehr Desinfektionspersonal als Sportler traf er dabei. Ohne Maske nahe kommen durfte er am Vormittag zunächst dem Ungarn Frigyes Szabo, der sein erster Gegner war. Nach 3:55 Minuten gewann Wandtke mit Ippon (wegen drei Shido-Strafen). Der nächste Kontrahent hieß Victor Sterpu (Moldau). Es war ein erbitterter Kampf – und am Ende hatte der Lübecker ihn verloren, wegen einer einzigen Waza-ari-Wertung. Zwei klare Wertungen nicht gegeben? „Das war eine sehr fragwürdige Entscheidung“, fand Wandtke. „Eigentlich war er platt, aber es gab immer wieder endlose Unterbrechungen, in denen er wieder Luft holen konnte.“ Die Pausen entstanden, weil „man mir zwei klare Wertungen streitig gemacht hatte“, so Wandtke. Stattdessen zog ihn sein Gegner 18 Sekunden vor Kampfende (vier Minuten) über die Hüfte, bekam eine mittlere Wertung und die reichte zum Sieg. Der Lübecker konnte sich weder damit trösten, dass sein härtester Konkurrent um ein nationales Olympiaticket, Anthony Zingg, ebenfalls nur einen Kampf gewann, noch dass Sterpu am Ende des Turniers der neue Europameister war.. Butkereit scheiterte an der Weltmeisterin: Besser lief es für Miriam Butkereit, die sich fit fühlte und eine Medaille als Ziel ins Auge gefasst hatte. Ihren ersten Kampf gegen die Russin Alena Prokopenko gewann die 26-Jährige nach 2:44 Minuten durch Ippon, dann traf sie auf Margaux Pinot. Man kennt sich. Gegen die Französin hatte sie 2018 das Finale des Abu Dhabi Grand Slam verloren – und auch dieses Mal in Prag zog sie den Kürzeren nach voller Kampfzeit wegen eines Waza-aris pro Pinot, die am Ende übrigens wie Wandtkes Gegner den EM-Titel holte. Butkereit allerdings durfte in die Trostrunde, gewann diese per Ippon (1:09 Minuten) gegen die Slowenin Anka Pogacnik und kämpfte um Bronze. Nach 2:18 Minuten war der Traum für sie vorbei, unterlag sie der Weltmeisterin Marie-Eve Gahie aus Frankreich. Bronze für Deutschland durch Trajdos: Immerhin stellte Butkereit in Prag unter Beweis, dass sie den Kampf ums Olympia-Ticket noch nicht aufgegeben hat, näher an ihre nationale Konkurrentin Giovanna Scoccimarro herangerückt ist, die bei der EM schon in der ersten Runde ausgeschieden ist. Ebenso erging es aus deutscher Sicht Tim Gramkow in der Klasse bis 81 Kilo (Europameister wurde Tato Grigalashvili aus Georgien). Die einzige Medaille für den Deutschen Judobund holte an diesem Freitag (20.11.) Martyna Trajdos. Sie gewann Bronze in der Klasse bis 63 kg (Europameisterin wurde die Französin Clarisse Agbegnenou). Von Jürgen Rönnau